Hell, freundlich und aufgeräumt wirkt die Wohnküche von Familie Brütsch in Barzheim SH, ganz nah an der deutschen Grenze. Hier wirkt vor allem Rahel Brütsch. «Ich habe den hauswirtschaftlichen Teil unseres Betriebes übernommen», sagt die 38-jährige Bäuerin. Doch das ist nur ein Teil ihrer Aufgaben.

So ist sie etwa beim Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverband (SBLV) seit zwei Jahren in der Kommission Hauswirtschaft aktiv und wird ab Mai als deren Präsidentin amten. «Hauswirtschaft ist ein relevantes Thema und geht alle an, nicht nur die Frauen», sagt Rahel Brütsch zu ihrem Engagement. «Hauswirtschaft ist aus meiner Sicht zudem ein wichtiger Teil für den Erfolg eines Betriebes. Fühlen sich die Leute wohl, etwa beim gemeinsamen Essen, arbeiten sie auch gern auf dem Hof.»

Plötzlich auf einem Hof

Rahel kam vor 20 Jahren auf den Betrieb, als sie gerade mal 18 war. Ihr damaliger Freund Christoph Brütsch konnte mit 22 Jahren den Hof der Eltern übernehmen, da diese den Zuschlag für einen Pachtbetrieb bekommen hatten. «Ich bin nicht in der Landwirtschaft aufgewachsen, meine Eltern sind Lehrer», sagt Rahel Brütsch. «Die ersten Jahre waren daher intensiv.» Sie hatte damals ihre Lehre als Köchin abgeschlossen und entschieden, die Berufsmatura zu machen und Ernährungsberatung zu studieren. Dazu kamen die Arbeiten auf dem Hof.

Rahel und Christoph Brütsch bewirtschaften einen Mastmuni- und Ackerbaubetrieb. Sie arbeiten eng mit Christophs Bruder Rafael Brütsch zusammen, der in Griesbach einen Hof mit Mutterkühen betreibt. Die Brüder teilen sich Maschinen und helfen sich mit Lehrlingen und Mitarbeitern aus.

«Jede und jeder soll den Haushalt auf die eigene Art machen dürfen.»

Gemeinsam mit den Eltern betreibt die jüngere Generation zudem die «Brütsch erdverbunden GmbH». Die Firma organisiert den Anbau und die Ernte von Ölkürbissen. Diese werden in der eigenen Ölmühle auf dem Hof in Griesbach zu Kürbiskernöl und verschiedenen «Knabberkern»-Produk-ten verarbeitet. «Rund 40 Bauern bauen für uns Ölkürbisse an», erklärt Rahel Brütsch. Zudem bietet das Unternehmen Grüngut-Kompostierungen an.

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Rahel Brütsch ist zuständig für die Administration der Firma und des Landwirtschaftsbetriebes. Und sie kocht jeden Mittag für sechs bis dreizehn Personen. «Wie viele wir am Tisch sind, hängt von den Arbeiten auf dem Hof ab.» Das Essen Tage im Voraus genau zu planen, hat sich nicht bewährt. Die Mutter von zwei Kindern im Teenager-Alter setzt daher auf eine gut gefüllte Vorratskammer. «Ich bestelle den Grundstock jeweils online», sagt sie. «Das erleichtert einiges.» Die Frischprodukte kauft sie regional ein, das Fleisch ist vom eigenen Betrieb.

Lieber kochen als gärtnern

«Kochen ist nach wie vor meine Leidenschaft und gleichzeitig entspannend», erzählt sie weiter. «Gärtnern liegt mir dagegen gar nicht. Ich habe nur einige Kräuterbeete.» Das sei das Tolle an der Landwirtschaft: «Man muss auch als Bäuerin nicht die Erwartungen anderer erfüllen. Und man kann sich das aus-suchen, was Freude macht.» Und die andere Arbeiten? Rahel Brütsch lacht: «Die muss man sich so einrichten, dass sie auch irgendwie Spass machen.»

Früher machte sie im Haushalt immer alles selbst. «Ich dachte, das sei die Erwartung. Heute haushalte ich so, wie es für mich stimmt». So hat ihr 14-jähriger Sohn Nils schon mit elf gelernt, wie man Wäsche sortiert und wäscht. Unter anderem, weil Rahel Brütsch damals den Schaffhauser Spezialitäten-Markt an der Olma organisierte und zehn Tage dort arbeitete.

