Gobelis führen ein Familienunternehmen. Zum einen ist da der Landwirtschaftsbetrieb mit seinem Herzstück – dem Milchviehstall in Gstaad – zum anderen gehört ein Bauunternehmen mit 25 bis 30 Angestellten dazu. Geplant und gebaut wird weitgehend in der Westschweiz, von Süden bis Norden. «Wir planen jährlich zwischen 30 und 50 Projekte», sagt Alex Gobeli. Er ist die Zentrale im Unternehmen, sagt aber: «Ich versuche, wenn immer möglich, die Jungen machen zu lassen. So handhabe ich es auf dem Betrieb, aber auch im Baugeschäft, das sich hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich positioniert. Die Leute brauchen Spielraum und Verantwortung. So lasse ich sie gerne selbst Entscheide treffen. Dann macht ihnen die Arbeit auch Freude – und nur so gibt es schliesslich starke Menschen aus ihnen.»

Margrit Gobeli erledigt die administrative Arbeit inkl. Buchhaltung. Sabrina, die Tochter der beiden, spielt insbesondere im Sommerhalbjahr, dann wenn auf dem Berg gekäst wird, eine entscheidende Rolle. Yanik, der ältere Sohn, bewirtschaftet selber einen Landwirtschaftsbetrieb in der Nähe und übernimmt das Marketing in der Viehzucht – dazu gehört auch der Export von Tieren und Embryonen. Timo, der Jüngste, ist auf dem elterlichen Betrieb im Einsatz.

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Grosse Erfolge in der Zucht

Gobelis gehören nicht nur zu den wichtigsten Playern in der Schweiz, wenn es um Stallbauten geht, sie haben sich auch in der Red Holstein- und Holsteinzucht einen bedeutenden Namen geschaffen. In der Schweiz dürften sie derzeit zu den besten Züchtern gehören. Das hat ihnen auch die Auszeichnung «Bester Züchter des Jahres 2020» anlässlich der Swiss Expo, der grössten Viehausstellung der Schweiz, in Genf, eingebracht. Und eben erst wurden Gobelis an der Expo in Bulle als beste Holsteinzüchter ausgezeichnet.

«Wir können nicht nur Kühe kaufen, wir können sie auch züchten», sagt Alex Gobeli, der immer wieder den Vorwurf hinnehmen muss, dass er mit dem Baugeschäft im Hintergrund auch das nötige Kleingeld für teure Kühe habe. Investiert habe man stets in Top-Genetik aus guten Familien. «Diese Familien sind zentral», sagt der leidenschaftliche Züchter und ergänzt: «Diese Strategie gibt uns heute recht.»

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Holsteiner mitten in einer Simmentaler-Hochburg

Im zehnjährigen Stall in Gstaad stehen 40 Kühe der Rassen Holstein und Red Holstein. Ist das auf 1000 m ü. M. die richtige Rasse? «Wir sind hier in einer Simmentaler-Hochburg», sagt Alex Gobeli. «Das wissen wir. Wir gehen diesen Weg, denn wir haben die Leidenschaft für diese Kühe», erklärt er. Und Leidensschaft für das zu haben, was man macht, sei wichtig. «Wer keine Leidenschaft empfindet, macht einfach etwas, ohne dass er davon wirklich überzeugt ist», sagt Gobeli. Trotz der milchbetonten Rasse und den Ausstellungskühen strebt die Familie keine Höchstleistungen an. «Wir haben einen Stalldurchschnitt von rund 8600 kg Milch», sagt der Viehzüchter.

Trotz Ausstellungserfolgen robuste Kühe

Stallbau: Sonderheft 2022Stall Spezial 2022: Keine Angst vor Wind und KälteFreitag, 8. April 2022 Das Heu produzieren sie nach Möglichkeit auf dem eigenen Betrieb. Luzerne und Kraftfutter werden zugekauft. Trotz ihrer Rasse und ihren Auftritten an Ausstellungen sind die Kühe robust. Das müssen sie auch sein, denn den Sommer verbringen sie auf der Alp Hinter Walig, Saanen (Bern). Und hier käst auch heuer noch – mit tatkräftiger Unterstützung von Sabrina Gobeli – der bekannte Züchter Erich Zingre. Auch er ist ein Anhänger der schönen Kuh, die seine unvergessliche Jowis Incas Flavia in Perfektion verkörperte.

Ausstellungen hin oder her, die Kühe müssen arbeiten und dafür brauchen sie die bestmöglichen Bedingungen, ist der Stallbauspezialist sicher. Die Boxen sind das Herzstück eines Stalles. Gobelis Kühe liegen in Tiefboxen. Hauptbestandteil ist ein Blister mit Sandwaben. Das System mit dem Sand stammt aus Italien. «Die Italiener haben alle Kühe auf Sand mit dem ganz grossen Vorteil, dass sich in Sand nichts einnisten kann und dadurch eine hervorragende Hygiene möglich ist», erklärt Alex Gobeli. Die Schicht oben drauf besteht aus Strohpellets. Diese werde täglich eingekalkt.

