In den letzten Jahren hat die Anzahl Direktvermarkter stetig zugenommen. Laut dem Schweizer Bauernverband (SBV) ist sie aber nur für wenige ein zentrales Standbein. Nichtsdestotrotz sind die Möglichkeiten zum direkten Verkauf von eigenen Produkten vielfältig. U.a. kann man einen Hofladen betreiben und/oder Abos anbieten, wobei es auch hier verschiedene Lösungen gibt.
Sichtbar dank Internet
Mehrere Plattformen funktionieren als Online-Hofläden, z. B.:
Gebana schweizweit ab Hof: Produzenten erhalten 80–90 Prozent des Hofladenpreises. Versand und Verpackungsmaterial werden für eine Pauschale (rund Fr- 14.–) organisiert, die Administration und Kundenbetreuung übernommen. Paketversand durch den Landwirt (Adresskleber, Rechnungen und Lieferscheine werden geliefert). Bio, Ausnahmen möglich.
Farmy:Produktion möglichst in der Nähe von Zürich oder Lausanne (Hubs), für bestehende Direktvermarkter. Farmy gibt die Bestellliste weiter, Produzenten bringen Ware in einen Hub.
Biomondo:Für Bio-Betriebe, Anbieten und Suchen sind kostenlos. Produzenten sind für Qualität, Kommunikation sowie Abwicklung von Lieferung und Zahlung verantwortlich.
LocalOnly: Ein Angebot der Post, inklusive Online-Marktplatz und Zustellung sowie Unterstützung beim Marketing. Entweder Lieferung der versandfertigen Ware durch Produzenten in eine Postfiliale oder kostenpflichtige Abholung. Volumenbasiertes Preismodell mit Logistikgebühr pro zugestellter Sendung und Verkaufsgebühr (pauschal 14 Prozent des LocalOnly-Umsatzes).
Sammelbestellungen: Bieten die Möglichkeit, grössere Mengen direkt zu verkaufen. Crowdcontainer (für Bio) oder lokale Foodcoops bündeln die Nachfrage. Das ist allerdings noch in Aufbau begriffen bzw. läuft im Fall des Crowdcontainers mit 12 Produzent(innen) bisher im kleinen Rahmen. Eine Karte mit bestehenden Schweizer Foodcoops finden Sie bei der IG Foodcoops. Das Projekt «Foodcoops für alle» bietet Starterkits für Nachbarschaften, die eine Einkaufsgemeinschaft aufbauen möchten.
Marktschwärmer:Gemäss Bestellung bringen Produzenten Ware in «Schwärmereien», wo sie von der Kundschaft abgeholt wird. Es ist quasi ein Markt, bei dem aber dank Bestellungen nichts übrig bleibt. Bisher nur vereinzelt in der Schweiz.
Verzeichnisse: Die Sichtbarkeit von Hofläden lässt sich mit einem Eintrag verbessern. Die Kleinbauern-Vereinigung führt eine Liste mit entsprechenden Plattformen.
Die grösste Hofsuche der Schweiz wird vom Schweizer Bauernverband (SBV) betrieben: «Vom Hof»
Treue Abonnent(innen)
Abos geben eine gewisse Sicherheit beim Absatz und können für diverse Produkte angeboten werden. Für die Administration gibt es Software-Lösungen, teils kostenlos oder mit Gebühren verbunden. Eine Übersicht dazu finden Sie beim FiBL.
Allerlei praktische Informationen
Viel wertvolles Infomaterial bietet das Bauernportal des Schweizer Bauernverbands, von Rechtlichem bis zu Verpackungsmaterial zum Bestellen.
Hier gehts zu einem Leitfaden des Strickhofs für den Einstieg in die Direktvermarktung.
Mit- und selbst arbeiten lassen
Konsument(innen) in die Produktion einzubinden, gehört zum Konzept der solidarischen Landwirtschaft (Solawi). Aber auch das lässt sich mit verschiedenen Graden der Mitarbeit ausgestalten. So hat Familie Heller in Büron LU Abonnent(innen), die für den Zugang zu einer Gemüseanbaufläche bezahlen und selbst die gewünschte Menge reifer Ware ernten. Dadurch haben sie weniger Aufwand bei der Anleitung und sparen sich ausserdem die Arbeitszeit für Ernten und Rüsten.
Eine andere Art der Mitarbeit sind Lösungen mit Selbstbedienung:
Automaten: Der Schweizer Bauernverband führt eine Liste mit empfehlenswerten Anbietern, die z. T. auch Occasionen haben. Die Liste finden Sie hier unter «Bezugsquellen».
Alpomat: Das Projekt wurde von einer Bäuerin gestartet und von der Kleinbauern-Vereinigung unterstützt. Dazu gehören inzwischen 10 Automaten in der Stadt Zürich, mittelfristig ist die Ausdehnung geplant. Grundsätzlich für Bio-Produkte, Ausnahmen sind möglich.
Gesamtkonzept: Die Erfinder des Rüdeu-Hofladens bieten ihre Idee unter dem Namen Ur-Store als komplettes Ladensystem an. Je nach Bedürfnis gibt es drei Module, das ganze Paket umfasst u.a. Software genauso wie einen Verkaufscontainer inklusive Kasse und Hilfe beim Marketing. Die Module können mit Bestehendem kombiniert werden. Rüedu übernimmt das Gebäudemanagement und erhebt eine Lizenzgebühr. Eine einfache Lösung lasse sich mit etwa Fr. 15 000.– umsetzen.
Gastronomie als Partner
«Gastronomen schätzen es, wenn der Produzent den ersten Schritt macht», steht auf der Website des Projekts «Land. Gast. Wirt.» des Schweizer Bauernverbands und Gastro Suisse. Geeignet für eine Partnerschaft mit einem Restaurant seien Spezialitäten und authentische Produkte, zu denen der Landwirt oder die Landwirtin eine Geschichte erzählen kann. Es wird empfohlen, bei einer Zusammenarbeit eine schriftliche Vereinbarung zu machen. Das stärke die Verbindlichkeit. Weiter sei genau zu besprechen, was wann geliefert werden soll.
Interesse bekunden
Das 2019 gestartete Projekt ist von der Corona-Pandemie ausgebremst worden. Auf der Website von «Land. Gast. Wirt.» kann man sich aber bei Interesse an einer Gastro-Partnerschaft registrieren.