Am vergangenen Sonntag, 12. Oktober 2025, versprühte die Olma-Arena eine besondere Atmosphäre. Die Blüem- und Gurt-Kühe geniessen ihren grossen Auftritt an der dritten nationalen Blüem- und Gurtviehschau.
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«Sie schwebt wie auf einer Wolke durch die Arena»
«Was für eine super gezeichnete Kuh. Und ihr Gang erst, sie schwebt wie auf einer Wolke durch die Arena», sagt Peter Salzgeber aus Pany GR, der als Richter für die Zeichnung die Kühe nach den äusseren Merkmalen beurteilte. Keine leichte Aufgabe, denn die in acht Abteilungen angetretenen Brown Swiss und Original Braunen Blüem- und Gurt-Kühe zeigten durchs Band sehr schöne Zeichnungen.
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Gerade bei den «Blüem» unterliegt die Beurteilung der Zeichnung jedoch auch einer gewissen geschmacklichen Vorliebe des jeweiligen Experten, dessen bleibt sich Salzgeber bei der Beurteilung bewusst. «Bei den Blüem unterscheiden sich die Präferenzen von Region zu Region stark. Nun stehe aber ich im Ring und gebe meine Bewertung ab», sagt er.
Halsbänder und Strümpfe
Grundsätzlich gehören Blüem zur Rasse der Brown Swiss oder Original Braunvieh und weisen neben der typischen braunen Farbe eine weisse Sprenkelung bestimmter Körperpartien auf, wobei hier gilt «Weniger ist mehr». Die Kühe müssen in ihrem Erscheinungsbild klar als «Braune» erkennbar bleiben und dürfen nicht «gescheckt» daherkommen. Erwünscht sind unter anderem eine Sprenkelung an der Stirn, durchgehend an der oberen Rückenlinie, am Hals (sog. Halsband) und an den Beinen (sog. Strümpfe).
Den schönsten Gurt trägt Doro
Bei den Gurtkühen falle das Beurteilen schon etwas einfacher, wie Peter Salzgeber erklärt: Der Gurt braucht einen deutlichen Kontrast zur braunen Grundfarbe, wobei sich die farblichen Übergänge klar voneinander abgrenzen müssen. «Sie stellt für mich die perfekte Gurtkuh dar, weist saubere Übergänge auf und zeigt einzig an einem Ort eine kurze Ausbuchtung», sagt Salzgeber – und kürt mit diesen Worten die zweieinhalbjährige Doro von Marco Räbsamen aus Gähwil SG zur Siegerin der Kategorie.
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Original Braune oder Brown Swiss
Doch neben der reinen Zeichnung bewertet man auch das allgemeine Exterieur der Tiere. Diese Aufgabe übernimmt Matthias Süess aus Andwil SG. Auch er steht vor keiner leichten Entscheidung, weil es am Schluss nur eine Gewinnerin geben kann, und sich für Süess die Frage stellt: Macht eine stämmige OB, also eine Zweinutzungskuh, oder eine hochgewachsene Brown Swiss, die auf Milch gezüchtet wird, das Rennen?
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Der Unterschied zwischen diesen beiden Rassen zeigt sich unter anderem deutlich in der Abteilung 8. Dort misst sich die stämmige OB-Kuh Mia von Peter Rohrer aus Vattiz GR und Züchter Markus Beeler-Schuler aus Rothenthurm SZ mit einer Milchleistung von rund 5600 kg mit der Brown-Swiss-Kuh Blüem von Karl Räss aus Altstätten SG, die in der neunten Laktation durchschnittlich 9100 kg erreicht.
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Espania holt sich den Tagessieg
Ein schwieriger Entscheid für Matthias Süess also. Am Ende entscheidet er sich für eine hochgewachsene Brown Swiss – das Rennen macht Espania von Robert Röthlin aus Hauptwil TG, sie wird Tagessiegerin. «Sie präsentiert sich mit einem extrem langen, super verbundenen und fest beaderten Euter und zeigt sich gegenüber der Vize im Knochenbau und im Fundament eine Spur feiner», lobt Süess die Tagessiegerin. Robert Röthlin strahlt sichtlich stolz über seine Kuh, und sagt zur BauernZeitung: «Mein Vater hielt bereits Blüem im Stall, und ich züchte einfach weiter.»
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Geschmückte Chälbli und herausgeputzte Kinder in der Arena
Neben den schönen Kühen lockt auch dieses Jahr wieder ein aussergewöhnliches Mittagsintermezzo die Zuschauer an. Vor der Verkündung der Gesamtsiegerinnen fluten Kinder in Trachten, mit ihren mit Blumen geschmückten Blüem- und Gurt-Lieblingskälbern die Arena, wobei das ein oder andere Kälbli, zur Freude des Publikums, kurzfristig Lust auf ein kurzes Rodeo verspürt.
Die Ehrendame und amtierende Braunviehkönigin Luzia Bieri läuft währenddessen mit einem Mikrofon von Kinderpaar zu Kinderpaar, die in Versli wiedergeben, wer sie sind, woher sie kommen und warum ebenjenes genau ihr Lieblingskälbli ist. Ab und zu flechten sie auch etwas Produktwerbung ein: «Euses Chälbli hämmer Baiana tauft, sii isch sälber züchtet und nöd gkauft – Brenda, so heisst ihri Mueter, die seb frisst am liebschte Aachtalfueter», sagt zum Beispiel ein junges Mädchen ins Mikrofon, das mit seinem noch jüngeren Schwesterchen wacker ein Kalb festhält.
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Wie ein Abendrot in den Alpen
«Was für eine Freude», ruft Ferdi Bergmann aus Abländschen BE, der zusammen mit Christian Manser voller Elan durch den Anlass führt. Freude ob so vieler junger Menschen, die sich für die Blüemzucht begeistern und die künftige Generation der Züchter stellen, und über die schönen Kühe.
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Für Bergmann stellen Blüem- und Gurtkühe etwas Besonderes zum Anschauen dar, weil sie ihn an einen schönen Sommerabend in den Alpen mit Abendrot erinnern. Viele Landwirte sehen es gleich wie er: Als Segenstiere geniessen Blüem- und Gurtkühe gerade in der Ostschweiz eine besondere Rolle in vielen Kuh-Herden.
Und die schönste der Blüem ist Nina
Als Besondere der Besonderen bestimmt schliesslich Peter Salzgeber die Schönste aller Blüem: die OB-Kuh Nina von Albin Ebnöther aus Willerzell SZ. Sie überzeugt mit ihrer wunderschönen Zeichnung und ihrem Gang, mit dem sie wie auf einer Wolke durch die Arena schwebt.
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