Mit einem Volumen von 32'000 m3 sei es die grösste Holzkonstruktion des Kantons Wallis, teilt die Migros mit. Den bisherigen Standort in Saillon (ebenfalls im Wallis) habe das Micarna-Tochterunternehmen Optisol wegen seiner Lage innerhalb des Überschwemmungsgebiets der Rhonekorrektur aufgeben müssen. Die Fassade aus Walliser Lärchenholz passt dazu, dass im Inneren des Neubaus ein «bedeutender nachhaltiger Verwertungsbeitrag für die Wertschöpfungskette Geflügel» geleistet wird, wie die Migros schreibt.

Dünger aus Einstreu

Die Aufgabe von Optisol bestehe nämlich darin, die Einstreu aus der Bruteierproduktion und den Elterntierparks zu verwerten – wozu die Micarna SA von Gesetzes wegen verpflichtet ist.  Aus dem nährstoffreichen Hühnermist stelle man hochwertigen organischen und organisch-mineralischen Dünger her. Dies bezeichnet Lutz von Strauss, Leiter des Geschäftsbereiches Geflügel bei der Micarna, als Nachhaltigkeit der ersten Generation.

Bei einer Führung durch die neue Produktionsstätte erklärt Optisol-Leiter Thomas Schick, dass für die Herstellung der über 40 verschiedenen Dünger der angelieferte lose Mist zunächst eine Homogenisierungsphase durchlaufen müsse. Dafür werde er für mindestens zwei bis drei Monate in einer grossen Lagerhalle gestapelt und je nach Trockenheitsgrad mehrmals umgelagert, um einen zu starken Temperaturanstieg zu vermeiden. «Durch die Gärung erhitzt sich der Mist in der ersten Woche bereits auf 60 bis 70°C», so Schick. Deshalb verfügt die Lagerhalle über zahlreiche Sensoren sowie eine Sprinkleranlage, die den Brandschutz gewährleisten sollen.

Traubentrester beimischen

Anschliessend wird der Mist bei 90°C getrocknet und entstaubt. Nun können in den verschiedenen Mischanlagen je nach Bedarf organische oder mineralische Komponenten hinzugefügt werden, wie z.B. Federnmehl, Harnstoff oder Phosphor. Dies erklärt die breite Produktpalette des Unternehmens. Für eine bessere Konsistenz der Düngepellets wird der trockene Mist ausserdem um drei Prozent Traubentrester ergänzt. Dieser ist ein Nebenprodukt der Walliser Weinproduktion und hat fettende Eigenschaften. Im nächsten Schritt wird der Dünger zu Pellets gepresst, herunter gekühlt und in Silos gelagert.

In der Absackstation der Fabrik können 2,5 bis 25 Kilo Säcke sowie 800 Kilo schwere Big Packs abgefüllt werden. Diese finden in sämtlichen Produktionsformen wie dem Acker-, Wein-, Obst-, Gemüse- und Gartenbau ihre Anwendung, wobei 90 % auf die professionelle Landwirtschaft entfallen und 10 % auf Hobbymärkte. Der reguläre Verkauf wird über regionale und nationale Wiederverkäufer abgewickelt. Bauern und Bäuerinnen aus der Region können die Produkte aber auch direkt am neuen Standort im Vétroz erwerben. «Die Nachfrage nach unseren organisch und organisch-mineralischen pelletierten Optisol-Düngern steigt erfreulicherweise seit längerer Zeit», erklärt Thomas Schick. Verglichen mit mineralischen Düngern handle es sich jedoch um einen kleineren Markt.

Wachsende Bedeutung

Lutz von Strauss ist überzeugt, «ohne die Optisol gäbe es die Geflügelfleischproduktion von Migros wie man sie heute kennt nicht». Ihre Bedeutung könnte künftig noch zunehmen. Die Nachfrage nach Pouletfleisch steigt weiter und wo mehr Poulet, da auch mehr Mist, der zu Dünger verarbeitet werden kann.  Praktischerweise ist Optisol mit dem neuen Standort in Vétroz nahe an seinen Rohstoffquellen, sprich den Elterntierpärken der Micarna in Siders, Saillon, Vernayaz und Martigny. Damit können die Transportwege kurz gehalten und Nährstoffkreisläufe geschlossen werden.

Solarstrom und Fernwärme

Ein weiterer Schritt in  Sachen Nachhaltigkeit bei «New Optisol»  habe man durch den Einsatz neuester Technologie gemacht, erklärt Migros. So werde etwa die Abluft vor der Freisetzung um Staub, Gerüche und Ammoniak reduziert, um den Vorgaben der Luftreinhaltung zu genügen.

Die Wärme für den Einstreutrockner liefere ein benachbartes Holzheizkraftwerk. Zudem werde die Dachfläche für die Produktion von Solarstrom mit rund 2000 m2 Panels vermietet, was etwa einer Leistung von 300 kWh entspreche. Nach Abschluss der Arbeiten sollen gemäss Migros die Aussenflächen biodiversitätsfreundlich mit Bäumen bepflanzt werden. Nester unter dem Dach werden Mauersegler und Falken eine Bleibe bieten.