Der Gutsbetrieb von Schloss Herdern am Südhang des Thurgauer Seerückens verfügt mit einer Anbaufläche von 112 Hektaren Anbaufläche, 78 Hektaren Wald und 3 Hektaren Rebberg über eine stattliche Grösse. Betriebszweige sind Milchwirtschaft inklusive Käseherstellung, Viehzucht, Ackerbau sowie Obst- und Gemüseanbau. Dazu kommt die Herstellung von Eigenprodukten auf Basis der landwirtschaftlichen Rohstoffe.

Es geht in Richtung naturnahe Produktion

Nun steht ein revolutionärer Schritt an, wie es in einer Medienmitteilung heisst: «Wir haben uns für eine Abkehr von der konventionellen Landwirtschaft entschieden, in Richtung einer naturnahen Produktionsausrichtung im Sinne einer regenerativen Landwirtschaftsstrategie mit wenig Pestizideinsatz und naturnaher Produktion», sagt Geschäftsleiter Armin Strom. Es gebe in der Schweiz erst wenige Landwirtschaftsbetriebe, die nach diesem Konzept arbeiten, wobei Schloss Herdern zu den grössten gehören wird.

Erste Schritte sind laut der Mitteilung bereits erfolgt. Unter anderem erzeugt Schloss Herdern seit 2018 klimaneutrale Energie mit einer Biogasanlage, zieht Schweine antibiotikafrei auf und reduziert den Pestizideinsatz auf ein Minimum. Erfolgt ist auch die Umstellung auf die Produktion von Heumilch. Einen Meilenstein wird Schloss Herdern mit der tierfreundlichen, muttergebundenen Kälberaufzucht setzen. Dabei kann das Kalb eine natürliche Beziehung zur Mutter leben, obschon die Kuh weiter gemolken wird. Die Kälber sind gesünder, weil sie mit der Milch wichtige Inhaltsstoffe erhalten.

Auch ein Melkroboter ist geplant

Der Betrieb setzt auf Langlebigkeit der Kühe. Die älteste Kuh ist 18-jährig. In absehbarer Zeit wird Schloss Herdern zudem ein automatisiertes Melksystem einführen. Die 70 Kühe frequentieren dabei eigenständig die verschiedenen Weiden. Sie suchen den Melkroboter auf, wenn sie gemolken werden möchten. Dies ermöglicht den Tieren eine naturnahe, ausgedehnte Weidehaltung und den Mitarbeitenden Zeitgewinne und geregelte Arbeitszeiten.

Ein Kreislauf wird geschlossen

Auch in der Käserei steht eine neue Epoche an. Über einen Schaubereich werden Besucher(innen) den kompletten Produktionsablauf von der Milch bis zum Käse mitverfolgen können. Sie erkennen dabei das Zusammenspiel zwischen Mensch, Tier und Natur. Dabei gilt das Milch-Käse-Schotte-Gülle-Energie-Prinzip: Was in der Käserei übrig bleibt, fressen die Schweine. Diese liefern mit der Gülle den Rohstoff für die Biogasanlage, welche nach der Strom- und Wärmeproduktion wiederum den Rohstoff liefert für wertvollen Pflanzendünger.

Einen Pionier als Berater beigezogen

Das Konzept der Regenerativen Landwirtschaft greift zudem mit zahlreichen Massnahmen und Weiterentwicklungen in den Bereichen Rebbau, in der Gärtnerei, im Obstbau und im Forst. Mit Unterstützung von erfahrenen Praktikern wird die Bodenbewirtschaftung bezüglich Mechanisierung und Fruchtfolge entsprechend angepasst, wie der Gutsbetrieb meldet.

Bei der Umstellung von der konventionellen auf die Regenerative Landwirtschaft wird Schloss Herdern vom österreichischen Biobauern Gerhard Weisshäupl beraten, der als Pionier in diesem Bereich gilt.