Norbert Kräuchi, Leiter der kantonalen Abteilung Landschaft und Gewässer, rechnete 2015 für den Kanton Aargau aus, dass die Bauern 60 Prozent des 2014 verloren gegangen Landwirtschaftslands selber überbaut hätten. Er wollte mit seiner Rechnung die Beziehungen im Streit um die Ausscheidung von Gewässerschutzräumen wahren, provozierte aber heftige Reaktionen.

Ausserhalb der Bauzone wird tatsächlich viel gebaut. Wie die Bernerzeitung berichtete, schätzt Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz, dass aufgrund des aktuellen Pouletbooms 200 bis 300 neue Geflügelmasthallen entstehen werden.

Bauernverband ist verärgert

Beat Röösli vom Schweizer Bauernverband weist die Zahlen aus dem Aargau weist er als haltlos zurück. Die Zahlen aus dem Aargau seinen weder belegt noch je veröffentlicht worden. Zudem werde der künftige Bedarf von Strassen und Bahnstrassen totgeschwiegen. Wer von Landwirten fordere, sie müssten in­ternational wettbewerbsfähiger werden und sich den Strukturen der EU angleichen, könne sie nicht im selben Atemzug mit zahlreichen, teuren Einschränkungen davon abhalten. Die Abstände zwischen Geflügelmasthallen und Wohnhäusern oder anderen Produktionsbetrieben müssten zudem wegen Tierseuchvorschriften und Geruchsemissionen eingehalten werden.

BPUK ist anderer Meinung

Die Konferenz der kantonalen Bau- und Planungsdirektoren (BPUK) ist anderer Meinung. Von der Geschäftsführerin Christa Hostettler wurde ein zunehmender Trend zu Gesetzesartikeln, die Einzelfälle regelten, beobachtet. Der Bund möchte diesem Trend mit der zweiten Etappe zur Revision des Raumplanungsgesetzes entgegenwirken. Die erste Vorlage ist in der Vernehmlassung gescheitert. Derzeit wird bei den Kantonen Rückhalt für die überarbeitete Fassung abgeholt, die sich zum grössten Teil mit Bauen ausserhalb der Bauzone befasst.

Röösli ist dagegen, dass der heutige Zustand nun auch noch per Gesetz festgeschrieben wird. «Das Gesetz muss so ausgestaltet sein, dass es die Bauern einhalten können», betonte er gegenüber der Bernerzeitung.

Neuer Ansatz = mehr Spielraum?

Ein völlig neuer Ansatz, der ins Gesetz gelangen soll, soll einen sogenannten Planungsansatz für die jeweilige Ausgangslage berücksichtigen. Ziel ist laut dem Bundesamt für Raumentwicklung, den Kantonen in bestimmten Gebieten mehr Nutzen und damit mehr Spielraum für passende Lösungen zuzugestehen. 

Hilfe vom WWF

Die Naturschutzorganisation WWF steht der Aargauer Untersuchung zwar ebenfalls bei, geht aber gesamtschweizerisch von nur knapp 30 Prozent aus, bei denen neue landwirtschaftliche Erschliessungsstrassen noch nicht dazugerechnet wurden.

lae