AuszeichnungBio-Nusspionier Johannes Janggen gewinnt Bio Grischun PreisMittwoch, 9. Februar 2022Der 19. Bio-Grischun-Preis, der am 10. Februar 2023 in Landquart verliehen wurde, geht ins Bergell: Die Genossenschaft Latteria Bregaglia konnte sich gegen ihre Mitstreiter behaupten. Sie setzt sich zusammen aus sechs Landwirtschaftsbetrieben aus der Gemeinde Bergell, die seit 2004 Bio-Knospe zertifiziert sind.

Synergien mit der Gemeinde nutzen

In Eigeninitiative leisten sie ohne zusätzliche Unterstützung Bio-Pionierarbeit. Das Futter für die Milchkühe wird im Freien getrocknet und in gut belüfteten Heuställen gelagert, wie sie auf ihrer Webseite angeben. Während der Sommermonate verbringen die Kühe auf der Alp. In der Käserei werden jährlich rund 300 000 Liter Milch zu verschiedenerlei Weichkäse, Halbhart- und Hartkäse, Ziegenkäse, Joghurt, Butter und Rahm verarbeitet. Produktionsstätte und Verkaufsstelle befinden sich am selben Standort im Dorf Vicosoprano. Abnehmer sind vor allem die Gastronomie, Läden und Privatkunden. 

Urs Schmid, der gemeinsam mit seiner Frau auf 1000 m ü. M. einen Milchviehbetrieb bewirtschaftet, nahm den Preis als Vertreter der Genossenschaft entgegen. 

«Nach rund 20 Jahren stehen wir vor einem Generationenwechsel. Dabei geht es uns nicht darum, zu wachsen, sondern das Erreichte zu bewahren.»

Urs Schmid von der Latteria Bregaglia zu den Zukunftsaussichten

Dabei sprach er insbesondere den Angestellten seinen Dank aus: «Dass unsere Mitarbeiter an die Sache glauben, ist entscheidend.» Er erwähnte auch, dass es nicht einfach sei, einen geeigneten Käser zu finden. Mit Marco Cuneo, der aus Mailand stammt, sei dies gelungen. Zu den Zukunftsaussichten meinte Schmid: «Nach rund 20 Jahren stehen wir nun vor einem Generationenwechsel. Dabei geht es uns nicht darum, zu wachsen, sondern das Erreichte zu bewahren.» In nächster Zeit stünden Investitionen an, so Schmid, die Latteria habe eine Modernisierung nötig. Dabei wolle man auch Synergien nutzen, etwa mit der Metzgerei in der Gemeinde. «Gemeinsam etwas erreichen, lautet das Motto», so der Bergeller. 

Beständigkeit überzeugte die Jury

Die Beständigkeit, mit der die sechs Betriebe über die Jahre ein Produktions- und Verkaufsnetz aufgebaut hätten, sei ein Aspekt gewesen, der bei der Wahl überzeugt habe, sagte Jurypräsidentin Valérie Cavin. Der Entscheid sei der siebenköpfigen Jury jedoch nicht leichtgefallen. «Bei allen drei Projekten stand die Kooperation im Zentrum», hielt Cavin fest. Dabei fällt auf, dass dieses Jahr keine Einzelperson zur Wahl vorgeschlagen worden war.

Folgende zwei Projekte wurden ebenfalls nominiert: 

  • «100 % (bio) Valposchiavo»: Dabei handelt es sich um ein Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE), an dem insgesamt 60 Produzenten aus dem Puschlav beteiligt sind. Trägerorganisation ist der Verein «100 % (bio) Valposchiavo», dem 12 Landwirtschaftsbetriebe sowie Valposchiavo Turismo angegliedert sind. Das Ziel ist eine geschlossene Wertschöpfungskette im Tal, von der Produktion über die Veredelung bis hin zum Genuss. Weiter soll in der Region eine 100-prozentige Bioproduktion erreicht werden. Bereits heute wird die Landwirtschaft im Puschlav zu über 90 Prozent von Biobetrieben bewirtschaftet. Ein Vereinsmitglied sorgte bereits über den Kanton hinaus für Furore: Der Biobeerenbetrieb «Piccoli Frutti Valposchiavo» konnte unter anderem für die Idee, verwaldetete Terrassen zu rekultivieren, in Bern den Agropreis 2021 entgegennehmen. 
  • Klimaneutrale Landwirtschaft: Das Projekt wurde von verschiedenen Akteuren der Bündner Landwirtschaft initiiert. Es zielt darauf ab, den Wandel zu einer klimaneutralen Landwirtschaft in Gang zu bringen und die Widerstandskraft der Betriebe gegenüber den negativen Folgen des Klimawandels zu stärken. Beteiligt sind 50 Pilotbetriebe verschiedener Produktionsrichtungen, welche die Vielfalt der Bündner Landwirtschaft repräsentieren. Diese testen auf freiwilliger Basis Massnahmen in den Bereichen Tierhaltung, Pflanzenbau und Energie zur Reduktion der Treibhausgase. Finanziert wird das Projekt, welches sich von 2021 – 2025 in der Pilotphase befindet, vom Kanton Graubünden.

«Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» mit ersten ErfahrungenDonnerstag, 21. Oktober 2021