«Leider haben wir das Ziel von 30 Kälbern nicht erreicht», bedauerte Ueli Gasser, der Sektionspräsident der Kälbermäster von Eggiwil BE. 28 schlachtreife Kälber brachten die Mitglieder seiner Sektion am 06. November zum Kälbermarkt auf dem Parkplatz des Restaurants Hirschen in Eggiwil. «Es muss halt dann auch vom Zeitpunkt her gerade passen, dass man ein schlachtreifes Kalb für den Markt hat», erklärte Gasser die Problematik. 

Ein wichtiger Treffpunkt für die Mäster

Die Anforderungen sind hoch, damit ein Tier mit Gewicht und Ausmastgrad auf den Markt passt und dann auch noch bei der Punktierung auf die vorderen Ränge kommt. Der traditionelle Termin musste bereits auf den Donnerstag verschoben werden, damit alle Tiere direkt nach der Versteigerung geschlachtet werden können – und das ist je nach Label an einem anderen Ort. Die Zeiten ändern sich, die Kälbermäster sind geblieben. Einige wenige zumindest, die sich noch daran erinnern, dass auf den Plätzen im Emmental 200 Kälber und mehr aufgeführt wurden.

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Nach dem Wiegen und dem Ausfüllen der Waagscheine werden die Kälber von den Experten des Bernischen Kälbermästerverbandes punktiert. Kälbermärkte werden nicht mehr von der öffentlichen Hand oder  Proviande unterstützt. Seither stellt der Kälbermästerverband selber die Taxierungs-Experten. Auch bekommen die Käufer keine Importkontingente mehr, wenn sie hier Tiere kaufen. 

Dennoch ist der Markt ein wichtiger Treffpunkt für die Kälbermäster: «Es ist wertvoll, deine Kälber in den andern zu sehen, sie zu vergleichen und Tipps mit den anderen Mästern auszutauschen», ist der Kälbermast-Experte von der Futtermittelfirma Granovit, Samuel Graber, überzeugt. Er mustert die Tiere an der Latte fachkundig, vergleicht die seiner Kunden mit den andern.

Limousin dominieren das Bild

Dem einen fehlt die Abdeckung vorne, das andere hat zu wenig Fett, das dritte eine Flechte. Beim Punktieren der Kälber wird nach dem CH-Tax-System vorgegangen. C-Tiere bekommen 20 Punkte; H-Tiere 19 und so weiter. Zehn Kälber bekommen heute in Eggiwil die Maximalpunktzahl. Sie werden anschliessend rangiert und der Tagessieger wird erkoren. 

Dominiert wird das Bild mehrheitlich von Limousin-Kälbern, einige Simmental-Kälber sind darunter, seltener Swiss-Fleckvieh-Kreuzungen und als Exoten auch Blaue Belgier. Auch das Siegerkalb von Martin Waeber aus Wasen im Emmental ist ein Limousin. Er darf bei der Rangverkündigung dann auch als erster am reich bestückten Gabentisch einen Preis aussuchen. Die Preise stammen von den Sponsoren des Marktes, den Futtermittelfirmen, und so liegen dort vor allem Milchpulver und Futterzusätze – alles, was das Mästerherz begehrt.

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Beisammensitzen und Fachsimpeln gehören dazu

Auch Daniel Graber, der Präsident der Berner Kälbermäster, ist nach Eggiwil gekommen, um den Mästern zu ihren schönen Tieren zu gratulieren. Er bedauert ebenfalls, dass nicht mehr Mäster die Gelegenheit wahrnehmen, um ihre Tiere mit anderen zu vergleichen oder im Anschluss beim gemütlichen Teil das Fachsimpeln zu geniessen. 

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Hirschen sitzen die Kalbfleischproduzenten gerne noch beisammen und tauschen sich aus, fragen die Futtermittelberater nach den neusten Trends und kehren dann motiviert wieder nach Hause auf ihre Betriebe zurück. Nicht alle von ihnen werden auch in einem Jahr noch Kälber mästen – für den einen und andern ist es der letzte Markt. Andere sind dabei, obwohl sie selbst nicht mehr Kälber mästen. «Vielleicht sind wir eine aussterbende Gattung», wird an diesem Tag immer wieder gescherzt. Dann lachen sie und wissen, in einem Jahr ist wieder Zeit für den Kälbermarkt in Eggiwil, Wasen BE oder Schüpbach BE.