«Ich schätze das geniale Netzwerk unter den Frauen auf dem Land und das breite Angebot von spannenden Aktivitäten im Verein», sagt Stephanie Wittmer aus Wyssachen BE. Sie ist bei den Landfrauen Wyssachen und kennt deren Werte und Traditionen bestens.

Stephanie Wittmer ist zudem Gemeindeverwalterin in einem Vollzeitpensum sowie im Vorstand und Vizepräsidentin vom Verband des Bernischen Gemeindekaders (BGK). Dieser fördert und pflegt die kollegialen Kontakte und den Erfahrungsaustausch im zweisprachigen Kanton, ebenso die Weitergabe von Fachwissen unter den Mitgliedern.

Dialog fördern

Damit ist Stephanie Wittmer eine von den vielen jungen Landfrauen, die den Dialog zwischen Stadt und Land täglich leben, Vor- und Nachteile davon kennen. Rund 50 000 Frauen bilden die Basis des SBLV. Davon sind mehr als die Hälfte nicht aktive Bäuerinnen, sondern Frauen vom Land ohne Landwirtschaftsbetrieb.

Das Stadt-Land-Verhältnis

Mit dem Ziel, ein besseres Verständnis für die Spannungsfelder zwischen Stadt und Land zu bekommen, hat die Fenaco 2021 erstmals beim Forschungsinstitut Sotomo die Erarbeitung eines Stadt-Land-Monitors in Auftrag gegeben. Der zweite Stadt-Land-Monitor, der im Frühling 2023 publik wurde, liefert aktuelle Informationen, wie sich das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Spannungsfeld seither entwickelt hat.

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Unterschiede sind grösser

Im Projektteam waren Michael Hermann, Inhaber von Sotomo und Dozent an der Universität Zürich, sowie Anna John und Virginia Wenger. Michael Hermann ist im Landstädtchen Huttwil BE aufgewachsen und kennt die Stadt-Land-Thematik aus eigener Erfahrung.

Der zweite Stadt-Land-Monitor zeigt auf, dass sich der politische Stadt-Land-Graben stabilisiert hat. Dafür sind die von der Bevölkerung wahrgenommenen Unterschiede grösser geworden. In die Auswertung sind die Antworten von 3105 Personen eingeflossen.

Weniger Gegeneinander

Einigkeit herrscht bei der Versorgungssicherheit: Stadt und Land wollen die Inlandproduktion stärken. Der Krieg in der Ukraine hat dem Anliegen im Energiebereich neue Dringlichkeit verliehen.

Der Wunsch nach mehr Selbstversorgung schafft die Basis für mehr gemeinsames Anpacken und weniger Gegeneinander. Jede zweite Person aus einer grossen Stadt zieht wegen des Klimawandels eine Veränderung der eigenen Wohnsituation in Betracht, auf dem Land ist es nur jede Dritte. Im zweiten Stadt-Land-Monitor von 2023 wurde das Vereinsengagement nicht mehr befragt. Im Jahr 2021 waren auf dem Land 31 Prozent in einem Verein, in der Stadt nur 22 Prozent.

Brücken bauen

Der Hauptzweck bei der Gründung der Landfrauenvereine war in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Aus- und Weiterbildung der Frauen auf dem Land. Die gemeinnützigen Frauenvereine, vor allem auch in der Stadt, pflegen seit jeher das Engagement in der sozialen Hilfe. Immer aber waren die Frauen im Mittelpunkt und haben Brücken gebaut sowie ein starkes Netzwerk geschaffen.

In den Dörfern wird an der Basis heute noch von den Bäuerinnen- und Landfrauenvereinen viel für die Aus- und Weiterbildung gemacht. Exkursionen, Kurse und der Gedankenaustausch haben einen hohen Stellenwert.

Dazu gibt es öffentliche Veranstaltungen und Auftritte, die Kontakte zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung stärken. Es ist allerdings in der heutigen Zeit schwer, Menschen für einen Verein zu begeistern. Doch gerade solche Netzwerke können mithelfen, Brücken zwischen den Frauen und Menschen von Stadt und Land zu bauen.