So manche alte Handwerkstradition droht über kurz oder lang dem Vergessen anheim zu fallen, wenn sich kein geeigneter Nachwuchs findet. Nicht so das Schmieden von Treicheln an der Grenze zwischen Berner Oberland und Emmental: Der 84-jährige Schmied Heinz Moser aus Schwarzenegg kann sein Wissen und seine Gerätschaften an seinen Lehrling Niklaus Gerber aus Süderen weitergeben.

Eine Über- anstatt einer Aufgabe

«Jetzt ist die Zeit reif, das Schmieden von Treicheln anderen fähigen Händen anzuvertrauen.» Mit diesen Worten wird Heinz Moser in einer Medienmitteilung zitiert. Gesagt, getan. Bereits im März hat der alte Schmied seine Formen, Werkzeuge und Maschinen an Niklaus Gerber übergeben, der das traditionelle Handwerk unter dem Namen «treichele.ch» in einer neuen Werkstätte in Süderen weiterführen wird.

Weitergabe eines Lebenswerks

Heinz Mosers Lebenswerk kann sich sehen lassen: Hunderte Treicheln in insgesamt dreizehn Grössen hat er im Lauf der letzten 28 Jahre angefertigt. Seine Stücke waren stets im ganzen Land und sogar im Ausland gefragt. Nicht zuletzt deshalb wollte Moser sein Handwerk weitergeben, anstatt einfach damit aufzuhören. «Die Treue und Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden haben meine Ehefrau Vreni und ich stets zu schätzen gewusst. Diese Verbundenheit und die stete Nachfrage sind denn auch der Grund, dass ich mich im Lauf des letzten Jahres nach einer Nachfolgelösung umgesehen habe», sagt Heinz Moser. Diese Lösung hat er mit Niklaus Gerber gefunden. Der 54-jährige Gerber hat bereits seine Berufslehre zum Schmied in Mosers Betrieb absolviert. Mit den Jahren ist er zu einem engen Vertrauten seines ehemaligen Lehrmeisters geworden.

Tradition für Generationen

Niklaus Gerber wird das traditionsreiche Handwerk als Einzelfirma weiterführen. Ganz modern wird er in Süderen unter der Bezeichnung «treichele.ch» weiterarbeiten. Der Name ist gleichzeitig ein Verweis auf die übersichtliche Website, wo künftige Kundinnen und Kunden alles Wissenswerte finden.

Niklaus Gerber arbeitet teilzeitlich als Metallbauschlosser und führt gemeinsam mit seiner Frau Daniela einen Landwirtschaftsbetrieb. Auch seine vier teils erwachsenen Kinder würden bei Bedarf mit anpacken und ihren Vater bei der neuen Herausforderung unterstützen, heisst es in der Medienmitteilung weiter. «Es ist für mich eine enorme Genugtuung zu wissen, dass die Familie hinter dem Projekt Treichelschmiede steht», sagt Gerber. Er werde das Werk von Heinz Moser dankbar, mit einem gewissen Stolz und fachlich gut gerüstet weiterführen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Mosers und Gerbers Beispiel zeigt, dass Treicheln offensichtlich nicht nur Handwerk und Tradition verbinden, sondern auch Generationen. An Gelegenheiten, die Probe aufs Exempel zu machen, mangle es nicht, ist Gerber überzeugt: Nicht nur beim «Chüehjere», sondern auch als Geschenke, als Zeichen des Dankes, als Anerkennung oder zur Erinnerung.