«Die Luzerne wird nicht umsonst Königin der Futterpflanzen genannt», erklärt Hanspeter Hug vom Fachbereich Futterbau am Strickhof. Wie es sich für eine Königin gehöre, habe sie hohe Ansprüche. So gedeiht sie am besten auf tiefgründigen, gut durchlässigen, nährstoffreichen Böden. Als Leguminose benötige sie zwar keine Stickstoffdüngung, eine gute Phosphor- und Kaliumversorgung sei aber essenziell, berichtet der Futterbauexperte. Saure Böden, schwere Maschinen und anhaltenden Viehtritt vertrage die Pflanze nicht. Ebenso verhalte es sich mit Staunässe nach Regenfällen.

Tiefe Pfahlwurzel

Die Luzerne gilt ausserdem als eine der trockenheitstolerantesten Futterpflanzen. Ein Grund dafür ist ihre tiefe Pfahlwurzel, mit der sie Wasser aus bis zu zwei Metern Bodentiefe erreichen kann. Kein Wunder also, dass sie im Zuge des Klimawandels und damit tendenziell immer trockeneren Sommern an Popularität gewinnt.

Hoher Vorfruchtwert

Die Leguminose bringt jedoch noch weitere Vorteile mit sich, weiss Rainer Frick, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe Weidesysteme bei Agroscope. «Trotz ihrer hohen Wärmeansprüche im Sommer erträgt sie kalte Winter und Fröste recht gut und kann so auch in höheren Lagen von bis zu 1200 m ü. M. angebaut werden.» Weiter verbessere sie die Bodenstruktur und den Humusgehalt und produziere bei der Nutzung vor der Blüte Eiweisserträge von bis zu 2500 kg Rohprotein pro Hektare. Dieses befindet sich vor allem in ihren Blättern.

Anbau nicht überall möglich

Ihre Anbaugebiete konzentrieren sich laut Rainer Frick vor allem auf Regionen in der Westschweiz sowie vereinzelte Gebiete z. B. entlang des Thurgauer Seerückens mit geeigneten Böden und nicht zu hoher Niederschlagsmenge (unter 1000 mm/Jahr). Anbauversuche hätten ausserdem gezeigt, dass Luzerne-Gras-Mischungen bessere und stabilere Erträge erbringen als Reinkulturen.

«Bei pH-Werten unter 6,5 im Boden muss mit Knöllchenbakterien geimpftes Saatgut verwendet werden», so Frick. Gleiches gilt, wenn der Luzerneanbau auf der Parzelle bereits mehr als fünf Jahre zurückliegt. Ausgesät werde auf feinkrümeligem, genügend abgesetztem Saatbett in maximal ein Zentimeter Tiefe.

Anfällig für Bröckelverluste

Die Nutzungsdauer beträgt zwei bis drei Jahre. Dabei sollte die Luzernekultur idealerweise viermal pro Jahr geschnitten werden, erklärt Rainer Frick. Ausserdem sollten die Pflanzen im zweiten oder dritten Aufwuchs erst zum Beginn der Blüte gemäht werden, damit sie ihre Reserven bilden können. Mit ihren feinen Blättern, die schneller trocknen als die groben Stängel, sei die Luzerne sehr anfällig für Bröckelverluste.

Für eine verlustarme und futterschonende Ernte sollte deshalb folgendes beachtet werden:

  • Eine Stoppelhöhe von mindestens acht Zentimetern,
  • Scharfe Klingen am Mähwerk für einen sauberen Schnitt,
  • Scheibenmäher anstatt Trommelmäher, da das breit abgelegte Mähgut besser abtrocknen kann,
  • Zetten auf das Minimum beschränken und mit tiefer Drehzahl an der Zapfwelle fahren,
  • Wenden und Schwaden am Morgen bei Taufrische.

«Anwelkgrad ist zentral»

Ihr hoher Rohprotein- und Rohfaseranteil sowie ihr niedriger Zuckerwert machen die Silierung von Luzerne zu einer Herausforderung. «Ein optimaler Anwelkgrad ist zentral», sagt Rainer Frick. Er empfiehlt:

  • Für das Silieren im Flachsilo sollte der Anwelkgrad bei 30 bis 35 % liegen,
  • im Hochsilo bei 35 bis 40 %,
  • und bei der Ballensilage bei 45 bis 50 %.

Gerade die groben Stängel der Pflanzen machen eine gute Verdichtung des Erntegutes schwierig. Deshalb sollten Ladewagen und Pressen mit einem leistungsfähigen Schneidwerk ausgestattet sein.

Siliermittel helfen bei schlechten Bedinungen 

Bei ungenügendem Anwelkgrad, zu geringer Verdichtung oder Gefahr von Futterverschmutzung empfiehlt sich der Einsatz von Siliermitteln. «Es eignen sich chemische Mittel zur Förderung der Hauptgärung und Vermeidung von Fehlgärungen der Liste A», weiss Ulrich Wyss, pensionierter Futterkonservierungs-Spezialist.

Der Zusatz von Milchsäurebakterien sei nicht immer wirksam, da der Zucker als Nährsubstrat für die Bakterien oft fehle. Daher müsse zusätzlich Zucker ergänzt werden. Bei der Silierung in Rundballen ist darauf zu achten, dass bei Ablage der Ballen auf dem Feld die groben Stängel der Luzerne die Folie beschädigen können. Rainer Frick empfiehlt deshalb acht bis zehn Folienlagen, anstatt der üblichen sechs.