Im Herbst 2016 grub ich in Zusammenarbeit mit Ueli Ansorge und Tinu Balmer, von der Gemüse-Anbaukooperation Dunkelhölzli in Zürich, ein grosses Loch in die Erde (die BauernZeitung berichtete). Gemeinsam wollten wir die alte Form des Einlagerns in der Grube testen. Das Experiment verlief gut. Deshalb überwintern auch dieses Jahr in Zürich wieder 200 Kilogramm Gemüse unter der Erde. Einen Grund für mich, wieder einmal bei der Grube vorbeizugehen und Landwirt Ueli Ansorge ein paar Fragen zu stellen.
Schädlinge sind kein Thema
Am Tag des Besuchs schneit es heftig in Zürich. Nicht einmal die Trams oder Busse verkehren. Die Grube wird deswegen nicht geöffnet. Ueli Ansorge hätte zwar gerne einen Blick hineingeworfen. «Zwei- bis dreimal sollte man das Gemüse schon kontrollieren und allenfalls Faules aussortieren.»
Schädlinge, wie Mäuse oder Schnecken, seien über die Jahre eigentlich nie ein Problem gewesen. «Einmal fanden wir ein Mäusenest. Doch gefressen haben die nicht viel. Da wir die Grube mit Drahtgeflecht ausgekleidet haben, muss die Maus von oben eingedrungen sein. Wir deckten also nicht sorgfältig genug ab. Und für die Schnecken ist es wohl zu kalt im Winter.»
Auf das Lagersystem ist Verlass
An der Zusammenstellung des Grubeninhalts hat sich über die Jahre nichts geändert: Rüebli, Randen, Kabis, Knollensellerie und Winterrettich überwintern gut in der Erde. «Es ist eigentlich ganz einfach und das Gemüse bleibt schön frisch», meint Ueli Ansorge. Klar, ein guter Lagerkeller wäre etwas bequemer zu befüllen. Doch diese sind in der Stadt Zürich eher rar. Auf die Frage, was er anders machen würde oder was am Konzept geändert wurde, meint der Landwirt: «Die Schaltafeln, die auf dem Boden liegen, faulten rasch durch. Wir haben deshalb einen Metallrahmen in der Grube, so bekommen wir einen kleinen Abstand zwischen Erde und Brett.»
Ebenfalls würde Ansorge das Loch nicht mehr von Hand graben, sondern einen Bagger zur Hilfe nehmen. «Auf diese Weise hätten wir die Grube natürlich grösser gemacht und sogar noch Platz für eine Treppe einplanen können.» Mit der Treppe wäre das Befüllen etwas einfacher. Die Grubentemperatur misst er nicht mehr. «Die Messresultate im ersten Winter waren so gut, das hat uns überzeugt, dass wir uns auf das Lagersystem verlassen können.»
Perfekter Gesprächseinstieg mit den Kunden
Was passiert im Sommer mit dem Loch? «Eigentlich nichts», meint Ueli Ansorge. «Wir decken es ab, damit niemand und nichts hineinfällt; auch keine Tiere.» Was überzeugte Ansorge und Balmer, das Grubenprojekt weiterzuführen? «Das Loch war ja da, weshalb es also nicht weiter nutzen.»
Das Gemüse verkaufen die beiden auf dem Markt in Zürich. «Bei den Leuten findet das Grubengemüse Anklang. Oft kommen wir über die besondere Art der Lagerung auf andere landwirtschaftliche und Ernährungs-Themen zu sprechen. Und ich kann den Kunden auch gleich noch ein Gemüseabo verkaufen.»