Der A-Richtpreis für Molkereimilch wird für das dritte und vierte Quartal 2024 um 3 Rappen (auf 82 Rp.) erhöht. Das ist das Resultat das aus der Sitzung der Branchenorganisation Milch (BOM) am 1. März 2024 hervorgeht. «Eine Preiserhöhung bereits im Frühjahr mit hohem Milchaufkommen wäre ein falsches Marktsignal gewesen», heisst es in einer Mitteilung der BOM und: Der Vorstand sei mit diesem Entscheid vom Molkereimilchpreis-Index abgewichen.

Keine Mehrheit für 4 Rappen

Der Antrag der Produzentenvertreter auf eine sofortige Preiserhöhung um 4 Rappen fand im Vorstand keine Mehrheit. Der Vorstand sei sich der aktuell sehr schwierigen Marktsituation bewusst, ist der Mitteliung zu entnehmen. Besonders im Käsesektor sei die Marktsituation angespannt. Im letzten Jahr wurde zum Beispiel erstmals mehr Käse importiert als exportiert.

Deshalb fordert die BOM laut ihrer Mitteilung eine Erhöhung der Verkäsungszulage um 3 Rp./kg Milch, um die angespannte wirtschaftliche Situation der Milchproduzenten substanziell zu verbessern. Im Weiteren stellt das hohe Aufkommen von Milchprotein die Branche aktuell vor grosse Herausforderungen. Deshalb hat der Vorstand beschlossen, ab dem dritten Quartal das Inkasso zugunsten der Fonds von 4,5 Rp. auf 5 Rp. zu erhöhen. Mit den zusätzlichen Mitteln will die BOM einen Beitrag zur Stabilisierung des Milchmarkts leisten. Ein weiterer Entscheid betrifft die Einführung eines Tools zur Berechnung des CO2-Fussabdrucks für die Milchviehbetriebe. Dies unterstütze die von der Branche anvisierten Ziele zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen.

SBV: Mehrheitlich zufrieden

«Der Schweizer Bauernverband würdigt dies als ersten Schritt», ist einer Mitteilung des SBV zu entnehmen. Die Verarbeiter und Händler hätten den Ernst der Lage insofern verstanden, als dass keine Verbesserung den Frust in der bäuerlichen Basis verstärkt hätte. «Mit dem Entscheid ist der künftige Milchpreis leicht höher, als er vor der Reduktion im November per Anfang Jahr war. Der Milchpreis war über Jahre viel zu tief, was zu einem enormen Strukturwandel in der Branche geführt hat», so der SBV. Auch die übrigen Branchen seinen gefragt, ihre Produzentenpreise zu erhöhen. Besonders gross ist der der Bedarf laut SBV im pflanzlichen Bereich. «Hier sind in den letzten zwei Jahren zahlreiche neue Anforderungen dazu gekommen, welche Mehraufwand und Mindererträge mit sich bringen». 

Einkommen sind zu tief

Der ebenfalls heute erschiene Bericht des Bundesrats zu den Einkommen in der Landwirtschaft zeigt, dass diese mit einem mittleren Arbeitsverdienst von rund 17 Franken pro Stunde (13.80 Franken/Stunde in der Milchproduktion) im Vergleich mit anderen Sektoren absolut ungenügend sind. Mit dem Entscheid der BO Milch ist der richtige Pfad eingeschla-gen, um dem wirtschaftlichen Druck und den tiefen Einkommen der Bauernfamilien – ein Hauptgrund für die anhaltenden Proteste – entgegenzuwirken. Die landesweiten Aktionen der Landwirtschaft zeigen klar auf, dass substanzielle Produzentenpreiserhöhungen dringend nötig sind.

SMP: «Ein Schritt in die richtige Richtung»

Die Anpassung des A-Richtpreises ist für die Milchproduzenten grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung und stellt einen hart erkämpften Kompromiss dar, schreiben die Milchproduzenten (SMP)in einer Mitteilung. Die bisherigen Preissteigerungen seien in den letzten drei Jahren durch die Kostensteigerungen in der Produktion mehr als weggefressen worden. «Für die Milchproduzenten ist es deshalb zentral, dass das gestiegene Kostenumfeld auf den Markt übertragen werden kann. Nur so gibt es langfristig eine nachhaltige Schweizer Milchproduktion. Dieses Ziel ist damit noch nicht erreicht. Es braucht dazu ein deutliches Signal mit der künftigen AP 2030», heisst es weiter.

Käsemarkt und Veredelungsverkehr beim «Schoggigesetz»

Richtpreis-Verhandlungen«Keine Bauern, kein Essen, keine Zukunft», sagt Roman Hodel zu BOM und BevölkerungFreitag, 1. März 2024  Das Gleichgewicht auf dem Milchmarkt, mit offenen Grenzen gegenüber dem EU-Käsemarkt, sei eine Gratwanderung im Schweizer Milchmarkt. Die tiefere Käseproduktion habe im ersten Halbjahr 2024 mit viel Einschränkungsmilch  aktuell zu höheren Butterlagern und einem grossen Proteinanfall geführt. Die Butter dürfte allerdings in der zweiten Jahreshälfte für den Inlandmarkt benötigt werden. Das Protein müsse exportiert werden. Damit ist für die Milchproduzenten aber auch klar, dass Butterimporte bis auf Weiteres kein Thema mehr sind.

Wichtige Signalwirkung

Der Entscheid für die freiwillige Einführung eines Klimarechners sei in der Schweizer Milchproduktion auf nationaler Ebene ein positives Signal an die Gesellschaft und die Konsumentinnen und Konsumenten. Für die Anwendung des Tools werden die Milchproduzenten mit mindestens einem Rappen je Kilogramm klimageprüfte Milch entschädigt. Über das Einführungsdatum entscheidet laut SMP der Vorstand der Branchenorganisation Milch.

 

BIG-M fragt: Was resultiert genau aus diesem BOM Beschluss?

In einer Mitteilung vergleicht BIG-M vergleicht dieses «tolle» Ergebnis mit dem Milchpreis vom Vorjahr: «Im laufenden Jahr haben wir nun während sechs Monaten einen 2 Rappen tieferen Milchpreis. Für das 2. Halbjahr ist dieser um 0.5 Rappen höher als 2023. Das heisst, der Milchpreis im 2024 ist trotz neuem grünen Teppich insgesamt tiefer als 2023!», bilanziert BIG-M. Der Trend setzt sich laut BIG-M fort: «Die Lücke zwischen höheren Produktionskosten und ungenügenden Erlösen vergrössert sich weiter. Das sind wahrlich keine zukunftsweisenden Beschlüsse.»

Man müsse es anerkennen: Die Abgeordneten der Verarbeiter und Detailhändler in der BOM verstünden ihr Handwerk. Sie erreichten ihre Zielsetzungen. Und ihre Strategie sei simpel: «Sie geben uns per 1. Juli eine kleine Preiserhöhung, welche gemäss Index wohl sowieso angezeigt gewesen wäre. Zugleich frieren sie den Preis bis Ende Jahr ein. Mit dem Plus-3-Rappen-Zückerchen, welches von den Medien 1:1 gefressen wird, sollen Bauernproteste im Keim erstickt werden», ist die BIG-M sicher. Die bäuerlichen Forderungen seien auf diese Art vordergründig ja teilweise erfüllt worden , ohne die traditionell höheren Margen im milchreichen Frühling zu gefährden. «So können sie weitermachen wie bisher. Die ökonomische Realität der Milchviehbetriebe verschlechtert sich aber weiter mit diesem Beschluss», ist BIG-M sicher.