«Als Tierhalter sind wir alle vom Krieg betroffen.» Mit diesen Worten wendet sich Rolf Steffen, Verkaufsleiter bei der UFA AG, zum Auftakt der Veranstaltung an die 55 Anwesenden. 

Krieg hat Auswirkungen auf Rohwarenmärkte

«Ein Drittel des weltweit produzierten Weizens stammen aus Russland und der Ukraine» , erklärt Rolf Steffen. Bei Sonnenblumen seien es sogar 75 %. Weiter stelle die Ukraine gerade im Bio-Bereich einen wichtigen Lieferanten für Knospe-Soja dar, der nun wegzubrechen drohe. Auch die bevorstehende Aussaat im April werde durch den Krieg erschwert. Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht klar, ob genug Arbeitskräfte, Maschinen und Treibstoff zur Verfügung stehen werden. «Wir suchen gemeinsam mit Bio Suisse jedoch bereits Alternativen für ukrainische Sojabohnen, um eine einhundertprozentige Lieferfähigkeit zu gewährleisten», erklärt Rolf Steffen.

Hoher Antibiotikaeinsatz bei Kälbern

Beim anschliessenden Vortrag zur Kälbergesundheit im Bio-Betrieb richtet Tierarzt Roland Lanz seinen Fokus auf die Reduktion des Antibiotika-Einsatzes. «25 % der bei Nutztieren angewandten Antibiotika werden bei Kälbern eingesetzt.» Ursache dafür seien nicht die Erreger, die kämen auch in der Natur vor, sondern vielmehr die Haltung, Fütterung und Sauberkeit auf dem Betrieb. Denn der Tierarzt weiss, wie ausschlaggebend die Aufzucht für die spätere Leistung der Kuh ist.

10 Punkte-Plan für einen gesunden Start ins Leben

Um die Kälbergesundheit zu steigern, stellt Roland Lanz  10 Punkte für einen gesunden Start ins Leben vor:


1. Muttertiere in der Trockenstehperiode mit ausreichend   Spurenelementen versorgen. Dies sei gerade in der Bio-Fütterung eine Herausforderung und sollte mit Berater(innen) abgeklärt werden.

2. Möglichst wenig in den Geburtsprozess eingreifen. Den Anteil von Spontankalbungen auf über 80% und die Todgeburtenrate auf unter 5% bringen.

3. Schnelles Abtrocknen des neugeborenen Kalbes. Das Kalb in Brustlage bringen, anstatt es aufzuhängen, damit es Fruchtwasser aushusten kann. Das Aufhängen sorge dafür, dass die Organe des Verdauungstraktes aufgrund der Schwerkraft auf das Zwerchfell drücken und die Lunge zusammendrücken.

4. 
Kolostrum früh ad libitum verfüttern per Kälberflasche, um genau zu kontrollieren, wie viel die Kälber getrunken haben.

5. Kälberbooster am zweiten Lebenstag verabreichen. Für die Wahl des richtigen Mittels sollte Rücksprache mit dem Händler oder Tierarzt des Vertrauens gehalten werden.

6. Kälberbuchten oder -iglus sollten sauber sein und vor der Belegung drei Tage leer stehen.

7. Die Bucht oder das Iglu  mit ausreichend trockenem Stroh ausgestatten.

8. Anstatt zwei mal pro Tag, sollte Milch ad libitum oder semi-ad libitum verfüttert werden.

9. Kälber in der kalten Jahreszeit mit einer Kälberdecke bedecken.

10. Ab der ersten Lebenswoche Heu, Wasser und Kraftfutter zur Verfügung stellen und keine Umstallung in den ersten drei Wochen vornehmen.

Nicht zu lange mit Antibiotikaeinsatz warten

«Antibiotika sollten an und für sich aber nicht verteufelt werden», betont Roland Lanz. Er erlebe, dass Tierhalter zunehmend verunsichert seien durch den schlechten Ruf der Antibiotika und den öffentlichen Druck ihren Einsatz zu vermindern. Das führe dazu, dass manche zu lange warten. Die Folge: Erkrankungen wie Mastitis kommen wieder häufiger vor. «Momentan behandeln wir zwei Kühe pro Monat, die festliegen, so viele waren es zu meiner Assistenzzeit nicht.» Letztlich schade das aber nicht nur der Kuh, sondern auch dem Geldbeutel der Bauern.

Zu wenig Bio-Fleisch für Grillsaison

Katia Schweizer, Produktmanagerin für Eier, Geflügel, Fisch, Honig und Insekten bei Bio Suisse stellt daraufhin die Entwicklungen am Bio-Fleischmarkt vor. «Aktuelle Herausforderung ist die hohe Nachfrage nach Bio-Fleisch in der Grillsaison.» Da während dieser Zeit  viele Schweizer Rinder auf der Alp seien, übersteige im Sommer die Nachfrage das Angebot. Langfristiges Ziel sei hier das Angebot auszubauen.

Produzenten gesucht

Weiter bürge der Markt vor allem Chancen bei Rind- und Pouletfleisch. Aktuell werden gesucht:

Rind und Kalb:

  • Bio Natura Beef für das 3. Quartal
  • Produzenten für Bio Weiderinder Programme
  • Für das 1. Halbjahr: Remonten
  • Für das 2. Halbjahr: Bio-Kälber

AboDie Mindestmastdauer für Knospe-Mastpoulets beträgt 63 Tage. Die durchschnittliche Tageszunahme darf bis zum 63. Alterstag maximal 27,5 g betragen.Nische mit PotenzialBell sucht Biopoulet-ProduzentenSonntag, 19. Dezember 2021Poulet:

  • Produzenten für Bell, auch Umsteller sind willkommen  

Weitere Informationen und aktuelle Marktinformationen, Richtpreise, Übernahmebedingungen, Adressen von Abnehmern sowie Kontakt zum Produktmanagement von Bio Suisse finden sich hier.