«Es gluschtet einen», sagt Stefan Brunner und meint damit das frühlingshafte Wetter, das zum Start einer Flächenrotte verführt. Die Blüte der Forsythien, die eingesetzt hat, sei ein Zeichen dafür, dass der Zeitpunkt passen würde – «es wäre aber sicher sehr früh und man muss aufpassen wegen der Befahrbarkeit», gibt der Biolandwirt aus Aarberg BE zu bedenken.

Kein fixes Rezept

AboHeinz Brauchli setzt eine «Celli»-Bodenfräse ein. Bei Bodenfräsen generell ist es wichtig, dass die Messer schön waagrecht zum Boden schneiden. Regenerative LandwirtschaftWas ist eine Flächenrotte?Donnerstag, 14. März 2024 Sein Wissen über die chemischen Prozesse hinter der Flächenrotte sei begrenzt, räumt Stefan Brunner ein. Aber er hat schon einige Jahre Erfahrung gesammelt und ziehe Schlüsse aus der Praxis. Ein fixes Rezept für seine Flächenrotten hat der Berner nicht, «vieles ist Bauchgefühl oder aber von meiner Tagesform abhängig», meint er. Im Grundsatz mulcht Brunner grosse Bestände im April, um sie anschliessend oberflächlich (3 bis 5 cm tief) mit der Fräse einzuarbeiten. «Das Ziel ist, die Pflanzen am Übergang zwischen Stiel und Wurzeln zu kappen», erklärt er.

Bei weniger Biomasse verzichtet Stefan Brunner aufs Zerkleinern und fräst direkt. «Entscheidend ist aber auch die Folgekultur», ergänzt er. «Wenn eine problemlose Kultur wie Getreide kommt, lasse ich das Mulchen eher sein, würde es aber bei einer Einzelkornsaat von Gemüse nicht wagen.» Damit die Keimlinge durch die Abbauprozesse nicht zu Schaden kommen, wird nach einer Flächenrotte eine Wartezeit von zwei Wochen empfohlen. Auch hier ist Brunner flexibel – beim Getreide, bei dem es für gute Erträge nicht jede Pflanze braucht, nimmt er gewisse Verluste in Kauf und habe auch schon – entgegen den Empfehlungen mancher Fachleute – erfolgreich direkt nach dem Einfräsen der Rotte gesät. «Hier ist aber auch entscheidend, wie viel Biomasse in welcher Jahreszeit zur Rotte gebracht wird», ergänzt Brunner.

Bei schlechten Bedingungen

Je nach Quelle gehören Rottelenker mit Mikroorganismen und Pflanzenextrakten zu einer Flächenrotte dazu. «In den ersten Jahren habe ich konsequent Rottelenker eingesetzt», erzählt Stefan Brunner. Heute hält er es so, dass er auf jeden Fall Rottelenker spritzt, wenn die Bedingungen für die Rotte ungünstig sind, und ansonsten eher auf das vorhandene Bodenleben vertraut. Vor allem, wenn nach doppelter Gründüngung (überwinternde Mischung nach einer sommerlichen Bodenbedeckung) zwei Anwendungen nacheinander folgen würden. «Bei tiefen Temperaturen, Parzellen mit intensiver Bewirtschaftung oder Trockenheit gebe ich dem Prozess mit Rottelenkern eine Starthilfe», so Brunner. Bis die Rotte fertig ist, dauere es zwischen fünf Tagen und einem Monat – je nach Bedingungen, wobei Wärme und Feuchtigkeit beschleunigend wirken. «Ist die Flächenrotte beendet, sind die feinen Blattteile zersetzt und nur noch Stiele vorhanden. Weiter ändert sich der Geruch von säuerlich zu süsslich.»

Als ideal gilt, Mist oder Kompost im frühen Herbst oder im Frühling in stehende Gründüngungen zu streuen, damit die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen und speichern können. Der Zweck einer späteren Flächenrotte besteht darin, Nährstoffe aus dem eingearbeiteten Pflanzenmaterial dank Mikroorganismen zu binden und anschliessend der nächsten Kultur zur Verfügung zu stellen (sieheKasten).

Fehlschläge erklärbar

«Man hört gelegentlich und ich habe es auch selbst schon erlebt, dass die Flächenrotte nicht funktioniert hat», sagt Stefan Brunner. Ein Fehlschlag sei aber in der Regel erklärbar. Zum Beispiel, wenn mit der Saat nicht ausreichend lange gewartet worden sei oder wegen langer Trockenheit die Rotte nicht in Gang kam. Je mehr man wisse, wie der Prozess funktioniere, desto besser lasse sich damit arbeiten. «Die Alternative wäre wohl, die Gründüngung zu mulchen und einzupflügen», meint Brunner, «da würde ich eher von Silieren sprechen, jedenfalls, wenn tief gepflügt wird.» Denn dann würde die Luft für die aeroben Zersetzungsprozesse fehlen und das Pflanzenmaterial möglicherweise unverrottet im Boden verbleiben. Mit Mulchen und Fräsen habe er eine bessere Flächenleistung und «für mich und meinen Betrieb stimmt die Version Flächenrotte besser. Aber da ist viel Bauchgefühl dabei», erklärt der Berner.

 

Vielfalt und bessere Krümelung 

Nach der Definition von Friedrich Wenz handelt es sich bei der Flächenrotte um ein oberflächliches Einarbeiten frischer, grüner, möglichst zerkleinerter Pflanzenmasse. Damit sollen der Bodenstoffwechsel mit Energie versorgt und Nährstoffe aus dem Pflanzenmaterial verlustarm gebunden werden. Milchsaure Pflanzenfermente (Rottelenker) schützen dabei vor Fäulnis. Für eine Flächenrotte müsse der Boden bis zur Bearbeitungstiefe 6 Grad warm sein. Darunter empfiehlt Wenz eine erhöhte Gabe von Fermenten oder aber den Verzicht auf die Rotte.
Nach Veratmung und Fermentation könne sich eine aerobe Mikroflora aufbauen, erklärt Dietmar Näser gegenüber dem Demeter-Magazin «Lebendige Erde». Das Resultat sei eine Steigerung der mikrobiellen Vielfalt und eine bessere Krümelung des Bodens.