Schon Andreas Eschbachs Grossvater hatte beim Aufbau des Gemüsebetriebs 120- Kubikmeter-Regenwasserbecken eingeplant. Der Betrieb wuchs, die Gemeinde wollte keinen Rabatt für den grossen Bezug von Trinkwasser gewähren. Der Speicher musste ausgebaut werden. An diesem Montag steht Eschbach  neben einem von zwei  grossen Wasserbecken, die zusammen  knapp 10 00 Kubikmeter fassen. Gefüllt werden sie durch Regenwasser von den Gewächshausdächern. Das Gesamtvolumen deckt das 1,6-fache des Jahresbedarfs. Damit ist zumindest ein wichtiger Faktor für die wasserintensive Produktion von Tomaten und Gurken gesichert.

Beispielhafter Umgang

Steigen die Temperaturen, dürfte eine Wasserknappheit für alle landwirtschaftlichen Regionen der Schweiz gelten. Gleichzeitig sinken im Baselbiet die Bachpegel. Die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern wird deshalb immer heikler und Andreas Eschbachs Wasser-Autonomie so immer wertvoller. Würde dieselbe Menge Wasser, die Eschbach auf seinen Gewächshausdächern sammelt, dort auf natürlichen Boden regnen, dann würde wegen Verdunstung und Versickerung nur ein kleiner Teil bis in den unterhalb gelegenen Bach Ergolz gelangen, sagte Adrian Auckenthaler vom Baselbieter Amt für Umwelt und Energie. Der Betrieb sei so ein lobenswertes Beispiel für den Umgang mit Wasserknappheit Die Wasserspeicher schonen das Trinkwassernetz, die Gewässer und nicht zuletzt den Geldbeutel. Regenwasser ist zudem deutlich weniger kalkhaltig und damit für den Gemüseanbau deutlich besser geeignet als Trinkwasser.

Investitionen unter Druck

Der Nutzen für den Betrieb und die Umwelt macht die Anlage aber noch nicht wirtschaftlich rentabel: Ohne einen 40-prozentigen Zuschuss des Bundes hätte das zweite Becken nicht gebaut werden können, sagt Andreas Eschbach. Die Gemüsepreise seien viel zu stark unter Druck, um die Anlagekosten draufzuschlagen Die schwierige Schweizer Gemüsemarktlage verhindert derzeit eine weitere Klimaschutz-Investition: Für den Einbau einer Wärmepumpe, mit der die Gewächshäuser aus dem Wassersammelbecken beheizt werden könnten, was den Heizölbedarf weiter reduzieren würde, fehlen gegen 400 00 Franken. Vom Heizöl zurück  zum Wasser: Wie könnte sich der Kampf um das wertvolle Nass zuspitzen, wenn die Temperaturen steigen?

Mehr Konkurrenz

Die zunehmende Sommertrockenheit könnte künftig auch im gesamten Wasserschloss Schweiz vermehrt zu lokaler, zeitlich begrenzter Wasserknappheit führen, wie das 2003, 2006 und 2015 der Fall war. Nutzungskonflikte werden sich verschärfen. Zum einen könnte die Verfügbarkeit aufgrund häufigerer Trockenperioden abnehmen, zum andern ist die Nachfrage gerade  in Trockenperioden für Bewässerung besonders gross. Doch dürfte sich in Zeiten der Knappheit die Konkurrenz mit der Landwirtschaft ums Wasser nicht nur in Obst- und Gemüsegebieten verstärken. Zum Beispiel auch  mit Skipistenbetreiber, die im Sommer Reserven für die künstliche Beschneiung anlegen wollen. Im Kanton Graubünden etwa ist heute ein Drittel des zum Bewässern benötigten Wassers Trinkwasser. Und in der Unterengadiner Gemeinde Scuol entspricht das zum Beschneien verwendete Wasser gegen 40 Prozent des lokalen Trinkwasserverbrauchs. Es liegt auf der Hand, das der Verwendungszweck von Wasser künftig umstritten sein wird.

Bewässerungsbedarf 2060

Eine Grundlage dafür könnte der Bewässerungsbedarf sein. Ausgehend vom Jahr 2015 zeigt die Grafik unten den zusätzlichen monatlichen Bedarf für verschiedene Kulturen bei einem milden und starken Klimaszenario im Jahr 2060. Die Bandbreite ergibt sich durch verschiedene Boden-typen und verschiedene Durchwurzelungstiefen. Eine besonders grosse Zunahme an  Bewässerungsbedarf verzeichnen demnach Zwiebeln, Zuckerrüben, Kartoffel und Winterweizen – eine kleinere Zunahme Kirschen und Reben. Es stellt sich die Frage, welche Kulturen bei diesen Klimaszenarien wirtschaftlich bleiben?

Wahl der Kulturen

Um den Wasserbedarf langfristig zu senken, sollte bei der Wahl der Kulturen noch stärker als heute berücksichtigt werden, wie viel Wasser in der entsprechenden Region überhaupt zur Verfügung steht. Laut Samuel Zahner, der sich im Bundesamt für Umwelt mit der Planung von Wasserressourcen befasst, zeigen  Erkenntnisse aus Pilotversuchen im Thurgau, wie wichtig es ist, sich abzeichnende Nutzungskonflikte ums Wasser bereits heute anzugehen. Betriebsleiter Andreas Eschbach lässt offen, ob in ferner Zukunft noch Tomaten und Gurken über den Hügeln von Füllinsdorf gedeihen.

Samuel Bühlmann