Auf vielen Alpen sei die Belastungsgrenze überschritten und die Sömmerungsgebiete müssten aufgegeben werden, warnt der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verein SAV in einer Mitteilung. Es seien nicht nur betriebswirtschaftliche Verluste wegen gerissener Tiere, die zur Aufgabe zwingen, sondern die folgenden drei Gründe:

Psychische Belastung: Diese sei hoch, weil die den Älplern anvertrauten Tiere ständig unter Beobachtung und Bedrohung durch Wölfe stehen. Regelmässig springe Alppersonal ab und man finde kein neues mehr. 

Der Herdenschutz funktioniert so nicht: Es gebe immer mehr Risse in geschützten Herden, der administrative, finanzielle und arbeitstechnische Aufwand für die Massnahmen sei riesig. Hinzukommen Konflikte mit dem Tourismus und Gebiete, wo es aus topografischen Gründen gar keine Möglichkeiten für den Herdenschutz gibt. 

Es fehlen die Tiere: Tierbesitzer verzichten aus Angst vor emotionalen und wirtschaftlichen Verlusten auf die Alpung, oder weil die Tiere nach miterlebten Angriffen verängstigt und aggressiv werden. 

Im Konflikt mit der Bundesverfassung

Dass man die exponentielle Ausbreitung des Wolfs in der Schweiz akzeptiert, stehe klar mit verschiedenen anderen politischen Zielen in Konflikt, schreibt der SAV weiter. Es sei unverständlich, dass gerade die Alpwirtschaft als standortgerechte und naturnahe Produktionsart im Berggebiet für ein Wildtier geopfert werde, das weltweit nicht vom Aussterben bedroht sei. Der SAV argumentiert:

  • Wenn eine Alp nicht mehr bewirtschaftet werden kann, verliert sie für den Eigentümer ihren Wert und kann nicht mehr bestimmungsgemäss genutzt werden. Das komme einer Enteignung gleich.
  • Die Pflege der Kulturlandschaft ist in der Verfassung verankert. Ohne Alp- und Weidewirtschaft werde das Berggebiet unterhalb von 2'500 Metern komplett verwalden und verbuschen.
  • Damit hätten Touristen und Spaziergänger keine Aussichten mehr zu bewundern.  
  • Ausserdem gingen viele Lebensräume für diverse Tier- und Pflanzenarten verloren, inklusive traditionelle und seltene Nutztierrassen wie das Engadinerschaf oder Schwarzhalsziegen. 
  • Wie auch eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für entlegene Täler. 

Neues Jagdgesetz und Sofortmassnahmen

Aus diesen Gründen fordert der SAV eine neue Revision des Jagdgesetzes. Ausserdem brauche es Sofortmassnahmen für in diesem Jahr wegen Wölfen vorzeitig geleerte Alpen. Sobald Schadschwellen erreicht wurden, müsse der betroffene Kanton zur Verhinderung weiterer Schäden die Abschussbewilligung schnell umsetzen. 

 

Alp ist mehr als Käse

In einem Informationsblatt über die Bedeutung der Alpwirtschaft in der Schweiz geht der SAV detailliert darauf ein, was genau durch die zunehmende Wolfspopulation auf dem Spiel stehe. So sei die Alp- etwa direkt mit der Berglandwirtschaft verknüpft, da durch die Sömmerung im Tal Heu für den Winter produziert werden könne. Falle die Arbeitsteilung dank der sommerlichen Tierbetreuung in der Höhe weg, müssten Betriebe auch ausserhalb des Berggebiets die Tierhaltung aufgeben, da sie im Sommer im Tal mit anderen Arbeiten ausgelastet seien. 

Schutz vor Erosion, Erdrutschen und Lawinen

Neben traditionellem, kulturellem und wirtschaftlichem Wert spielen laut SAV speziell auch Schafalpen eine wichtige Rolle beim Schutz gegen Naturgefahren. So schützen bestossene Alpflächen oberhalb der Waldgrenze den Boden vor Erosion und Erdrutsche, da die Grasnarbe dichter werde und das Gelände zusammenhalte. Abgefressenes Gras und die leichten Pfade der Tiere seien ausserdem eine Lawinenprävention. 

Risszahlen sind kein Argument

Dass geringere Risszahlen pro Wolf seit der Einführung entsprechender Massnahmen das Funktionieren des Herdenschutzes zeigen, stimmt aus Sicht des Verbands nicht. Dabei sei nämlich nicht berücksichtigt worden, dass bis dahin schon Alpen aufgegeben worden seien. Ausserdem werde z. T. aktuell ein Aufwand zum Schutz der Nutztiere betrieben, der langfristig nicht tragbar sei und die Alpen zum Aufgaben zwingen werde. «Der Aufwand wird mit der Zunahme der Wolfspopulation noch steigen», gibt der SAV zu bedenken. 

Das ganze Informationsblatt finden Sie hier.