Bruno Spring ist aufgebracht. Der Freibergerzüchter und Präsident der Interessengemeinschaft für Originalfreibergerpferde (IGOFM) tut sich schwer mit dem jüngsten Entscheid des Schweizer Nationalgestüts (SNG). Denn mitten in der Decksaison plant dieses, Zuchthengste zu kastrieren. Wie Agroscope auf Anfrage der BauernZeitung bestätigt, handelt es sich um die beiden Hengste Historique und Caran d’Ache du Clos Virat.
Ein Basishengst weniger
Historique ist mit weniger als 1 % Fremdblut ein Basis-Hengst. «Wir engagieren uns mit der IGOFM seit vielen Jahren für den Erhalt von Freibergern mit tiefem Fremdblutanteil und machen uns auch für bedrohte Linien stark», erklärt Bruno Spring. Dieses Engagement teilt auch die Stiftung Pro Specie Rara. Die Zucht der Freiberger ist rückläufig – die Basispopulation zunehmend bedroht. Dass ausgerechnet Historique aus der Zucht geht, ist für Spring daher schlecht nachvollziehbar.
Wie Agroscope mitteilt, bleiben diese Hengste für die künstliche Besamung weiterhin verfügbar. Das ist für den Stutenbesitzer jedoch automatisch mit höheren Kosten verbunden. Doch auch das Nationalgestüt denkt an die Kosten: Im Hinblick auf das Management des Hengstbestands des SNG sucht Agroscope Lösungen für einige Hengste, die für die verschiedenen Aktivitäten des Gestüts – d. h. Zucht, Ausbildung oder Forschung – nicht mehr eingesetzt werden können. Dies geschieht auch im Rahmen der bereits kommunizierten Sparmassnahmen des Bundes, da der Hengstbestand am SNG reduziert werden müsse. Deshalb werden also Historique und Caran d’Ache du Clos Virat kastriert und platziert. Wenn das Gestüt Anfragen für diese Pferde erhält, werden sie platziert oder sonst ausgeschrieben, heisst es auf Anfrage.
Beide Hengste noch im Katalog
Im aktuellen Katalog, der bei den Züchtern auf dem Küchentisch liegt, sind beide Hengste allerdings noch aufgeführt. Und genau das ärgert den IGOFM-Präsidenten am meisten. «Niemand kastriert Hengste mitten in der Decksaison – ausser unser Gestüt!», so Spring. Eine solche Massnahme sei weder nötig noch kundenorientiert. «Wir haben noch Stuten für Historique», erklärt er.
Agroscope wird die Stationierungsliste aktualisieren und die Änderung (neu KB) vermerken. Gefragt danach, ob der Zeitpunkt sinnvoll gewählt worden sei, erklärt man bei Agroscope: «Der Frühling erscheint aus unserer Sicht als die optimale Zeit für den Pferdeverkauf.»