Als ob es für die Schweineproduzenten nicht schon schwer genug wäre, kommt jetzt mit der Entscheidung von Coop ein weiterer Hammerschlag dazu: So will der Detailhändler in Zukunft dreizehn Prozent weniger Naturafarm (CNf)-Schweinefleisch einkaufen. 

Starker Schlag

Das heisst, es sollen jährlich nur noch 260'000 statt 310'000 CNf-Schweine über die Ladentheke gehen.  «Diese Reduktion von 50'000 CNf-Schweinen ist für die Produzenten ein grosser Schlag», sagt Lukas Schulthess, Schweinezüchter und Präsident der Interessengemeinschaft Coop Label Porc. Laut Schulthess gehen den Produzenten mit diesem Entscheid über zwei Millionen Franken (Labelprämie mal Kilogramm Schlachtgewicht) im Bereich Tierwohl verloren. «Insofern ein schwarzer Tag für den Tierschutz», sagt der Präsident. 

Die Entscheidung von Coop kommt nicht von ungefähr: «Die Reduktion muss vorgenommen werden, da die Nachfrage nach Schweinefleisch in der Schweiz seit einigen Jahren abnimmt», sagt Andrea Bergmann, Mediensprecherin von Coop auf Anfrage. Auch der Konsum von Label-Fleisch sei von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. «Wenn das Labelfleisch nicht abgesetzt werden kann, dann ist dieser Schritt verständlich, aber es ist doch enttäuschend, dass es einem so grossen Detailhändler nicht gelingt, diese Mengen zu verkaufen», hält Lukas Schulthess fest. Erst recht, da auch die Migros den Ankauf von Schweinefleisch reduziert. 

Vorschriften aufgebrummt

Das Konsumverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert und es wird immer weniger Schweinefleisch gegessen, das weiss auch Lukas Schulthess. Aber: «Es stört mich, dass man den Bauern immer strengere Vorschriften aufbrummt, spätestens an der Ladentheke dann der Konsument aber auf billigeres Fleisch ausweicht», sagt der IG-Label-Porc-Präsident verärgert.

Wer muss bluten?

Wie und wer für diesen Rückgang von dreizehn Prozent bluten muss, weiss wohl noch niemand so genau. Coop hofft, dass dies über einen natürlichen Prozess, wie die Aufgabe der Schweineproduktion, erreicht werden kann. «Die Reduktion erfolgt nicht sofort, sondern in einem langfristig angelegten Zeitplan, der mit den Vermittlern abgestimmt ist», hält Andrea Bergmann fest. So optimistisch sieht es Lukas Schulthess nicht: «Ich könnte mir gut vorstellen, dass, wenn es mit der Aufgabe der Schweineproduktion nicht klappt, jeder von den 
600 Schweinhaltern,  die Naturafarm-Schweinefleisch für Coop produzieren, seinen Bestand reduzieren muss.» 

Bis jetzt wird für den Aufwand, den die Naturafarm-Schweineproduzenten leisten, zum aktuellen Schlachtschweinepreis jeweils eine Prämie von 50 Rappen pro Kilogramm Schlachtgewicht ausbezahlt. «Wir werden uns dafür einsetzen, dass diese Prämie auch in Zukunft bleibt», sagt der IG-Präsident. «Ist der Konsum von Schweinefleisch weiterhin rückläufig, könnte ich mir gut vorstellen, dass diese 50 Rappen unter Druck geraten könnten», befürchtet Schulthess. Jedenfalls will Coop weiterhin auf Naturafarm-Schweinefleisch setzen. So beträgt der Anteil dieses Labels doch ganze 64 Prozent des gesamten Schweinefleischverkaufs des Detailhändlers. 

Im vergangenen Jahr konsumierte jede Einwohnerin und jeder Einwohner durchschnittlich 50,01 kg Fleisch und Fleischprodukte, das sind 1,9% weniger als im Vorjahr. Aber – mit deutlichem Abstand am beliebtesten war mit einem Anteil von 44,4% am gesamten Pro-Kopf-Konsum immer noch das Schweinefleisch.

Peter Fankhauser

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