An einem Fachabend, online durchgeführt über Zoom vom Strickhof in Lindau informierten ein Experte und eine Expertin darüber, wie Keimbelastung und Rindergesundheit zusammenspielen. Tierärztin Corinne Bähler erläuterte als Vergleich, wie vielen Keimen wir überhaupt ausgesetzt sind: An der frischen Luft herrscht eine Keimbelastung von etwa 100 bis 1000 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Kubikmeter, in einem gut belüfteten Büro bis zu 2000 KBE/m3. Ein gut belüfteter Kälberstall hat bereits ungefähr 15 000 KBE/m3 und im hinteren Teil eines Kälberiglus sind es dann bis zu 3 Mio KBE/m3.

Erreger sind überall - auch im Zizenkanal von gesunden Kühen

Umweltkeime seien überall, so die Tierärztin. Erreger, die bei Euterentzündungen gefunden werden finde man auch im Zitzenkanal von gesunden Kühen. Solche sind zum Beispiel Staphylokokken, Streptokokken oder Kolibakterien. Es seien sogenannte Opportunisten, sagt sie. Sie leben überall und wenn sich eine Schwäche zeige, nützen sie die Situation aus und vermehren sich so stark, dass sie das Tier krank machen. Hier sei immer das Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Keimen entscheidend, so Bähler.

Es sei auch nicht zu unterschätzen, was die Kuh zu fressen bekommt, so die Tierärztin: «Ich komme in meiner Beratungstätigkeit immer mehr zum Schluss, dass die Fütterung eigentlich zu 90% über die Gesundheit mitentscheidet.» So seien Hefen oder Schimmelpilze eine Gefahr, auch für die Kälber, da die Kuh Schadstoffe gerne über die Milch ausscheide, was dann zu grossen Gesundheitsprobemen führen könne, weiss die Expertin. Wenn es Probleme mit Kälberdurchfall gäbe, sei als erstes an die Hygiene in den Tränkenuggis zu denken. Sie empfiehlt, diese regelmässig auseinander zu schrauben und mit dem Melkmaschinenreiniger zu putzen oder auszukochen.

Kalken kann helfen

Mit Tierarzt Beat Berchtold wurde ein Blick in den Milchkuhstall des Strickhofs geworfen, der über Tiefboxen verfügt. Er erklärte anhand des Stalls, was bei der Einstreu beachtet werden muss. Bei der Matratze brauche es eine Dicke von ungefähr 15 bis 20 cm. Ausserdem sei ein kleines Gefälle von 2–3% angebracht, sodass die Kuh nicht gegen vorne rutscht. Es sollte regelmässig eingestreut werden und der pH im Stroh sollte idealerweise über neun sein, da Kolibakterien und Streptokokken, die eine Gefahr fürs Euter sind, nicht gerne ein basisches Milieu haben. Dafür könne regelmässig nachgekalkt werden. Risikofaktoren kann man vermeiden. Mit den eigenen Stiefeln bringe man Dreck in die Boxen. Am besten steige man mit den sauberen Stiefeln nicht in den Laufgang hinunter. Auch wenn Kühe Milch laufen lassen ergibt das einen hohen Keimdruck direkt in den Boxen.

Wasserqualität ist entscheidend

Auch das Wasser kann mit Keimen belastet sein: «Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es bei alten Leitungen in Ställen Biofilme geben kann, die zu sehr hohen Keimzahlen im Wasser führten», weiss Corinne Bähler. Es lohne sich, dies abzuklären, sagt auch Beat Berchtold. Bei einer Probenahme soll erstens abgeklärt werden, welche Qualität ins Haus herein komme und zweitens, welche Qualität bei den Kühen ankomme. Dem Wasser sehe man selten an, welche Qualität es habe, so Berchtold. Er legte den Teilnehmenden des Fachabends nahe, die Tränkebecken täglich zu reinigen. Am besten hänge man eine Bürste auf, so sei es einfacher, daran zu denken. Denn unter Umständen kann die Wasserqualität auch auf die Milchqualität Einfluss nehmen: «Wir konnten auf Betrieben, wo Probleme mit verschmutztem Wasser auftraten, eine Zellzahlreduktion erzielen, indem wir das Wasser behandelten», sagt Beat Berchtold.