Im Kanton St. Gallen boten am 18. September 2022 sieben Landwirtschaftsbetriebe in der Region Werdenberg Informationen, Unterhaltung sowie Festwirtschaften mit regionalen Spezialitäten. Nochmals spätsommerliche Temperaturen trugen am vergangenen Sonntag wesentlich zum Erfolg des Anlasses «Vo Puur zu Puur» bei. Mit dem Velo, zu Fuss oder mit Shuttle-Bus konnten die Besucher von Hof zu Hof pilgern.

Auf Gemüse spezialisiert

Betriebsleiter Andreas Giger aus Sevelen SG ermöglichte den Besuchern einen geführten Rundgang entlang der Freilandkulturen und durch die Lagerhalle. Er schilderte, dass der Hof seit 70 Jahren besteht und bis 1976 als Milchwirtschaftsbetrieb geführt wurde. Daneben produzierte man auf den sandigen Böden in Sevelen bereits in den 1960er-Jahren Industriegemüse.

Bis 1985 führte sein Grossvater den Hof und ersetzte die Milchwirtschaft 1976 durch Schweinemast. Auch wurden die Anbauflächen für Industriegemüse grösser. Ab den 1990er-Jahren erweiterte der Familienbetrieb seine Sortenpalette sukzessive, gab 2001 die Tierhaltung auf. Andreas Giger übernahm vor 16 Jahren den Betrieb seines Vaters Niklaus. Seine Eltern helfen nach wie vor täglich bei allen anfallenden Arbeiten mit. Ebenso wie Ehefrau Bettina. Gigers beschäftigen acht Mit­arbeiter(innen) und Aushilfskräfte für Erntespitzen.

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Die Stärke des Betriebs ist seine breite Gemüse-Palette mit 50 verschiedenen Produkten. Davon sind 30 Produkte Spezialitäten, wie Mangold und Süsskartoffeln. Letztere werden auf zirka sechs Aren angebaut. Angepflanzt und geerntet werden sie in Handarbeit. Gefragt sind solche Spezialitäten zwar bei den Hofladen-Kunden, aber negative Aspekte für ihn als Produzent seien, dass die Jungpflanzen teuer und die Erträge und Qualität schwankend sind.

Zusammenarbeit mit Gastronomie

Das Auslieferungsgebiet der gängigsten Produkte für den Detailhandel erstreckt sich über das ganze Rheintal bis in die Bündner Herrschaft. Für Frühlings- und Winter-Spinat ist die Hilcona Agrar AG ein Abnehmer. Den Anbau von Brokkoli und Blumenkohl hat der Betrieb flächenmässig laufend reduziert. Im ehemaligen Kuhstall errichtete Andreas Giger eine Lagerhalle für 250 Tonnen Kartoffeln. Der Betrieb macht Saatgutvermehrung für Maissorten der Firma KWS.

Der Mechanisierungsgrad auf dem Betrieb ist relativ hoch. So kommen u. a. Traktoren mit GPS und damit auch Precision Farming zum Einsatz. «Aber es gilt für uns trotzdem, die Arbeitsstunden im Griff zu haben, weil eine schwierige Personalrekrutierungssituation sowie fehlende Pflanzenschutzmittel-Produkte Mehraufwand bedeuten.»

Andreas Giger pflegt eine gute Zusammenarbeit mit der Gastronomie: «Ein Grossteil der Wirte wird über eine Plattform beliefert, die Gemüse von mir und verschiedenen anderen Produzenten bezieht und so über ein Vollsortiment verfügt, das den Kanton Graubünden beliefert.» Mit 60 Prozent ist die Gastronomie für den Betrieb Giger der wichtigste Absatzkanal, der Rest entfällt zirka je hälftig auf Detailhandel und Hofladen.

Prominenz aus der Politik dabei

An der ersten Hofführung des Anlasses nahmen auch die St. Galler Regierungsräte Beat Tinner und Bruno Damann sowie Nationalrat und SBV-Präsident Markus Ritter teil. Andreas Giger sprach darüber, dass er besorgt sei, dass die Palette der noch verfügbaren, zugelassenen Pflanzenschutzmittel sich laufend verkleinert. Es sei eine ­grosse Herausforderung, mit weniger Hilfsmitteln im Pflanzenschutz und Düngereinheiten die Anforderungen an das Produkt und Qualitätsnormen zu erfüllen. Alternativen dafür aufzuzählen, sei schwierig, da es ­jährlich oder monatlich Veränderungen gebe. «Aber irgendwie gehts immer weiter, wie die letzten Jahre auch», meinte der Betriebsleiter. [IMG 4]

Zürcher Regierungsrätin wirbt für regionalen Konsum

Im Kanton Zürich waren die Besucher auf neun Betrieben im Säuliamt unterwegs. Nach 2011 war man nun zum zweiten Mal Gast im Bezirk Affoltern. Der offizielle Festakt fand auf dem Götschihof in Aeugstertal bei Barbara und Daniel Buchli statt.

SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli hielt in ihrer Grussbotschaft fest: «Die jährlich stattfindende Veranstaltung ist eine gute Gelegenheit für die Bevölkerung, die Bauernbetriebe im Kanton Zürich und in diesem Jahr im Säuliamt näher kennenzulernen und hinter die Kulissen zu schauen.» Sie erinnerte daran, dass bei der eigenen Nahrungsmittelproduktion die  kurzen Transportwege grosse Vorteile bringen und so alle gesunde Nahrungsmittel essen können.

«Tierische Lebensmittel sind nicht mit Hormonen versetzt, Früchte und Gemüse werden nicht mit verbotenen giftigen Pflanzenschutzmitteln behandelt.»

Natalie Rickli, Zürcher Regierungsrätin

Rindermast und Aufzucht

Der Götschihof  im Aeugstertal wird seit 2018 von Barbara und Daniel Buchli gepachtet. Zum Hof, welcher im Besitz der Schweizer Nationalspende ist, gehören 60 ha landwirtschaftliche Nutzfläche und 10 ha Wald. «Unser Betrieb ist auf die Rindermast mit eigener Remontierung und die Haltung von Aufzuchtrindern von weiteren zehn Bauern spezialisiert», erklärte Gastgeberin  Barbara Buchli. Auf dem Hof erhielten die Besucher(innen) einen durchaus spannenden Einblick in eine moderne und tierfreundliche Mastrinderhaltung. So wurde beispielhaft aufgezeigt, wie aus Gras als wichtiges Raufutter Fleisch entsteht.

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Am späteren Nachmittag zog das OK in einem ersten Fazit eine sehr positive Bilanz. Das breite Engagement auf den Höfen machte spannende Gespräche mit den vielen gut gelaunten Besuchern möglich. Im kommenden Jahr wird im Kanton Zürich der Bezirk Bülach Gastgeber sein.