Einst wurden zu Zeiten der Römer einzelne Pfirsichbäume als Zwischenverpflegung für die Rebleute in die Weinberge gepflanzt. Das ginge mit dem Roten Weinbergpfirsich nicht, denn die Frucht wird primär in verarbeiteter Form, als fruchtig-herber Likör, gebrannt, als Konfitüre oder heiss eingemacht verwendet. Dass dieser Pfirsich gerade in Weinbauregionen nicht weniger wertvoll ist als eine Tafelsorte, beweist die Moselregion in Deutschland.

Neues Produkt als Türöffner

Begleitkultur im Weinbau«Wir wollen unsere Ausgleichsflächen mit Roten Weinbergpfirsichen aufwerten»Mittwoch, 22. September 2021 Dort gibt es laut Andi Schmid, dem Initiator des Projekts «Rote Weinbergpfirsiche – alte neue Vielfalt für Schweizer Rebberge», einen veritablen Boom der Frucht: Da werden Pfirsichköniginnen gekürt, Pfirsichmärkte abgehalten und entsprechende Produkte zusammen mit dem Moselwein vermarktet.

Genau hier sieht Schmid grosses Potenzial für Schweizer Winzerinnen und Winzer. «Dank dem roten Weinbergpfirsich können sie etwas Exklusives als Türöffner anbieten, um neue Kunden zu erreichen», erklärt der Obstfachmann. Für sein Projekt konnte er die finanzielle Unterstützung des Fonds Landschaft Schweiz FLS gewinnen. Denn die Bäume versprechen einen Mehrfachnutzen.

Dreifach positive Begleitkultur

Im Fokus des Projekts sind grosse Weinbaugebiete innerhalb des Katasters, die am Rand der Reben oder auf einer ökologischen Ausgleichsfläche den Roten Weinbergpfirsich anpflanzen könnten. «Als Begleitkultur fördert er die genetische und biologische Vielfalt in den Rebbergen», so Markus Jenny von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach. Nicole Käsermann vom Fonds Landschaft Schweiz sieht in der Blütenpracht im Frühling und dem farbigen Herbstlaub einen Beitrag an die Landschaftsästhetik. Die monotonen Reihen der Reben würden optisch aufgelockert. Wenn nun noch Ertrag und Vermarktung stimmen, ist der positive Dreiklang perfekt.

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Guter Ertrag und keine Konkurrenzprobleme

«Je nach Standort und Witterung sind Erträge von 10 bis 20 Kilo pro Jahr zu erwarten», erklärt Andi Schmid. Zwar können die Bäume gross werden, sie seien aber sehr schnitttolerant und daher auch als Niederstämmer erziehbar. So könne Licht- und Wurzelkonkurrenz für die Rebstöcke gering gehalten werden, erläutert der Fachmann.

Die Vermarktung soll nicht über einen separaten Kanal geschehen, sondern zusammen mit dem Wein und dessen Absatz verbessern – wie es in der Moselregion bereits erfolgreich umgesetzt wird. Die Sorte werde beim Roten Weinbergpfirsich eine untergeordnete Rolle spielen, anders als bei den Trauben. «Die Geschmacksunterschiede sind marginal», so die Begründung. Roter Weinbergpfirsich ist eben Roter Weinbergpfirsich – und trotzdem etwas Besonderes.

Spezialangebot und telefonische Beratung 

Im Rahmen des Projekts «Rote Weinbergpfirsiche – alte neue Vielfalt für Schweizer Rebberge» können Rebberg-Besitzer Bäume zu Sonderkonditionen beziehen. Andi Schmid koordiniert die Bestellungen, ausserdem berät der Obstfachmann zur Sortenwahl, dem Standort und der Pflege. Er ist selbst ein grosser Pfirsichfan, hat eine Erhaltungszucht in Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara und und arbeitet ausserdem an einer neuen Tafelpfirsichsorte für den Nischenmarkt.

Bei der Wahl der Sorte für den Roten Weinbergpfirsich orientiere er sich am vom Käufer gewünschten Reifezeitpunkt, erklärt Schmid. Es seien aktuell rund sechs Sorten im Angebot.

Das Ziel des Projekts sind 1000 Bäume bis Ende 2022. Andi Schmid hat schon Kontakt zu rund 100 Produzenten, «wenn alle bestellten gepflanzt werden und zusammen mit den bereits stehenden Pfirsichbäumen, erreichen wir 1100», freut sich der Obstfachmann.

Bei Interesse melden Sie sich bei Andi Schmid: https://www.realisation-schmid.ch/kontakt/