Die Müller-Thurgau Stiftung stehe ganz im Geist von Dr. Hermann Müller-Thurgau (1850 bis 1927), sagte Lukas Bertschinger, Präsident des Stiftungsrats, an einer sogenannten Stakeholder- und Impulsplattform auf der Halbinsel Au ZH. Müller-Thurgau habe als erster Direktor der Versuchsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau (heute Agroscope) in Wädenswil auf wissenschaftlichen Grundlagen praxistaugliche Lösungen für den Anbau von Spezialkulturen entwickelt.

Das Erbe von Agroscope antreten

Nun, da sich Agroscope von Wädenswil zurückziehe, wolle die Müller-Thurgau-Stiftung dieses Erbe weiter pflegen und in die Forschung investieren – genauer gesagt in die Transformation des Ernährungssystems mithilfe der Spezialkulturen. Dabei plädierte Martin Wiederkehr vom Stiftungsrat mit Vehemenz für diesen Umwandlungsprozess. «Ein Treiber für Innovationen und für die Transformation sind die Spezialkulturen», sagte er. Er sprach von globaler Partnerschaft im lokalen Kontext, von Digitalisierung und von ressourcengerechter Verteilung zugunsten einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Projekt HonestaEine Maschine für die Permakultur soll das Aufwandproblem lösenMittwoch, 13. Oktober 2021 Das sind grossartige Worte, aber der Weg für praxistaugliche Lösungen ist holprig. Das zeigt sich im Projekt «Pixel-Farming», das die Müller-Thurgau-Stiftung unterstützt. Dominik Füglistaller (HAFL) präsentierte dieses Mischkultursystem mit verschieden mosaikartig angepflanzten Gemüsesorten. Die HAFL macht Versuche auf dem Biohof Farngut in Grossaffoltern und wertet die Wirkungsweise, den Krankheits- und Schädlingsdruck sowie die Erträge aus.

Technische Umsetzung

Diese Pixel sind mit einem riesigen Arbeitsaufwand verbunden und heute kaum profitabel. Das soll sich dank Robotik ändern. Markus Bucher vom Farngut treibt mit dem Förderverein Honesta Gelder auf, um mit der Maschinenentwicklungsfirma Semesis einen Roboter zu bauen, der in Mischkulturen hackt.

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Ernst Möhl vertritt Obstbranche

Im Stiftungsrat der Müller-Thurgau-Stiftung ist auch Ernst Möhl, Seniorchef der Mosterei Möhl. Lange Jahre war er Präsident der Stiftung Technische Obstverwertung Wädenswil. Mit Möhls Erfahrungsschatz vertritt er im Stiftungsrat die Obstbranche.

Zwei Projekte, die die Stiftung im Obstbau unterstützt, wurden am Event vorgestellt:

  • Zum einen testet Fructus neue Phytoplasmen-robuste Veredelungsunterlagen bei Kernobst. Die Projektleitung liegt bei Markus Kellerhals (ehemals Apfelzüchter, Agroscope Wädenswil).
  • Zum anderen untersucht Franco Weibel vom Ebenrain eine Alternative zu den in der Praxis nicht beliebten Nützlingsstreifen im Obstbau. Bei der vorgestellten Methode handelt es sich um ein Sandwich-System. Dabei bleibt ein schmaler Streifen in der Mitte des Baumstreifens ohne Bodenbearbeitung stehen. Links und rechts des zentralen Streifens lässt man zwei Bahnen von zirka 50 Zentimetern durch Hacken offen.