Der 6. März 2022 sei der «wohl schlimmste Tag ihres Lebens», so Dolet im Blick (19. August 2023): Die Wanderin lief alleine von Ollon VD zurück zu ihrem Wohnort Bex. Dabei ist sie auf einem steinigen Wanderweg zwischen Reben unterwegs. Auf einer leichten Anhöhe sah sie diesen Schafbock. Aus dem Nichts sei dieser auf sie los gegangen.
Über 45 Minuten lang
Wegrennen konnte Dolet nicht mehr. Sie versuchte, das Tier mit einem ihrer Wanderstöcke auf Distanz zu halten – erfolglos. Die Rentnerin schafft es jedoch, ihre Tochter mit dem Handy zu alarmieren. «Leider konnte ich ihr meinen genauen Standort nicht nennen.» Durch den Anruf weiss Dolet, wie viel Zeit bis zu ihrer Rettung vergangen ist. «Der Bock griff mich über 45 Minuten immer wieder an.»
Keine Fluchtmöglichkeit
Es erfolgt ein Stoss auf ihren Körper, sodass sie benommen auf dem Boden lag. Fluchtmöglichkeiten gab es nicht. Der Wanderweg liegt links und rechts zwischen steilen Rebhängen. Links nach oben zu klettern, hätte sie nicht mehr geschafft und nd rechts nach unten laufen lag nicht drin, weil sie wusste, wie steil es nach den ersten Reben-Reihen und einer Steinmauer nach unten ging.Ihr bleibt also nur der Weg in Richtung Schafbock oder der Weg auf ihre Wanderstrecke zurück. Doch das Tier sei ihr gefolgt und stiess immer wieder zu.
Das Bewusstsein verloren
Auf einer Strasse weiter unten am Hang lief gerade ein Paar aus Troistorrents VS vorbei und wird auf das Tier aufmerksam. Dem Paar ist nach eigener Aussage wohl aufgefallen, wie der Schafbock so irre hin und her gelaufen ist. Doch das Ehepaar muss wegen der schwierigen Umgebung einen Umweg machen, um zu Dolet zu gelangen.
Ihre Rettung habe Dolet gar nicht mehr mitgekriegt. Durch die Schmerzen sei sie in Ohnmacht gefallen. «Anscheinend konnte das Paar den Schafbock irgendwie vertreiben», sagt Dolet.
Der Bock ist tot
Die Rega fliegt Dolet ins Spital nach Lausanne VD. Das Resultat: sechs gebrochene Rippen und schwere innere Blutungen. Danach muss sie wochenlang in die Reha. Inzwischen fühlt sich die Waadtländerin besser, hat nur ab und zu Schmerzen. Was ihr jedoch zu schaffen macht: «Der Halter des Schafbocks hat sich nie bei mir gemeldet, um sich wenigstens nach mir zu erkundigen.»
Schliesslich habe sie sich selbst bei dem Mann gemeldet und erfahren, dass das Tier getötet werden musste. «Wenigstens kann der Schafbock keine anderen Menschen mehr verletzen.»