"Abends nicht einfach aus lauter Gewohnheit arbeiten", sagt Christian Bircher aus Hünenberg . Auch er und seine Frau Martha, die den Betrieb Fildern in Hünenberg bewirtschaften, mussten erst ein wenig zur "Gesinnung" kommen. Bei der Bäuerin war es der Rücken, der nicht mehr mitmachte. Wo einst ein stolzer Bauerngarten war, ist heute ein Stück Rasen, um nur ein Beispiel zu nennen. Ist sie trotzdem noch eine richtige Bäuerin? Ihre Meinung zu diesem Thema erzählt sie am 3. Juni, anlässlich der Hofgespräche.
Die drei Hofgespräche
Die Hofgespräche finden auf drei Milchproduktionsbetrieben im ZMP-Gebiet statt. Die Veranstaltungen sind kostenlos, ohne Anmeldung und richten sich an Milchproduzenten und ihre Partnerinnen. Themen dieses Jahr sind die Milchproduktionsstrategie mit den Kennzahlen, Lebensqualität sowie Kälberaufzucht und -mast aus Sicht der Tiergesundheit mit einer Tierärztin vor Ort. Jeweils um 19.30 Uhr am:
- Montag, 3. Juni, Martha und Christian Bircher, Fildern 1, Hünenberg
- Mittwoch, 5. Juni, Irene und Josef Suter, Wydacher, Beromünster
- Dienstag, 11. Juni, Marlene und Beat Emmenegger, Egg, Schüpfheim
Aufwand und Ertrag
Bei Ehepartner Christian Bircher – das Paar hat drei erwachsene Kinder – war ein neuer Stall auf dem Pachtbetrieb ein Meilenstein. Im alten Anbindestall stand er morgens um 4.30 Uhr auf, damit nach dem Stall auch noch genügend Zeit für Feldarbeiten und Weiteres war. "Da bleibt man abends lieber zu Hause", blickt Bircher zurück. Er, der das Jodeln im Club als sein wichtigstes Hobby bezeichnet. Heute starte er um 5.30 Uhr in den Tag. Um 6.30 Uhr kommt der Lehrling dazu, der dann abends die Kühe melkt. Rund 60 sind es, ein bunter Bestand mit Red Holstein, Holstein und Braunvieh.
Damit Milchproduzieren allen Unkenrufen zum Trotz noch Freude macht, braucht es ei-nen entsprechenden Arbeitsverdienst. Auf der Einkommen-Seite kann der einzelne Produzent nur bedingt Einfluss nehmen. Birchers beispielsweise haben sich für Molkereimilch Suisse Garantie entschieden und sind seit der Gebietserweiterung Mitglied der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Bei den Kosten lässt sich da schon eher schrauben. Christian Birchers Direktkosten sind pro Kilo produzierte Milch um rund 10 Rappen tiefer als diejenige der Vergleichsbetriebe (Talgebiet, über 9000 Kilo Stalldurchschnitt). Wer die 10 Rappen mit den rund 600 000 Kilo Lieferrecht des Betriebs aufrechnet, kann die Auswirkung auf das landwirtschaftliche Einkommen erahnen.
Konsequenter Kompromiss
Was macht Bircher anders? Er sei kein Extremer, gibt er in seiner überlegten Art Antwort. Weder die "Rappenspalter-Strategie", noch High-Input vermochten ihn vollends zu überzeugen. Genauso wenig wie die saisonale Abkalbung. "Es gibt viele Wege für eine erfolgreiche Milchproduktion", ist Bircher überzeugt. Wichtig sei, den eingeschlagenen Weg konsequent zu verfolgen. "Ein gut schweizerischer Kompromiss", nennt er seine Art zu produzieren. Bestes betriebseigenes Grundfutter ("etwas häufiger Mähen lohnt sich"), mit Kraftfutter sinnvoll ergänzen, Problem-Tiere konsequent ausmerzen, umschreibt er die Erfolgsfaktoren. Die Tierarztkosten betragen auf seinen Betrieb 90 Franken pro Kuh und Jahr. Auf den Vergleichsbetrieben sind es über 300 Franken. Im neuen Stall stieg die Leistung auf aktuell 10 000 kg. Das suchte man eigentlich gar nicht, funktioniere aber aktuell ganz gut, sagt Bircher dazu. Jetzt sei die Grenze aber erreicht. Mehr Leistung würde mehr Kraftfutter erfordern. In der Ration sind aktuell gegen 70% Mais, dazu kommen Grassilo, Heu, eigene Graswürfel und Weide im Sommer.
Freude an der Arbeit
Ein guter Landwirt arbeitet am Samstag nur das Nötigste, pflegen die Romands zu sagen. Was macht Christian Bircher? "Sicher nicht am Samstag noch die Woche aufholen", so seine Devise. Aufräumen, denn Ordnung rund um den dorfnahen Betrieb ist ihm wichtig, und den Sonntag so vorbereiten, dass eine Arbeitskraft diesen effizient bewältigen kann, beschreibt er den Plan.
"Nicht am Samstag die Woche aufholen."
Milchproduzent Christian Bircher zur Arbeitsorganisation
Nebst den Ferien nehmen sich Birchers jeden zweiten Sonntag frei. So bleibe die Freude an der Milchproduktion erhalten. "Ohne Freude erreicht man nichts", ist Christian Bircher überzeugt.
Betriebsspiegel
Betriebsleiter Martha und Christian Bircher
Ort Fildern, Hünenberg, 450 m. ü. M.
Flächen 32 ha LN (11 ha SM, 3,5 ha Raps, Rest KW, BFF)
Tiere 60 Milchkühe (RH, HO, BS), 120 Mastkälber, Aufzucht bis 6 Monate auf Betrieb.
Arbeitskräfte Betriebsleiter, Lehrling, Söhne bei Arbeitsspitzen