Produktrückrufe sind schlecht fürs Image, schliesslich soll sich die Kundschaft nicht vor der Ware fürchten. 2020 gab es laut dem Jahresbericht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) insgesamt 31 öffentliche Warnungen und 62 Rückrufe, wobei in 28, respektive 49 Fällen Lebensmittel betroffen waren. Neu seien sowohl bei den öffentlichen Warnungen als auch den Rückrufen Pestizidrückstände der häufigste Grund gewesen.
Sesam und wo es Sesam drin hat
Das BLV führt diese neue Entwicklung auf Sesam aus Indien zurück, der mit Ethylenoxid belastet war: 14 der 15 Pestizidrückstandsproben hätten diese Verunreinigung gezeigt, einmal wurde Chlorat entdeckt. Betroffen waren sehr viele Produkte, da indischer Sesam offenbar vielerorts Verwendung findet. Damit sei auch der Anstieg der Anzahl Meldungen im Vergleich zu anderen Jahren zu erklären.
Bezeichnung sei «kompletter Unfug»
Ethylenoxid ist ein Biozid, das in der Lebensmittelindustrie zum Schutz von verpackter Ware vor Verderb eingesetzt wird – und kein Pflanzenschutzmittel, wie der Schweizer Bauernverband (SBV) im Dezember 2020 klarstellte. Somit komme es nicht in der Landwirtschaft zum Einsatz. Laut BLV ist der Wirkstoff weder hierzulande noch in der EU zugelassen, da er als wahrscheinlich krebserregend gilt.
Der SBV hatte sich geäussert, weil in verschiedenen Medien Ethylenoxid als Pflanzenschutzmittel bezeichnet worden war und damit die Landwirtschaft als Ursache für eine Gesundheitsgefahr dargestellt wurde, so die Kritik. Für den Bauernverband zeigten die Fälle lediglich, wie wenig Einfluss man auf Produktion und Verarbeitung von Importprodukten habe.
Pathogene Mikroorganismen an zweiter Stelle
Der zweithäufigste Grund für Warnungen vor Lebensmitteln waren laut Jahresbericht pathogene Mikroorganismen, wobei es sich in 7 von 11 Fällen um Listerien gehandelt habe. Bei den Rückrufen ist die Rangliste der Gründe dieselbe, mit Pestizidrückständen an der Spitze und Platz zwei für pathogene Mikroorganismen.
Probleme mit Listerien gab es 2020 neben Käseprodukten z. B. bei Fertigsalaten, Forellenfilets oder Fleischpastete. Verschiedentlich verursachten 2020 auch Salmonellen öffentliche Warnungen durch das BLV.