«Wir haben viel Ausgleichsflächen in den Reben geschaffen. Mit dem Roten Weinbergpfirsich wollen wir diese nun aufwerten», erklärt Andreas Neukomm. Er führt im schaffhausischen Hallau das Weingut Atlingen mit 14 Hektaren bestockter Fläche. In diesem Herbst sollen 50 Pfirsichbäume gepflanzt werden – als Begleitkultur, wie der Winzer und Weintechnologe betont. Man müsse wegkommen von der Trauben-Monokultur und das Angebot ausserdem differenzieren.

Es sollte keine Hecke sein

«Wir wollen die Wiesen in den Rebparzellen nicht zur Wildnis verkommen und sich selbst überlassen», erläutert er. Denn damit ginge wertvolles Land für die Produktion verloren. Sein Ziel ist eine extensive Pfirsichproduktion, bei der in einem ersten Schritt die positive Wirkung auf die Biodiversität im Vordergrund stehen soll. Eine Hecke wollte er nicht anlegen, «die Bäume passen auch besser in die Rebberge», findet er.

Die Kosten für das Pflanzgut und den Arbeitsaufwand trägt Andreas Neukomm selbst, ein Förderprogramm gibt es derzeit nicht. Es geht zwar zwei bis drei Jahre, bis der erste Ertrag an den Pfirsichbäumen hängt, auf Fördergelder warten wollte der Winzer aber nicht. «Irgendwann ist man dann gestorben», kommentiert er. Und Biodiversität entstehe schliesslich draussen, nicht am Bürotisch. Hingegen erlebte er die Zusammenarbeit mit der Vogelwarte, die ihn bei den Ausgleichsflächen beriet, als angenehm.

«Eine ganz andere Geschmackswelt»

Begleitkultur im WeinbauRote Weinbergpfirsiche als Plus für Weinbauern und BiodiversitätMittwoch, 22. September 2021 Darum wird in den kommenden Wochen erst einmal gepflanzt. Wie genau die Vermarktung aussehen wird, weiss der Schaffhauser noch nicht. Er erinnert sich aber, wie er in der Lehre bei der Herstellung von Pfirsichwein half. Ein solcher Pesca wäre eine Möglichkeit, oder das Obst zu Likör zu brennen. «Ich mag auch einfach die Frucht. Der Rote Weinbergpfirsich ist eine ganz andere Geschmackswelt als eine Tafelsorte», so Andreas Neukomm. Er vergleicht das Aroma mit dem Unterschied zwischen Tafel- und Weintrauben, wobei letztere ebenfalls mit mehr Vielschichtigkeit punkten können. 

Pfirsiche statt Kiwis

50 Pfirsichbäume sind im Vergleich zur Hallauer Rebanlage wenig. In der Differenzierung seines Angebots sieht der Winzer aber klar die Zukunft. Es müsse ein Nebeneinander von Trauben und anderen Begleitkulturen geben. «Das braucht zwar Zeit, aber Ideen hätte ich noch viele», versichert er. Gerne hätte Neukomm etwas mit Kiwis gemacht, die Pflanzen haben aber einen allzu grossen Wasserbedarf und wären daher auf Bewässerung angewiesen. Im Gegensatz dazu sind Weinbergpfirsiche für den Anbau im Rebberg gut geeignet. «Und ausserdem kommt man dank dem neuen Pfirsich ins Gespräch, kann eine Geschichte erzählen, lockt neue Kunden an», meint der Winzer hoffnungsvoll.