Es hat etwas von einem Computerspiel: Auf dem Bildschirm erscheint eine idyllische, animierte Landschaft mit muhender Kuh, blökendem Schaf, einem Bach und mittendrin ein Stück unbearbeitetes Land. Dieses ist in 16 kleine Felder unterteilt, die bequem per Klick mit Gemüse, Kräutern und/oder Früchten bepflanzt werden können. Während man das macht, erfährt man viel Wissenswertes über das Angepflanzte.

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Computer- und Feldarbeit spielen zusammen

Szenenwechsel: In Fenkrieden im Kanton Aargau stehen Landwirt Marcel Villiger und Raphaell Schär, Gründer vom Startup Myfeld, auf einer Ackerparzelle und begutachten die Gemüsekulturen. Das Feld ist in Vierecke von 16 m2 unterteilt. Jedes trägt eine Nummer. «Das sind die Gärten unserer Kunden», erklärt Schär.

 

Produzenten gesucht

Das Startup Myfeld sucht weitere Produzent(innen) oder Ackerflächen. Im Juli ist ein Tag der offenen Tür geplant. Auskunft geben Marcel Villiger oder Raphaell Schär.

Mehr Infos unter: www.myfeld.ch

 

«Bepflanzt» wurden diese Minifelder wie vorher beschrieben von Leuten am Computer. Effektiv gearbeitet haben jedoch Villiger und die Crew von Myfeld. Dabei wurden sie vielleicht von den Gärtnern zu Hause via Webcam beobachtet. Pro Parzelle wächst Gemüse für ein bis drei Personen. Geliefert wird, sobald das Gemüse reif ist, alle 14 Tage, zirka 17 Pakete. Kostenpunkt 55 Franken pro Monat oder etwas mehr als 600 Franken pro Jahr.

Viel Fachwissen im Hintergrund

«Hinter Myfeld steckt eine ausgeklügelte Software», erzählt Raphaell Schär. Zusammen mit Studierenden vom Wallierhof hat man das System mit landwirtschaftlichem Wissen gefüttert. 30 verschiedene Kulturen sind hinterlegt. «Da Kartoffeln viel Platz brauchen, werden statt 1 m2 automatisch immer mindestens 2 m2 damit bepflanzt. Oder wenn sich eine Kultur mit der anderen nicht verträgt, kann sie der Kunde nicht nebeneinander platzieren.» Natürlich ist auch die Saisonalität in der Software berücksichtigt. Angepflanzt wird im Frühling und im Sommer. «Frühlingskulturen können noch bis zum 30. Juni gepflanzt werden. Über den Winter produzieren wir nicht.»

«Mich reizt die neue Herausforderung.»

Marcel Villiger gefällt bei Myfarm das Zusammenspiel von Digital und Analog.

Marcel Villiger hatte bis anhin mit Gemüsebau nicht viel am Hut. Sein Betrieb umfasst Hühnerhaltung und zwölf Hektaren Land. Die bepflanzt er mit Gerste, Weizen, Mais und Zuckerrüben auf konventionelle Art. «Mich reizt an Myfeld die neue Herausforderung und das Zusammenspiel von Digital und Analog. Ursprünglich wollte ich Informatik studieren.» Auf Facebook stach ihm ein Aufruf der Start-up-Firma ins Auge. So kam es zum Kontakt.

Start des Projekts als Pilotphase

Momentan ist Marcel Villiger der einzige Bauer bei Myfeld. «Wir hatten viele Interessenten, vor allem jüngere Landwirte. Als es konkret wurde, hatten sie aber noch Skepsis, ob das Konzept auch wirklich funktioniere», erzählt Raphaell Schär. Man sehe das erste Jahr als Pilot. «Wir können Fehler in der Software beheben und die Abläufe optimieren.» Auf der Kundenseite gebe es bereits eine Warteliste. Das Bedürfnis sei also da. Zudem sei man auf der Suche nach geeigneten Investoren. Als Logistik-Partnerin konnte die Post gewonnen werden.

Nicht eindeutig scheint, ob die Fläche weiterhin als landwirtschaftliche Nutzfläche gilt und somit direktzahlungsberechtig ist oder nicht. Marcel Villiger hat sein Gemüsefeld sicherheitshalber abgemeldet. «Die definitive Antwort vom Kanton ist noch ausstehend», meint er. An den fehlenden Direktzahlungsbeiträgen solle es aber nicht scheitern. «Wir bezahlen den Bauern die Beiträge gerne», meint Raphaell Schär.

Der Bauer hat ein geringes Risiko

Laut Raphaell Schär sei das Risiko für die Landwirtinnen gering, Ernteausfälle sind über Myfeld versichert. Das Saat- und Pflanzgut sowie der Versand des Gemüses werden ebenfalls vom Start-up organsiert. «Wer will, kann uns sogar nur ein Stück Land zur Verfügung stellen, und den Rest erledigen wir.» Bioanbau sei nicht Pflicht. Myfeld fordert seine Produzenten jedoch auf, möglichst wenig Pflanzenschutzmittel einzusetzen.

Wie viel er mit dem Projekt Myfeld verdienen wird, weiss Marcel Villiger nicht genau. Beunruhigt scheint er deswegen nicht, er schreibt aber seine geleisteten Stunden auf. «Wir denken, ein Drittel von dem, was uns die Kunden zahlen, können wir den Landwirten weitergeben», meint Schär optimistisch. Grundlage für den Businessplan waren Zahlen ähnlicher Projekte aus Österreich und Holland.