Dieser Anblick schmerzte ein bisschen. Anfang Woche waren viele schattige Matten eingedeckt mit Schnee; von weidenden Kühen oder laufenden Mähwerken fehlte jede Spur. Wetterfachleute betonen jedoch, der gefallene Schnee und die tiefen Temperaturen überraschten definitiv weniger als die äusserst sommerlichen Tage vor dem Kälteeinbruch.
Auch wenn man vom April also alles erwarten kann und muss, stellt sich aktuell die Frage, wie sich der bereits weit entwickelte Bestand unter der Schneedecke hält?
«Wie im Kühlschrank»
«Dort drunter ist es wie in einem Kühlschrank», sagt Bruno Nabulon vom Landwirtschaftlichen Zentrum SG. Der Schnee alleine beschädige im Futterbau nicht viel. Erst wenn es einen strengen Frost geben und der Schnee noch zwei Wochen liegen bleiben würde, müsse man sich Sorgen machen, schätzt der Agronom die Lage ein. Auch die Gefahr von Fäulnis bestehe erst, wenn nach dieser Kälteperiode lange nicht gemäht werden kann, so Nabulon.
«Die abgedrückten Bestände werden dann schwieriger zu mähen sein. Die bereits geweideten oder gemähten Flächen werden weniger flach gedrückt und sind bei tiefen Temperaturen unter dem Schnee sogar geschützt», erklärt der Berater. «Was man aber anmerken muss, ist, dass die Pflanzen zurzeit keine Fotosynthese betreiben, also wird der Zuckergehalt in den nächsten Tagen wohl nicht hoch sein», prognostiziert Nabulon.
Noch voll im Wachstum
Die Lage sieht Bruno Nabulon auch deshalb entspannt, weil gesunde Wiesen sehr robust seien und einige Wetterkapriolen ertragen. «Auch wenn einmal ein Kleeblatt oder eine Gräserblüte abfriert, ist das in der Regel kein Problem – im Gegensatz zu anderen Kulturen, wo dies einen Totalausfall bedeuten kann», so der Agronom.
Praktiker und Beratende sind sich einig: Die Mischungen stecken zurzeit voll im Wachstum – allfällige Schäden können noch gut kompensiert werden und der Bestand wird wieder aufstehen. Eine schwere Schneedecke wäre erst dann ein Problem, wenn bereits alte Bestände vorlägen. Bruno Nabulon ergänzt, dass Gräser generell etwas resilienter seien als Kleearten.
Und das Italienische Raigras?
Beim Thema Klee unter Schnee erwacht auch ein ehemaliger Inforama-Berater aus der Winterruhe. Dieser meint sodann, dass niedergedrückte Italienisch-Raigras-Wiesen im Unterland ein Problem sein könnten. Sein Rat: «Wenn sich die Stängel nicht wieder aufrichten können, möglichst bald mähen, sonst könnten Futterqualität und der Aufwuchs beeinträchtigt werden.»
Grund zur Entwarnung also? «Ich bin überzeugt, die Situation sieht heute etwas schlimmer aus, als sie dann wirklich ist», meint Bruno Nabulon.
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Teils geschlossene Schneedecke
Übrigens: Das Landwirtschaftliche Zentrum im sankt-gallischen Flawil ist dem Messnetz der AGFF angeschlossen und misst das Graswachstum in einem wöchentlichen Rhythmus. Diese Woche fallen die Daten dieses Standorts wohl aus: «Ich kann nicht messen – sogar in Flawil liegt eine geschlossene Schneedecke», witzelt Bruno Nabulon.
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