BauernZeitung:Pirmin Furrer, per 1. Oktober musste auch die ZMP die Milchpreise massiv senken. Minus 4 Rappen bei der A-Milch und 5 Rappen weniger im B-Segment, nur weil Russland keine Butter und kein Käse mehr aus der EU bezieht?


Pirmin Furrer:Nicht nur. Das Embargo, das Russland für Milchprodukte aus der EU ausgesprochen hat, ist sicher ein wesentlicher Treiber für die sin­kenden Milchproduktpreise im Ausland. Weiter ist die Milchproduktion in Europa fünf Prozent über dem Vorjahr. Die hohe Milchmenge drückt ebenfalls auf die ausländischen Milchpreise. Die Preisdifferenz zwischen Inland und Ausland vergrössert damit auch die Unterdeckung im Schoggigesetz.


Sie haben kürzlich an einer Veranstaltung gesagt, dass 2015 mit einem starken Druck auf den Industriemilchpreis gerechnet werden muss. Befürchten Sie Verhältnisse wie 2012?

Aktuell ist die Lage sehr ungewiss. Wir wissen nicht, wie lange die negativen Faktoren im ausländischen Markt bestehen bleiben. Zusätzlich ist die Quotenaufhebung in Europa per 1. April 2015 ein weiterer Unsicherheitsfaktor. In der langfristigen Betrachtung sehen wir nach 2015 aber auch viele Chancen. Der globale Milchverbrauch wird um zwei Prozent pro Jahr zunehmen. Zusätzlich wird die Kaufkraft in einigen Region der Welt grösser. Damit können diese Leute Premium-Milchprodukte kaufen, welche hoffentlich auch aus der Schweiz stammen.


Nicht wenige silofreie Käsereimilchproduzenten liebäugeln wegen geringen Mehrpreises und des nassen Sommers mit einem Wechsel in den Industriekanal. Wie geht die ZMP mit dieser Situation um?

Aktuell wird die Differenz zwischen Käserei- und Molkereimilch wieder grösser. Die Chance, dass der Käsereimilchpreis stabiler bleibt als der Molkereimilchpreis, wird mittelfristig grösser. Ob das langfristig auch so sein wird, das wird sich zeigen. Der Käsereimilchpreis hängt stark vom Erfolg der einzelnen Käsesorten ab.


Die Milchdichte in der Zentralschweiz ist wegen der Logistikkosten für die ZMP von grosser Bedeutung. Haben Sie Anzeichen, dass diese Dichte 
in einigen Tälern verloren geht mit Konsequenzen für die verbleibenden Milchproduzenten?

Die Milchproduktion in der Zentralschweiz entwickelt sich in allen Teilregionen gleich. Wir stellen fest, dass ungeachtet der Betriebsgrösse und der Region die Aufgabe der Milchproduktion in der Grössenordnung der Vorjahre liegt. Klar ist aber, dass, wenn der Milchpreis zu stark ­sinken sollte, und dies über einen längeren Zeitraum, unsere Milchproduzenten vermehrt Alternativen zur Milchproduk
tion prüfen werden. Dies wäre nicht im Sinne einer hohen Milchdichte und auch nicht 
gut für einen starken und ge­sunden Verarbeitungsstandort Schweiz.


Interview Armin Emmenegger