Ein Schwatz mit einer Kundin, die die schönen Zwetschgen lobt, Birnen abwägen und verkaufsbereit in Schalen packen: Am Vormittag ist im Hofladen der Obstbauern Susanne und Andreas Hedinger in Wilchingen SH einiges zu tun.

Am Abend macht Susanne Hedinger erneut einen kurzen Abstecher in den Hofladen – und muss schmunzeln. Gestern lag ein Zettel in der Kasse, auf dem eine Kunde notiert hatte, dass sein Bargeld für die gekauften Äpfel nicht gereicht hätte. Er würde und das Geld morgen vorbeibringen. Tatsächlich findet sie heute den fälligen Betrag mit einem erneuten Zettel des Kunden in der Kasse vor.

Investition in Automat

Die Obstbauernfamilie Hedinger erlebte im Lauf der Jahre viel Positives aber auch Negatives mit ihrem Hofladen «Öpfelparadies». Jahrelang betrieben sie ihr Lädeli auf konventionelle Art. «Mein Traum war schon immer, ein eigenes Hoflädeli.» erklärt Bäuerin Susanne Hedinger dazu.

Doch als sie auf einer Ausstellung ein Hofautomaten präsentiert bekamen, war vor allem Andreas Hedinger gleich Feuer und Flamme. Zu Hause angekommen, informierten sich die beiden bei einem Händler, was ein passend grosses Gerät kosten würde. «Ja, es waren hohen Anschaffungskosten» sagt Susanne Hedinger, «doch sie haben sich gelohnt.» Negatives, wie rund um die Uhr erreichbar sein, Diebstahl oder beschädigte Ware gibt es auf dem Hof seit der Einführung des Automaten im Jahr 2017 nicht mehr. Dieser ist 24 Stunden in Betrieb, was ihre Kundschaft sehr schätzt.

Anfängliche Ängste, dass vor allem die älteren Kunden mit der Technik Mühe hätten, waren schnell verflogen. Mit einer Schritt-für-Schritt Anleitung erklärten die Obstbauern ihrer Kundschaft das genaue Vorgehen. Das machte es der Kundschaft einfach, sich schnell mit dem neuen Gerät anzufreunden. Einen negativen Punkt gibt es trotzdem: Zahlungen sind derzeit nur in Bar möglich. Ein Update für Kartenzahlung oder Twint bedingt eine grössere Investition, welche die Familie Hedinger momentan nicht machen möchte.

Breites Sortiment

Über den Automat verkauft Familie Hedinger Obst und Honig vom Hof sowie Produkte von anderen Betrieben, wie etwa Spargel, Kartoffeln, Eier oder Apfelsaft aus der Mosterei im Dorf. Diese Zusammenarbeit, sowie ein breites Verkaufssortiment ist ihnen wichtig. «Wir möchten, dass unsere Kundschaft zentral einkaufen kann.» erklärt Andreas Hedinger. 80 Fächer haben sie für die Verkaufsprodukte im Hofautomat zur Verfügung. Je nach Saison, sind diese mehr oder weniger gefüllt.

Via Facebook, auf dem Aushang vor dem Laden und auf ihrer Website informiert die Bauernfamilie, welche Produkte gerade im Hofladen aktuell sind, Für Susanne und Andreas Hedinger ist der Hofautomat die perfekte Lösung, welche sie nicht mehr missen möchten. Damit Direktvermarktung Freude macht und auch wirtschaftlich interessant ist, sind generell folgende Punkte wichtig:

  • Mit eigenen Rohstoffen produzieren, wenn immer möglich eigene Infrastruktur nutzen.
  • Wirtschaftlichkeit prüfen: Verkaufspreise richtig kalkulieren und vergleichen.
  • Den Lebensmittelbetrieb beim Kanton melden.
  • Die Produkte regelkonform deklarieren.

Rechnen, anpassen, prüfen

Simone Hunziker, zuständig für Betrieb, Familie, Diversifizierung bei der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea, empfiehlt zudem:

Anpassungen machen: Die Produktepalette gelegentlich hinterfragen. Was verkauft sich gut, was weniger? Welche Mengen produziere ich aufs Mal? Wie grosse Verkaufseinheiten biete ich an?

Geschickt platzieren: Mit einer durchdachten Warenpräsentation können die Kunden gezielt auf Neuheiten oder Aktionen aufmerksam gemacht werden (Stichwort «Kundenführung»).

Realitätscheck: Bin ich gerne Direktvermarkterin? Nur Direktvermarktung zu machen, weil es andere auch machen, lohnt sich selten, weil man dann nicht mit dem Herz dabei ist.

Korrekt deklarieren: Die Deklaration ist beim Verkauf zentral. Die Produkte müssen richtig angeschrieben sein. Das hat insofern mit der Rentabilität zu tun, weil es doch auch recht zeitaufwändig ist. Diese Zeit muss im Preis miteinbezogen sein.

Rechnen statt schätzen: Es lohnt sich, vor der Produktion mit einer ehrlichen Berechnung festzustellen, wie hoch die Rentabilität oder die Gewinnschwelle der Produkte tatsächlich ist.

Weitere Informationen: www.öpfelparadies.ch

Agridea bietet auf seiner Website Datenblätter mit Anleitungen für die Preiskalkulation und Berechnungsformulare an: www.agridea.ch

Die Grundlagen für die Direktvermarkung können während der Ausbildung zur «Bäuerin mit Fachausweis» in einem Wahlmodul erlernt werden, dies im Rahmen des Gesamtpaketes «Willkommen auf dem Bauernhof»: www.landfrauen.ch