Schon seit 20 Jahren wird auf dem Betrieb Länggasse von Simon Rogger Fleisch verarbeitet und ab Hof verkauft. Damit startete schon sein Vater. Weder war er gelernter Metzger noch Sohn Simon, das Handwerk eigneten sich beide von Metzgerskollegen und durch Erfahrung an.

Einstieg als Junglandwirt

Der 32-jährige gelernte Landmaschinenmechaniker stieg nach einem mehrmonatigen Kanada-Aufenthalt Ende 2011 zu Hause ein, absolvierte dann die Nachholbildung zum Landwirt. Die Betriebsübernahme von den Eltern erfolgte 2015, diese halfen weiter tatkräftig mit. Verändert habe er wenig, «es lief ja alles gut», nach einigen Jahren optimierte er aber die Direktvermarktung, dazu kam ein Partyraum. Der bestand zwar schon viel früher, war aber vorher vermietet und wird seither mit eigenem Catering selber geführt.

Bewusst keine Bewässerung

Im Obstbau hat der Junglandwirt vor Jahren die Anlage remontiert. Die ist zwar mit Netzen geschützt, bewässert wird aber bewusst nicht. Er habe da seine Philosophie, sagt Rogger. «Die Bäume sollen sich an den Standort gewöhnen, die sollen nicht verwöhnt werden mit Wasser.» Weil alle Früchte direktvermarktet werden, ist die Sortenvielfalt bei den Zwetschgen, Kirschen, Äpfeln und Birnen gross. Für saisonale Spitzen im Obstbau kann er auf Helfer(innen) zählen.

Seit dem Tode des Vaters vor rund einem Jahr habe er die Arbeitsabläufe weiter optimieren müssen, um die viele Arbeit auf dem zwar kleinflächigen, aber wertschöpfungsintensiven Betrieb quasi alleine bewältigen zu können. So wurde auch die Fütterung bei den Schweinen mechanisch rationalisiert.

Fleisch ab Hof ist gefragt

Der Betrieb ist mit 6,5 ha selbst genutzter LN klein, aber arbeitsintensiv. Einen Teil der Gülle führt Simon Roger weg, damit die Nährstoffbilanz ausgeglichen ist. Ebenso wird Wiesenfutter ab Feld zur Schnittnutzung verkauft.

Simon Rogger macht mit bei einem Ring für arbeitsteilige Ferkelproduktion, hat 20 Abferkelplätze, im Jagerstall bleiben die Tiere bis 25 kg, bis zum Weiterverkauf. In einem Maststall mit 20 Plätzen hält Rogger jene Schweine, die er später selber zu Fleisch verarbeitet. Geschlachtet werden diese in Ruswil, wöchentlich mehrere Schweine. Die Hälften zerlegt er in der eigenen Hofmetzgerei, wo auch gewurstet wird. Das Sortiment ist gross, je nach Kundenwünschen. Vermarktet wird ausschliesslich das eigene Schweinefleisch, und wöchentlich wird gewurstet.

Viel Umsatz mit Fleisch

Die Schweinehaltung, Metzgerei und Fleischvermarktung sowie Catering machten rund 70 Prozent des Umsatzes aus, der Obstbau den Rest. Der Umsatz im Partyraum ist allerdings wegen Corona eingebrochen, dafür verzeichnet der neue Hofautomat gute Umsätze, und auch die Schweinepreise vermochten zu kompensieren. Da zeige es sich, wie wichtig verschiedene Standbeine und vielseitige Betriebe seien, betont Rogger.

Roggers sind erfahrene und überzeugte Direktvermarkter, lieben Kundenkontakte. Alle Produkte werden direktvermarktet, teils auch über Wochenmärkte. Sehr geachtet wird deshalb auf die Qualität. «Die Masse steht bei mir nicht im Vordergrund.» Produziert wird nach IP-Suisse-Richtlinien, die Mastschweine werden zudem im RAUS-Programm gehalten.