Kühe müssen fressen, saufen oder liegen

[IMG 4]Bei der Stallplanung legt Gobeli grossen Wert darauf, ein möglichst tiefes Bett zu haben. «Wenn ich in einen Stall komme, und mehrere Kühe sehe, die mit den Vorderbeinen in den Liegeboxen stehen, dann zeigt mir das, dass sie nicht wohl sind. Kühe müssen fressen, saufen oder liegen, und nicht rumstehen», weiss der Bauunternehmer. Aber nicht nur das Liegen, sondern auch das Aufstehen sei entscheidend. Dafür brauche es Platz, denn die Kuh müsse ungehindert aufstehen können. «Eine Kuh liegt nur gerne, wenn ihr das Aufstehen danach leicht fällt», weiss Gobeli und ergänzt: «Wir müssen die Tiere draussen beobachten, wenn wir wissen wollen, was sie im Stall brauchen.» So benötige die Kuh zum Aufstehen auf der Wiese 3,20 m. Das wäre auch im Stall nötig. Aus diesem Grund planen Gobelis in Neubauten nach Möglichkeit nur noch gegenständige Boxen und nicht mehr wandständige. So haben die Tiere genügend Kopffreiheit.

Im Laufstall in Gstaad ist der vorderste Teil abtrennbar. Dieser Platz ist den Ausstellungskühen vorbehalten. «Hier bereiten wir die Kühe für die bevorstehende Ausstellung vor», erklärt der Viehzüchter. «Veränderung ist für Tiere immer mit Stress verbunden. Das heisst, dass wir sie so weit wie möglich in der gewohnten Umgebung anpassen müssen», sagt Gobeli und zeigt auf die grossen Futtereimer, auf denen die Namen der Kühe angeschrieben sind, die an die nächste Ausstellung fahren. «Diese Eimer gehen mit, darin wird genau so gefüttert wie zu Hause auch. Auch die Fütterungszeiten üben wir bereits hier», erklärt er und zeigt auf die grossen blauen Behälter. Au Parchy Doorman Jolie streckt ihren langen Hals. Die Holsteinkuh ist eine gewohnte Schaudiva. Sie weiss, dass Fütterungszeit im Ausstellungsmodus ansteht.

Auf dem Betrieb wird im Zehner-Fischgrätenmelkstall gemolken. «Wir sind ein Dreistufenbetrieb. Das heisst, dass wir an drei verschiedenen Orten melken. Mit den Kühen kommen auch die Aggregate mit», erklärt Alex Gobeli. Das hat den Vorteil, dass das ganze Jahr mit den gleichen Aggregaten gemolken werden kann. Während auf dem Berg auch ein Laufstall steht, sind die Kühe auf der Vorweide im Anbindestall aufgestallt. Das System der selben Aggregate für mehrere Standorte wendet der Bauunternehmer auch bei anderen Projekten an, nicht nur auf seinem eigenen Betrieb. So etwas mache einfach Sinn.

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Die Frage ist:Melkstand oder Roboter?

Auf die Frage, welche Melkstände er am meisten plant, sagt Alex Gobeli: «Das kann man nicht sagen, da wird nach wie vor alles verlangt. Die Wünsche der Bauern sind sehr individuell. Die Frage nach dem Typ Melkstand ist unbedeutend, die entscheidende Frage ist: Melkstand oder Roboter?» Die grossen Betriebe ab 100 Kühen würden sehr oft ein Karussell wählen. «So schafft man 150 Kühe in 50 Minuten», weiss er. Und natürlich ist dem Bauunternehmer die Diskussion rund um das Weiden bestens bekannt. «Wer viel weidet, hat es einfacher mit einem Melkstand. Die Anzahl Stunden auf der Weide und deren Lage um den Betrieb bestimmen sehr oft das Melksystem», erklärt er weiter.

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Das Klima ist entscheidend

Im lichtdurchfluteten Stall, in dem vor wenigen Minuten noch ausgiebig geschlafen wurde, kommt Bewegung auf an der Fressachse. Die Ausstellungskühe erhalten ihre blauen Eimer. Die anderen «begnügen» sich mit dem wunderbar duftenden Bergheu. Hinter ihnen mistet der Roboter den ohnehin schon sauberen Stallgang ab. Ein perfekter Stall? «Es haben sich auch in den letzten zehn Jahren Neuerungen ergeben, die wir zweifelsohne heute hier auch anwenden würden», sagt der Bauunternehmer und schaut an die Decke. Statt der Glasfirst, die zwar Licht in den Stall bringt, aber fast geschlossen ist, würde er heute ein versetzte Luke planen. Zudem würde er die Seitenwand weglassen. Die Angst vor Kälte und Wind sei unbegründet. «Die Kühe gewöhnen sich daran. Das Klima im Stall ist entscheidend. Und dieses ist nur wirklich gut mit einer Frischluftzufuhr und einer Stallluftabfuhr», weiss er. Sein Erfahrungsschatz im Stallbau ist riesig. Er hat viel gesehen – viel Gutes, das für Mensch und Tier funktioniert, aber auch anderes.

Was verrät der Blick des erfahrenen Unternehmers in die Zukunft? «Die Ammoniak-Emissionen sind eine Herausforderung, die uns künftig ganz stark beschäftigen wird. Was mir aber wirklich Sorgen bereitet, ist die zunehmende Einschränkung der Landwirtschaft. Denkmalpflege, Heimatschutz und andere verunmöglichen eine vernünftige Entwicklung der Betriebe. Das Tierwohl, die Schlagkraft und die Arbeitsqualität leiden, wenn es da nicht eine deutliche Verbesserung gibt.»

Betriebsspiegel der Familie Gobeli

Margrith und Alex Gobeli mit Tochter Sabrina und Söhnen Yanick und Timo, Gstaad BE
LN: 64 ha, zusätzlich ein Sömmerungsbetrieb mit 130 Normalstössen

Kulturen: Grünlandbetrieb

Tierbestand: 40 Milchkühe mit Aufzucht bis rund 1-jährig, danach im Aufzuchtvertrag.

Weitere Betriebszweige: Viehzucht mit internationalem Handel.

Arbeitskräfte: Alex und Margrit Gobeli mit Kindern und ein Angestellter.