«Die künftigen Richtpreisdiskussionen dürften hitzig werden», meinte Vorstandsmitglied Christian Isler bei der Erläuterung des Marktberichtes. An der 15. Generalversammlung der Getreidebörse Luzern vom 29. April unter Leitung von Präsident Adrian Amrein stand die turbulente Situation auf den Rohstoffmärkten im Vordergrund.

Unterversorgung befüchtet

Schon Corona-bedingt habe es seit 2020 heftige Ausschläge gegeben, dann kam die weltweit sehr schlechte Ernte 2021. «Die war mengenmässig und qualitativ eine mittlere Katastrophe», meinte Isler. Die Getreidepreise kletterten auf historische Höchststände. Dann kam im Februar der Ukraine Krieg, der Weizenpreis verdoppelte sich innert weniger Monate auf über 400 Euro/t. 

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Er erinnerte daran, dass aus Russland und der Ukraine 30% der weltweiten Weizenexporte stammen. Ob selbst bei guter diesjähriger Ernte die Logistik aus der Ukraine funktioniere, sei derzeit offen. Die Schwarzmeerhäfen seien blockiert und der Transport per Zug nur beschränkt möglich. «Wenn die Ukraine nicht liefern kann, wird es eine Unterversorgung geben.»

Ölsaaten auch volatil

Erfreulicherweise seien die Ernteaussichten für Weizen in Europa aber auch Kanada bisher gut. Eine Entspannung dürfte es aber nicht preislich geben, sondern allenfalls bezüglich Qualität, meinte Isler. Auch bei den Ölsaaten seien die Märkte international sehr volatil. Aus der Ukraine stammen 54% des weltweiten Sonnenblumenöls,  vor allem aus dem krisengeschüttelten Osten, und von Russland kommt 21%. Die Ukraine sei der wichtigste Lieferant von Futterprotein.

Netzwerk für den Handel
Die Schweizer Getreidebörse Luzern umfasst 206 Mitglieder des Getreide- und Futtermittelhandels, der verarbeitenden Industrie sowie nahestehender Branchen. Neben der Pflege des Netzwerkes regelt die Börse auch die Handelsusancen und stellt zur Beurteilung von Differenzen unter den Handelspartnern auch ein Schiedsgericht zur Verfügung.

Angespannter Sojamarkt

Aus Brasilien dürfte die Sojaernte wegen der Trockenheit um bis zu 15 Mio t kleiner ausfallen, auch Argentinien prognostiziert 5 Mio t weniger. 
Auch bei GVO-freiem Soja sei keine preisliche Entspannung in Sicht, zertifizierte Ware aus Übersee gebe es ab Mai nur noch in kleinen Mengen. Fast die gesamte Nachfrage müsse aus europäischer Herkunft bedient werden. Trotz hoher Prämie sei aber der Konsum stabil.  

Zu den markant gestiegenen Düngerpreisen bemerkte Isler, dass die Produzenten deswegen oft falsch reagieren und am falschen Ort sparen.  In Anbetracht der hohen Getreidepreise würde sich der Einsatz dieses ertragsteigernden Hilfsmittel alleweil lohnen. «Wer die Rechnung macht, setzt weiterhin Dünger ein.»

Diskussion um Zollansätze 

Beim Futtergetreide wies Isler auf die geringe Inlandernte 2021 hin, was grosse Importe und Preiserhöhungen bedingte, obwohl die Zollansätze in den letzten Monaten schon markant gesenkt wurden. Beim Mais musste global die kleinste Ernte seit zehn Jahren verzeichnet werden. Übrigens sei die Ukraine auch ein grosser Maislieferant für die EU. 

Grundsätzlich müsse damit gerechnet werden, dass die Preise bei allen Getreiden hoch bleiben, solange keine politische Entspannung erkennbar sei. Er hoffe, dass das Bundesamt für Landwirtschaft die Preisentwicklung an den Getreidebörsen zur Kenntnis nehme und dies bei der Festlegung der Zölle künftig besser berücksichtige, ergänzte Präsident Adrian Amrein.

Generation Z tickt anders

Im Anschluss an die Generalversammlung referierte Jungunternehmer Yannick Blättler von der Neoviso AG über die Generation Z, welche die Jahrgänge 1995 bis 2010 umfasst. Die Arbeitgeber sollten wissen, wie die Jungen heute ticken, damit sie bei Anstellungen auf deren Bedürfnisse eingehen könnten. Diese Generation sei sehr auf Social-Media-Plattformen präsent, wolle mobil sein und erwarte das auch am Arbeitsplatz. Zudem Klarheit, Flexibilität und schnelle, präzise Antworten auf alle Fragen. Und, erstaunlich: Gleichberechtigung sei für diese Generation ein wichtigeres Thema als der Klimaschutz.

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