Neuer Hofautomat

Die Nachfrage habe in letzter Zeit ständig angezogen. Die Bedürfnisse der Kunden hätten sich aber sehr gewandelt, vor allem im Obstbau. Nicht mehr harassenweise werde eingekauft, sondern kleine Mengen, und es gebe mehr Spontankäufe. Auch beim Fleisch würden kaum mehr Hälften oder Viertel verlangt, sondern eine Vielfalt von kleinen Portionen. Das sei mit ein Grund gewesen für die Anschaffung eines Verkaufsautomaten vor knapp drei Monaten. Das entlaste ihn auch für die Bedienung. «Nun können die Kunden jederzeit ihre Produkte beziehen.»

Den vorher betriebenen Hofladen haben Roggers stillgelegt. Einerseits, um die Kunden an den Automaten zu gewöhnen, anderseits hätten sie sonst wegen den Corona-Auflagen Öffnungszeiten einführen müssen. Zwar sei so ein Automat eine grosse Investition, rund 20 000 Franken kostete seine Ausführung. Er habe aber viele neue Kunden gewinnen können, und der Umsatz steige deutlich. Zudem biete der Automat mehr Sicherheit. «Wir hatten vorher recht viele Diebstähle von Produkten, die Kasse stimmte abends häufig nicht.»

Online mit Potenzial

Derzeit stehen im Automaten neben Süssmost, Honig oder Äpfeln vor allem die vakuumierten Fleischwaren und Würste, später kommen auch Tagesfrüchte wie Kirschen dazu. Werbung für die Direktvermarktung habe er nie gross machen müssen. Wegen des verkehrsmässig sehr guten Standortes sei die Nachfrage stets hoch gewesen. Gleichwohl hat Simon Rogger seine Website aktualisiert, der hohe Stellenwert der Digitalisierung sei auch durch Corona gegeben. «Online hat noch Potenzial.»

 

Pflanzenschutz ist unter Druck

Pflanzenschutz sei ein sensibles Thema, spürt Simon Rogger bei Kundendiskussionen. Er setze Pflanzenschutzmittel sehr zurückhaltend ein, nutzt vermehrt innovative Verfahren wie die Verwirrungstechnik. Rogger weist aber auf den zunehmenden Druck von Krankheiten und Schädlingen hin, auch wegen der Mobilität und dem Klimawandel. «Die Kirschesssigfliege ist fast ein Grund, mit Kirschen aufzuhören.» Es sei ein Widerspruch: Politisch sollte bald kein Pflanzenschutz mehr betrieben werden, anderseits würden die Konsumenten zu jeder Zeit Top-Qualität erwarten, und die Kulturen benötigen immer mehr Pflanzenschutz. Veränderungen bräuchten doch Zeit, allein in den vergangenen Jahren sei die Produktion viel umweltschonender geworden. Die Ungeduld der Konsumenten habe allerdings zugenommen, und immer mehr meinten, sie seien Fachleute. Im Obstbau könnte sich Rogger eine Umstellung auf Bio gut vorstellen, nicht aber bei den Schweinen. 

 

 

Hofautomaten sind im Trend

Nicht nur wegen der Corona-Auswirkungen setzen immer mehr Direktvermarkter auf Hofautomaten. Zwar kann so Kundenkontakt verloren gehen, die zeitliche Flexibilität ist aber hoch, für Kunden und die Anbieterinnen, wenn Produkte nicht mehr in einem Laden zu allenfalls fixen Öffnungszeiten erhältlich sind. Auch Kostengründe und mehr Sicherheit sprechen für Automaten. Solche gibt es inzwischen von mehreren Anbietern, in vielen verschiedenen Ausführungen und Grössen. Kühlbar und mit modernen Bezahlsystemen beispielsweise für Twint ausgerüstet.

Schweizweit bietet die Plattform «vom Hof» Unterstützung für Direktvermarkterinnen, so auch für Preiskalkulationen, Vermittlung von Verpackungsmaterial und mehr. Der Zürcher Bauernverband lancierte letztes Jahr «Hoflaedeli24.ch». Damit soll der Direktverkauf ab Hof forciert werden. Vermittelt werden auch Verkaufsautomaten, begleitet von einer mobilen App für Kundinnen.