Zwei Jahre nach der Gründung von Faire Märkte Schweiz (FMS) müssen wir festhalten: Die Agrar- und Lebensmittelmärkte können nicht oder nur begrenzt als fair bezeichnet werden. Nach den Recherchen von FMS wird das Kartellgesetz weit häufiger verletzt, als allgemein angenommen – etwa dann, wenn marktmächtige Unternehmen ihre Stellung missbrauchen, indem sie unangemessene Preise oder Geschäftsbedingungen erzwingen und dadurch den Wettbewerb behindern.
Für die Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen ist die Wettbewerbsaufsicht zuständig. Bei fortschreitender Marktkonzentration müsste diese die festgestellten Marktdefizite noch konsequenter angehen, weil die Bauern, KMU und Konsumentinnen zunehmend darunter leiden und eine faire Verteilung der Wertschöpfung noch mehr in die Ferne rückt. FMS hat mehrmals bei den Wettbewerbsbehörden die starke Marktmacht der Grossverteiler – und deren Fähigkeit, Einkaufsbedingungen und Preise einseitig zu beeinflussen – kritisiert. Mangels konsequenter Intervention seitens der Weko konnten bestimmte Unternehmen über Jahre hinweg marktverzerrende Strukturen aufrechterhalten – ihre historisch gewachsenen Privilegien blieben weitgehend unangetastet.
Marktbeobachtung stösst an Grenzen
Zugleich stösst das Instrument der Marktbeobachtung des BLW in seiner derzeitigen Ausgestaltung an klare Grenzen: Weder die Qualität der Datenerhebung noch die daraus ableitbaren Massnahmen genügen, um die nötige Markttransparenz herzustellen und bestehende Ungleichgewichte wirksam zu korrigieren.
Dabei wäre die Kosten-Nutzen-Bilanz ausgesprochen positiv. Die FMS-Interventionen bestätigen, wie viel sich mit gezieltem Einsatz erreichen lässt: Mit einem begrenzten fünfstelligen Betrag konnte der FMS beispielsweise diesen Sommer faire Handelsbedingungen im Wert von rund 12 Millionen Franken durchsetzen. Coop hat eingelenkt und die geplante Rückerstattungspflicht von 3 % für Gemüse-, Obst- und Beerenlieferanten zurückgezogen. Das ist Geld, das direkt den Produzenten zugutekommt!
Deutlich grössere Einkommensvorteile
Dieses Ergebnis macht Mut. Obwohl solche Interventionen für uns als kleine Organisation sehr kostspielig sind, besitzen sie nicht nur einen hohen ethischen Wert, sondern sind auch ökonomisch ausgesprochen effizient. Jeder investierte Franken konnte ein Vielfaches an Wirkung entfalten. Die erwiesenen Einkommensvorteile für die Produzenten betrugen im letzten Jahr insgesamt rund 25 Mio Franken; die wahrscheinlichen Einkommensvorteile sind um ein Mehrfaches grösser. Ein klares Signal dafür, dass gezielte Massnahmen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene die Marktstrukturen und Wettbewerbsbedingungen verbessern können.
Erfreulich, wie sich viele Produzenten spontan bei uns gemeldet haben. Ihre Botschaft war eindeutig: FMS sollte als unabhängige Organisation, die eng mit der landwirtschaftlichen Basis verbunden ist, für ihr Engagement künftig von der Landwirtschaft auch finanziell unterstützt werden. Dafür braucht es mehr Rückhalt von offizieller Seite – zum Beispiel von den zuständigen Produzentenorganisationen. Drücken Sie uns die Daumen, wenn wir nun die entsprechenden Produzentenverbände um eine «Erfolgsvergütung» anfragen – unser Engagement mitzutragen und ihren Produzenten gegenüber zu signalisieren, dass unfaire Handelspraktiken nicht toleriert werden.