Bilder helfen beim Sortieren

«Wir haben gemeinsam eine Powerpoint-Präsentation mit Bildern erstellt. Die hängt noch heute neben der Waschmaschine», sagt seine Mutter. «Dabei lernte er am Computer zu arbeiten und wie man Wäsche sortiert.» Das Mittagessen für Familie, Lehrlinge und Mitarbeiter ist fertig: Salat, Kartoffelgratin, Fleisch aus dem Ofen und Kürbisschnitze. Rahel Brütsch arrangiert die warmen Speisen beim Herd zu einem Buffet, an dem sich jeder selbst bedient. «Das hatten wir während der Corona-Zeit eingeführt und es hat sich bewährt.» [IMG 2]

Beide Kinder, auch die 15-jährige Yela, können ein Mittagessen für zehn Leute auf den Tisch bringen, wenn Rahel Brütsch mal abwesend ist. Ehemann Christoph liegt das Kochen weniger. «Das liegt nur an der neuen Küche», witzelt er beim Mittagessen. «Die verstehe ich noch nicht.» Er habe es nicht so mit dem Haushalten, gibt er zu. Dass etwa seine Überhosen nur gewaschen werden, wenn er sie selbst in die Waschküche bringt, findet er in der Theorie richtig. «Aber in der Praxis hapert es.»

Wissen, was geleistet wird

«Es ist wichtig, dass alle in der Familie vom Haushalten eine Ahnung haben», meint Rahel Brütsch. «Dann weiss man, wie viel Arbeit das macht, und zeigt mehr Wertschätzung denen gegenüber, die den Haushalt schmeissen.» Damit man sich vor lauter Arbeit nicht verliert, braucht es aber immer mal wieder kleine Auszeiten. «Man kann nicht nur für Betrieb und die Familie da sein.» Dazu können auch auswärtige Arbeiten oder Engagement gehören, wie bei ihr selbst. «Ich habe Freude an neuen Projekten. Zudem bereichern Kontakte und Herausforderungen mein Leben und bringen neue Ideen.»

Nicht nur das Kochen, auch die anderen Hausarbeiten lassen sich auf dem Hof von Familie Brütsch kaum je nach Plan erledigen. «Es kommt immer etwas dazwischen.» In der Wohnküche sorgt daher ein Roboter-Staubsauger für saubere Böden. Die Lehrlinge putzen ihre Zimmer selbst. Ihre Kleidung wäscht Rahel Brütsch mit. Doch Unterwäsche und Socken müssen die Lernenden in Wäschebeutel füllen. «Sonst kann ich die Sachen nicht auseinanderhalten.»

«Jede und jeder soll den Haushalt auf die eigene Art machen dürfen», sagt die passionierte Köchin beim Dessert, Vanille-Glace mit Kürbiskernen und Kürbiskernöl. Dazu gehört auch, dass man toleriert, wenn jemand die Arbeit anders angeht. «Nur so klappt es, andere zum Helfen zu motivieren», meint sie und fügt mit einem Lächeln hinzu: «Beides gelingt mir nicht immer, aber deutlich besser als früher.»

Tag der Hauswirtschaft

Hauswirtschaftliche Arbeiten sind mehr als Kochen und Putzen. Dazu gehören – unter anderem – Budgetplanung, Projektmanagement, Energiesparen, Gärtnern, Konservieren und Upcycling. «Auch wenn diese Arbeiten im Alltag oft nicht wahrgenommen werden, sind sie doch ein wesentlicher Teil unseres Lebens», schreibt der SBLV auf seiner Website. Zum internationalen «Tag der Hauswirtschaft» am 21. März hat der Verband daher ein Kurzvideo zusammengestellt.

Dazu schreibt der Verband: «Wir möchten die verschiedenen Haushaltstätigkeiten ins Zentrum rücken und uns bewusst machen, welch grossartige Leistung hier fürs persönliche, gesellschaftliche und familiäre Wohl erbracht wird.»

Mehr zum Tag der Hauswirtschaft finden Sie hier.