EMB-Vizepräsidentin Sieta van Keimpema betonte auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin, dass die Milchbauern weiterhin tagtäglich Verluste einführen. In Belgien stünden beispielsweise einem Milchpreis von 29 Cent pro Kilogramm Kosten in Höhe von 46 Cent gegenüber. Und auch in Deutschland könnten die Kosten von 45 Cent mit einem Preis von 33 Cent nicht gedeckt werden.

Die Ankündigung der Europäischen Kommission, in den nächsten Monaten 400'000 t Magermilchpulver aus der Intervention auf den Markt bringen, drücke zusätzlich auf den Markt. Für van Keimpema zeichnet sich derweil bereits die nächste Krise ab, da die Bauern teils die Milchmenge in der Absicht hochführen, die entstandenen Verluste wieder reinzubekommen.

Die Milchproduzenten müssten zudem aufgenommene Kredite an die Banken zurückzahlen. EMB-Vorstandsmitglied John Comer betonte, dass es die Verantwortung der Politik sein, für gerechte Rahmenbedingungen zu sorgen. Die Installierung der EU-Taskforce Milch sei richtig gewesen, deren Empfehlungen reichten jedoch nicht aus.

Comer ist sich sicher, dass die vorgeschlagenen Massnahmen zum Risikomanagement nicht verhindern könnten, dass der Preis erneut unter die Produktionskosten fällt. Der Handel werde sich dagegen immer seine Marge garantieren, so der Ire. Deshalb sei es wichtig, mit Nachdruck gegen unfaire Handelspraktiken vorzugehen. Freiwillige Systeme funktionierten nicht.

EMB-Vorstandskollege Erwin Schöpges forderte ein rechtlich verbindliches Kriseninstrument, um den Markt zu stabilisieren. So müsse die Markbeobachtungsstelle auch aktiv werden und Krisen ausrufen dürfen, wenn eine solche erkennbar sei. In Krisenzeiten bauche es eine Deckelung der EU-Milchproduktion.

Das Nebeneinander von freiwilligem Lieferverzicht und Produktionsausweitung helfe dann nicht. Der Belgier unterstrich, dass die Branche bereit wäre, sich selbst in der Krise zu helfen. Dafür sollte man einen Fonds einrichten, der von den Milchbauern getragen werde. Das Bild der immer klagenden Landwirte wolle man aus den Köpfen bekommen.

AgE