Die Hürden für die Verwendung von Schweizer Holz im Häuserbau sind heute leider oft noch hoch. Daran rüttelt die Firma Schaerraum AG mit ihrem Konzept «RaumRaster», mit dem sich ein Holzbau modular planen und sowohl energie- als auch ressourceneffizient umsetzen lässt. Dies getreu dem Motto von Gründer Walter Schär: Mit einem Baum möglichst viel Haus Bauen, wie Schär in der Dokumentation zum Watt d’Or des Bundesamts für Energie (BFE) zitiert wird.
Grosse Flexibilität dank modularen Wänden
Das Herzstück von «RaumRaster» ist ein Skelett aus Holz, das auf einem Betonsockel steht und die gesamte Last des Gebäudes trägt. Darin können flexibel kombinierbare Module von 3,5 x 3,5 x 3 Metern Grösse eingesetzt werden. So lassen sich unterschiedlich grosse Wohnungen zusammenstellen. Da die Innenwände kein Gewicht tragen, bleiben sie zudem jederzeit versetzbar.
Wirtschaftliche Vorteile und überzeigendes Resultat
Schon bei der Planung seien dank diesem Konzept die Kosten leicht abschätzbar, heisst es weiter. Ausserdem konnte bei einem ersten Modellbau im luzernischen Horw die Praxistauglichkeit gezeigt werden. Die Bauzeit des Mehrfamilienhauses mit 13 Wohnungen sei mit dem rationellen Bausystem auf acht Monaten reduziert worden, schreibt die Schaerraum AG. Das verkürze auch die Zeit zwischen Investitionen und den ersten Einnahmen und ermögliche um rund 20 Prozent tiefere Mietpreise.
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Das BFE überzeugte ausserdem die ausgeklügelte Haustechnik in einem vorgefertigten Modul mit Badezimmer, Küchenspüle, Heizung, Kühlung und Lüftung. Weiter verfügt das Mehrfamilienhaus über Erdpfähle zur Temperaturregulation, eine Wärmepumpe, Solaranlagen und einen Batteriespeicher. Alles in Allem werde so rund 50 Prozent mehr Energie produziert als verbraucht – und dies bei ebenfalls ansprechendem Innenausbau.
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Negative Emissionen dank Pflanzenkohle
In der Kategorie Erneuerbare Energien zeichnet das BFE die Zuger Verora AG aus, die holzreiches Grüngut, Baum- und Strauchschnitt aus dem Gartenbau zu hochwertiger Pflanzenkohle pyrolisiert. Diese Material ermöglicht die langfristige Speicherung von CO2 im Boden und ist laut BFE heute die am weitesten entwickelte Negativemissionentechnologie. Da sie Kohle nicht verrottet, bleibt der Kohlenstoff im Boden gebunden, während die grosse Oberfläche der Partikel Nährstoffe bindet und das Pulver in der Gülle Ammoniakemissionen sowie bei der Kompostierung die Stickstoffverluste senkt. Weitere Vorteile für den Boden sind eine verbesserte Wasserhaltefähigkeit und Belüftung.
Werbung hat die Verora AG nach eigenen Angaben wenig gemacht und kam mit ihrem Produkt trotzdem in die Gewinnzone. Die gute Qualität spreche sich eben herum, wird Geschäftsführer Adrian Würsch zitiert. Und das Konzept hat nun auch das BFE überzeugen können.
Nur drei Gewinner 2022
In der Kategorie Mobilität gab es in diesem Jahr keinen Watt-d’Or-Gewinner. Der diesjährige Dritte im Kreis der geehrten sind die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, die für ihre intelligente Lastensteuerung im eigenen Stromnetz ausgezeichnet wird.
Der Preis ist eine Anerkennung
Seit 2007 verleiht das Bundesamt für Energie (BFE) jährlich den Watt d’Or. Der Preis ist nicht dotiert, für die Sieger gibt es also kein Preisgeld. Mit der Schneekugel-Trophäe sollen vielmehr Unternehmen und Hochschulen geehrt und ihre aussergewöhnlichen Leistungen im Energiebereich bekannt gemacht werden. So will das BFE Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit motivieren, die Vorteile innovativer Energietechnologien zu entdecken.