AboEröffnung neue Käserei Wängi«Das erlebt man als Käser nur einmal»Dienstag, 18. April 2023Schon allein der Name dieses Käses macht gwundrig: Magoth, so heisst der Hauskäse der Familie Thönen von der gleichnamigen Käserei in Wängi. Die Anfangsbuchstaben stehen für dessen Erfinder, Marlies und Godi Thönen. «Magoth ist bei den Spezialitätenkäse unser meist produzierter Käse und von der Qualität her der Beste», sagt Betriebsleiter Godi Thönen. «Mit diesem Käse haben wir unsere eigene Marke lanciert, er steht für unsere Geschichte und unser Familienunternehmen.»

In den Thurgau eingewandert

Godi und Marlies Thönen führen als Pächter seit 22 Jahren die Käserei der Käsereigenossenschaft Wängi. Mittlerweile arbeiten auch ihre Kinder im Betrieb mit:  Michael und Silvano in der Produktion, Leandro in den vier Schweineställen und Ramon im Büro. Godi Thönen kam vor 30 Jahren von Frutigen im Berner Oberland in den Kanton Thurgau und baute mit Marlies hier eine Existenz auf. Vor 15 Jahren gründete das Ehepaar die Firma Magoth, um Spezialitätenkäse zu entwickeln und eine eigene Marke zu lancieren. Magoth war der erste Käse. Es gibt ihn in drei Ausführungen.

  • Der Würzige: Reifezeit drei Monate; Fettgehalt 48 bis 54 %; Kuhmilch, thermisiert.
  • Der Kräftige: Reifezeit sechs Monate; Fettgehalt 48 bis 54 %; Kuhmilch thermisiert.
  • Der Geräucherte: Reifezeit drei Monate; Fettgehalt 48 bis 54 %; Kuhmilch thermisiert; Herstellung mit einem speziellen Holz und Räucherung.

Bis anhin ging der Magoth als «Wängemer Dorfkäse» in den Verkauf. «Wir haben den Käse produziert, bei uns ein bis zwei Monate gelagert und dann an Händler verkauft, die ihn ausreiften», führt Godi Thönen aus. Die Händler, mit denen Thönens zusammenarbeiten, kommen aus der Schweiz, Deutschland, Holland und Australien. «Wobei die Holländer und Franzosen die einzigen sind, die den Käse unter dem Namen ‹Magoth› verkaufen», merkt Thönen an. Einen kleinen Teil des Käses verkaufen sie in ihrem Käse-Dorfladen in Wängi.

In Zahlen
10 Mio Kilogramm Milch von
29 Lieferanten verarbeitet die Käserei Thönen pro Jahr. Davon sind rund
650 Tonnen Appenzeller,
100 Tonnen Magoth und
50 Tonnen weitere Spezialitätenkäse.
100'000 Laibe Käse beträgt die Lagerkapazität.
7 Mitarbeiter beschäftigt der Familienbetrieb.

Produktion wurde verzwanzigfacht

Mit der Inbetriebnahme der neuen Käserei Wängi Anfang Juni 2023 hat die Familie Thönen genügend Lagerkapazität, um den Magoth selber auf drei bis sechs Monate auszureifen. «Das machen wir vorerst am Standort der alten Käserei Wängi», sagt Godi Thönen. In diesem Käsekeller wird nur der Magoth und kein anderer Käse ausgereift.

«Der Magoth wird nicht transportiert und bleibt bis zum Schluss im gleichen Keller. Dadurch erhält er eine schöne Schmiere. Das macht ihn im Geschmack einzigartig.»

Godi Thönen zu den Vorzügen seines Hauskäses

Die anfängliche Produktionsmenge bei Magoth lag bei 5 Tonnen, mittlerweile ist sie auf 100 Tonnen angestiegen. Godi Thönens Ziel ist es, diese Menge weiter zu steigern. Dafür habe man «eine rechte Stange Geld» ins Marketing investiert. Als die BauernZeitung die Käserei besuchte, war die neue Etikette gerade im Druck.

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Neuer Schub dank moderner Käserei

Auch ist ein Online-Shop im Aufbau, um Magoth und die weiteren Spezialitätenkäse vermehrt an die Schweizer Konsumenten zu bringen. Am 1. Mai 2023 hat die Käserei zur Migros-Tochtergesellschaft Mifroma gewechselt. Thönen gibt sich einen Zeithorizont von zwei Jahren, um den Magoth auch dort ins Sortiment zu bringen. Der Käsermeister stellt klar:

«Wir wollen mit Magoth einen Schritt vorwärts machen und unsere Marke stärken.»

Godi Thönen will Magoth in die Regale der Grossverteiler bringen

Dazu wurden mit der neuen, modernen Produktionsstätte die Grundlagen geschaffen. Das sei der grösste Trumpf, den sie hätten. Aus rund zwei Dritteln der Milchmenge produziert die Familie Thönen Appenzeller Käse. Die übrige Milchmenge wird zu Spezialitätenkäse verkäst. Es sind dies:

  • Hexentobelkäse
  • Schlosskäse
  • Mutschli
  • Magoth
  • Fürgrüebeler
  • Znünikäse
  • Crème Edelweiss
  • rezenter Wängemer

Das Herzstück des Neubaus ist die Produktionshalle mit zwei Käsefertigern à 10'000 respektive 20'000 Litern und zwei Presswannen. Die neue Kassettenpresse schafft 240 Laibe auf einmal. Die zweite (alte) Presse schafft 120 Laibe. Das Käselager besteht aus vier Reifungslagern à je 18'000 Laibe. Sie werden von zwei Robotern gepflegt, die pro Stunde 600 Käse pflegen.

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Strukturwandel in der Milchbranche hautnah miterlebt

Thönen ist seit 35 Jahren im Käsegeschäft. «Die Milchbranche hat sich während dieser Zeit um 180 Grad geändert», sagt er. «Früher waren der Milch-, Käse- und Butterpreis garantiert. Die Unterschiede zwischen erster und zweiter Qualität waren gering.» Das sei heute komplett anders. Früher gab es eine Differenz von 30 Rappen pro Kilo zwischen erster und zweiter Klasse Käse, heute sind es 3 bis 4 Franken. «Da geht es um Existenzen», sagt Thönen.

Von all den Käsereien, bei denen er gearbeitet hat, existiert der grösste Teil nicht mehr. Thönen sieht seine Spezialitätenkäse darum auch als Beitrag, den Milchbauern Perspektiven zu bieten. «Unser Werbekonzept ist die Familie. Damit können wir uns abheben, bei all unseren Käsesorten.»

Sommerserie «So ein Käse!»
Die BauernZeitung besucht für die diesjährige Sommerserie fünf Käsereien in der Region Ostschweiz/Zürich und stellt deren Spezialitäten vor.  Bereits erschienen:
Sternerberger von der Käserei Preisig aus Sternenberg ZH (21.07.).