"Wasser ist das günstigste und zugleich wichtigste Futtermittel.", "Nur bei bester Wasserversorgung können die Tiere ihr volles Leistungspotenzial abrufen." Solche und ähnliche Sätze stehen häufig in der Fachpresse. Wie ist diesbezüglich die Situation bei den Schweinen? Wir haben bei Alois Estermann, Tierarzt und Leiter der SGD Region Sempach West und Peter Spring, Professor für Schweineernährung an der HAFL in Zollikofen, nachgefragt.

Gesamtpaket muss stimmen

So viel vorweg: Es läuft ordentlich, es gäbe aber durchaus noch Verbesserungspotenzial. "Zu niedriger Wasserdruck oder zu hoher, ungenügende Wasserqualität, etwa Enterobakterien oder zu hohe Gesamtkeimzahl", zählt Alois Estermann als bekannte Fehler auf. "Das Schwein wird allgemein meist zu wenig zum Saufen animiert", sagt Estermann. Animieren beinhaltet viele Aspekte (Wasserqualität, Durchfluss, Art, Menge, Anbringung der Nippel, Fütterung, Hygiene, Temperatur usw.). Das Gesamtpaket muss stimmen, damit Nutztiere genügend Wasser aufnehmen.

Fortschritte bei der Infrastruktur

Ein Thema ist auch der Wasserdruck. Viele Betriebe würden mit etwa drei bis vier Bar arbeiten. Man hört aber, dass ein grösserer Druck (6 Bar) gut sei für das Tier. Doch das Gegenteil sei der Fall, weiss Estermann. Fortschritte wurden dafür bei der Infrastruktur erzielt. Die Nippel wurden grundsätzlich besser, so Estermann. "Kugelnippel oder Lubing-Nippel sind ein Fortschritt", findet der Schweinemediziner. Lubing-Nippel sind nicht Kugelnippel. Beim Lubing kann der Druck am Nippel selber eingestellt werden. Moderne Nippel "arbeiten" sogar bei sehr geringem Wasserdruck.

Zu wenig Wasser führt zu Leistungseinbussen

Erste Auswirkungen von ungenügender Wasserversorgung sind bekanntlich Leistungseinbussen. "Bei Sauen kann die tiefe Futteraufnahme in der Laktation gravierende Folgen haben", sagt Peter Spring. Damit meint er übermässigen Verlust von BCS (Body Condition Scoring), also Konditionierung, und damit Fruchtbarkeitsprobleme und eine tiefe Nutzungsdauer. Speziell spricht Spring auf die Phase rund um die Geburt an. "Neben Nippel oder Becken soll zusätzlich sauberes Wasser im Trog angeboten werden". MMA/PPDS, die häufigste Erkrankung der Muttersau nach dem Abferkeln, hängt direkt mit der Trinklust der Sau zusammen. Mit weniger Leistung geht grundsätzlich eine erhöhte Anfälligkeit auf allerlei Krankheiten und Infektionen einher, zum Beispiel des Urogenitaltraktes. "Früher brachte man Schweine durch Zusätze im Wasser wie organische Säuren, Bier und Obstessig zum vermehrten Trinken", so Alois Estermann weiter. Heute sei Chloridoxid im Trend. Das sei effektiver.

Immer wieder überprüfen

Jährlich sollte die Wasserqualität an mehreren Zapfstellen kontrolliert werden (Labor). Vor jeder Belegung wird die Leitung gespült und das Wasser kurz überprüft (pH-Wert, Aussehen, Geruch, Geschmack). Der Durchfluss sollte mit der Grösse der Tiere zunehmen (siehe Tabelle). Die Temperaturspanne liegt zwischen 12 und 22 Grad. Tränken in der Schweinehaltung ist auch tierschutzrelevant. Schweine müssen jederzeit Zugang haben. Bei Trockenfütterung muss pro 12 Tiere und bei Flüssigfütterung pro 24 Tiere eine Tränkestelle vorhanden sein. Mitgezählt werden dürfen die Tränken der Breifutterautomaten.