Die Interessengemeinschaft Swissfleckvieh (IG SF) kann schon bald ihr 500. Mitglied begrüssen. Man sei gut unterwegs mit der Rasse und das auch in Sachen Mitgliedschaft. Die Schweiz verzeichnet bei der Rasse SF einen Herdebuchbestand von rund 65 000 Tieren. Verglichen mit den anderen Rindviehpopulationen ein eher kleiner Wurf. Für den IG-Präsident Daniel Seematter aber kein Problem, wie er gegenüber der BauernZeitung erklärt. Es gäbe weitaus kleinere Populationen, die auch funktionieren; mit einer solchen Anzahl müsse man nicht von einer Gefährdung durch Inzucht ausgehen, ist er sich sicher.

Zur Rasse bekennen

Dennoch scheint ein Trend anzuhalten. Nämlich der Einsatz von Red-Holstein-Stieren innerhalb der SF-Population. Und ­genau darin sieht Daniel Seematter auch die grosse Herausforderung der nahen Zukunft. Die Anzahl der C-Tiere (Kreuzungen) ist stetig am Zunehmen (Grafik unten). Während die Rasse 2015 noch 3348 C-Tiere auswies, waren es 2019 bereits 20 104. Das ist ein knappes Drittel der gesamten SF-Population. Diese ist in den vergangenen fünf Jahren um gut 2500 geschrumpft. Reinrassige Herdebuchtiere hat sie aber weitaus mehr verloren. Dieser Trend befinde sich weiter im Steigen, wie Swissherdbook auf Anfrage mitteilt. Die Zahlen von 2020 seien noch nicht ausgewertet, dürften das Bild aber bestätigen. Es sei nicht verboten, einen RH-Stier auf eine SF-Kuh einzusetzen, «aber nicht in unserem Sinn», sagt Daniel Seematter diplomatisch.

Swissherdbook spricht von verfehltem Ziel

Auch Matthias Schelling, Direktor von Swissherdbook ist sicher, das ist die ganz grosse Herausforderung der Rasse. Sie habe die einmalige Chance erhalten, eine eigenständige Rasse zu sein. «Das Ziel der eigenständigen Rasse wird aber deutlich verfehlt, wenn man Kreuzungen macht», erklärt er. Es bestehe ein gutes Angebot an SF-Stieren, und zwar für jeden Betrieb, ist er sicher.

Bundespläne vom Tisch

In der AP 22+ waren Änderungen der Tierzuchtverordnung vorgesehen, die dazu geführt hätten, dass diese C-Tiere keine Bundesgelder für Leistungsprüfungen mehr auslösen hätten können. Durch die Sistierung der AP 22+ ist das im Moment zwar vom Tisch, aber so ganz eben doch nicht, wie Matthias Schelling weiss. «Wir sind in Kontakt mit dem Bundesamt für Landwirtschaft, um diese Herausforderungen und Schwierigkeiten für die Tierzucht zu regeln», erklärt er. Unabhängig davon sei aber immens wichtig, dass der Anteil dieser C-Tiere in der SF-Population nicht noch weiter zunehme.

Hoffen auf Ausstellung

Innert Kürze stünde die Hauptversammlung der IG SF an. Zeit und Raum, um solche Herausforderungen, wie die Rassen-Untreue zu diskutieren. Die Versammlung muss aber aus bekannten Gründen schriftlich durchgeführt werden. «Wir haben das Glück, dass keine grösseren Geschäfte anstehen», sagt Präsident Daniel Seematter und daher der schriftliche Weg verantwortbar sei. Er bedauert, die Versammlung nicht physisch durchführen zu können, hofft aber, dass zumindest im April die Schweizerische Swiss-Fleckvieh-Ausstellung in Thun abgehalten werden könne. Es wäre die zehnte Durchführung, quasi ein Jubiläum. «Es ist schwierig derzeit, niemand weiss, wohin es geht, wie es in einigen Wochen aussieht. Wenn man vom jetzigen Stand ausgeht, dann wird eine Durchführung unmöglich, aber ich glaube daran, dass es eine Besserung gibt bis im April», sagt Seematter optimistisch. Während er noch vor wenigen Monaten dazu den Kopf geschüttelt habe, zieht er heute gar eine Übertragung per Live-Stream in Betracht. «Vielleicht müssen wir frische Pfade finden», räumt er ein. Sollte die Ausstellung nicht stattfinden können, geht der IG-Präsident davon aus, dass der Anlass ersatzlos gestrichen würde. Verschieben ist für ihn im jetzigen Zeitpunkt keine Option, denn alles andere müsse auch geschoben werden. Er weiss, unabhängig von der finalen Form, ein Aufmarsch von 400 Personen müsste gewährleistet sein, wolle man die Ausstellung abhalten.

Mit Wahl der Kuh des Jahres

Die Mitglieder der IG SF erhalten Ende Januar Post, die sie über die Versammlung in elektronischer Form in Kenntnis setzt. Wie Geschäftsführerin Daniela Schmutz erklärt, sei auf der Webseite der IG im Zeitfenster zwischen dem 4. und 7. Februar ein Link aufgeschaltet, unter dem die Traktanden zur Genehmigung aufgelistet seien. Zudem wird, wie jedes Jahr, eine SF-Kuh des Jahres gewählt.

Zur Wahl stehen:

  • Orlando Nikita, Markus und Joel Fankhauser/ Werner Sommer, Süderen BE
  • Kilian Niza, Hans und Res Staub, Eriswil BE
  • Odyssey Grischuna, Ueli Aeschlimann, Trub BE
  • Kilian Maya, Christian Delabays, Châtelard-p-Romont FR