Es ist heiss und trocken. Damit ist der Sommer 2022 zwar ein Kontrastprogramm zum Vorjahr, in den letzten 20 Jahren haben die lang andauernden Hitze- und Trockenheitsperioden aber deutliche Spuren hierzulande hinterlassen. Die Landschaft sei in bereits sichtbarer Weise verändert, schreibt die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL-FP) in einer Mitteilung. Es ist die Rede von einer fortschreitenden «Toskanisierung».

Gelber statt grüner Sommer

«Die auch im Sommer erlebbare Dominanz des Grüns und der Frische der Landschaften schwindet mehr und mehr», heisst es weiter, «helle Farbtöne des Gelben und Braunen treten stärker hervor». Besonders auffällig seien goldgelbe Stoppelfelder und die Strohballen auf abgeernteten Getreidefeldern. Hinzu kommen die gelbbraunen Farben abgemähter und ausgetrockneter Wiesen und Brachstreifen.

Verblüht, welk, verfärbt

In diesem Jahr seien die Wiesenblumen rasch verblüht, ebenso kamen die krautigen Pflanzen schnell in Welke, fährt die SL-FP fort. Überaus früh stellt man auch eine Verfärbung der Laubbäume im Wald fest.

Alles in allem erinnert das neue Bild des Schweizer Mittellands aus Sicht der Stiftung an die trockenen Talschaften der Toskana – daher der Begriff der «Toskanisierung».

Moränen werden kaum grün

Im Alpenraum führt der Klimawandel indes zu einer «Mineralsierung», heisst es bei der SL-FP: Die schwindenden Gletscher geben Moränen frei, auf denen sich wegen spärlichem Wasserangebots nur zögerlich Pflanzen etablieren können. Bergbäche und Wasserfälle, die nicht vom Schmelzwasser der Gletscher gespiesen werden, verkommen zu Rinnsalen. Die Situation sei aus den piemontesischen und ligurischen Alpen bekannt.

Das romantische Ideal geht verloren

Die SL-FP spricht von einer zunehmenden Dehydrierung und Überhitzung der Landschaft. Beides wirke sich negativ auf die Biodiversität aus und reduziere die Vielfalt der Landschaftsformen. Damit gehe auch eine Schmälerung der Erholungsleistung und somit des touristischen Kapitals einher. «Das romantische Ideal der grünen und wasserreichen Schweiz – Vorbild für die vielen Schweizen in anderen Ländern – scheint sich nachhaltig zu verändern», so die Schlussfolgerung.