Die letzte Kampagne zur Überprüfung mineralischer Dünger in der Schweiz fand 2011/12 statt. Damals und auch früher fielen z. T. starke Belastungen mit den Schadstoffen Cadmium und Uran auf. Daher wurde bei der aktuellen Untersuchung darauf ein Fokus gelegt und wiederum Mängel festgestellt, wie Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern mitteilt

Ein Viertel zu hoch, jeder sechste gesperrt

Laut dem Schlussbericht zur Kampagne 2019/2020 enthielten rund ein Viertel der geprüften Düngemittel mehr als den gesetzlich erlaubten Gehalt an Cadmium (über 50 Gramm pro Tonne Phosphat). Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit wurden 8 Phosphordünger (16 Prozent der untersuchten Produkte) für den Verkauf gesperrt. Bei diesen Produkten stand zweifelsfrei fest, dass sie zu viel Cadmium enthalten. 

Während Arsen-, Blei- und Quecksilbergehalte unterhalb der unauffällig blieben, wurden wie bereits früher hohe Uranwerte gemessen. Dafür gibt es zwar keinen Grenzwert, aber eine Empfehlung des deutschen Umweltbundesamts. 17 Proben lagen z. T. sehr deutlich darüber. Die höchsten Uran- und Cadmiummengen wiesen PK-Dünger auf. 

Mängel bei Meldepflicht und Sicherheitsdatenblatt

Im Weiteren stellte man fest, dass die Meldepflicht in 46 Prozent der Fälle nicht eingehalten wurde. Hersteller oder Importeure müssen Phosphordünger innert drei Monaten nach dem ersten Inverkehrbringen in der Schweiz im Produkteregister Chemikalien anmelden.  

Mängel tauchten auch beim Sicherheitdatenblatt auf, das über den richtigen Umgang mit und mögliche Gefahren durch das Produkt informiert. Der grösste Teil (90 Prozent) der Düngemittel wurde von den Herstellern als nicht gefährlich eingestuft, was aber in 44 Prozent der Fälle nicht bestätigt werden konnte. Dünger gilt als gefährlich, wenn beispielsweise Superphosphat (verursacht schwere Augenschäden), Ammoniumnitrat (verursacht schwere Augenreizung) oder Zinkoxid (sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung) enthalten ist. 

Gehalte passen zum Etikett

Der Schlussbericht nennt die folgenden weiteren Resultate:

  • Die Etiketten entsprachen mehrheitlich den Vorgaben.
  • Die Gehalte der Haupt- und Sekundärnährstoffe und Phosphatlöslichkeiten stimmten mit den deklarierten Gehalten überwiegend überein oder waren sogar etwas höher als auf dem Etikett angegeben.

Aufgrund der festgestellten Mängel und da die Hersteller und Importeure ihre Selbstkontrolle (betrifft unter anderem das Einstufen und die Kennzeichnung) teilweise ungenügend wahrnehmen, seien regelmässige Düngerkontrollen weiterhin wichtig, so das Fazit. Dies, obwohl sich der Anteil Proben, die  beanstandet werden mussten, im Vergleich zur Kampagne 2011/2021 fast halbiert hat. 

Empfehlung für Verwender

Im Schlussbericht wird Verwendern von Düngemitteln wie z. B. Landwirten empfohlen, möglichst Phosphor-Recyclingdünger zu verwenden und wenn möglich Qualitätsnachweise bei den verantwortlichen Düngerinverkehrbringern einfordern.

 

Woher kommen Cadmium und Uran?

Mineralische Phosphordünger werden durch technische Aufbereitung von natürlichen Rohphosphaten hergestellt, heisst im Schlussbericht. Vor allem wenn das Rohmaterial aus Sedimenten stamme, könne es grosse Mengen Cadmium und Uran enthalten, die zu mindestens 70 bis 80 Prozent ins Endprodukt übergehen. 

Im Boden können sich Cadmium und Uran anreichern, letzterer Stoff könne ausserdem unter Umständen via Pflanzen in die Nahrungskette gelangen oder ins Grundwasser gewaschen werden.

Giftig für Mensch, Tier und Boden

Cadmium ist ein toxisches Schwermetall und laut dem Bundesamt für Umwelt bei chronischer Belastung in geringen Mengen giftig für Mensch und Tier, da es sich im Körper anreichert. Ausserdem sei es ebenfalls giftig für Pflanzen und Mikrooganismen und störe die Bodenfruchtbarkeit. In der Schweiz stammt Cadmium in der Umwelt vor allem aus der Abfallverbrennung oder der Industrie, sein Gehalt im Boden sei in letzten 20 Jahren stabil. 

Gefährdung der Gesundheit unwahrscheinlich

Uran ist radioaktiv und wirkt laut Schlussbericht der Düngeruntersuchung sowohl stark mutagen als auch kanzerogen, verursacht also Fehler im Erbgut der Zellen und kann Krebs auslösen. Allerdings werde die chemische Giftigkeit höher eingeschätzt, als die Gesundheitsgefahr durch die Strahlung des Urans. Seine Zerfallsprodukte sind noch toxischer. Obwohl auch in der Schweiz insbesondere im Oberboden an diversen Standorten eine Urananreicherung festgestellt worden sei, beurteile man eine Gefährdung der Gesundheit als unwahrscheinlich. Auch die Menge, die über Gemüse aufgenommen wird, beurteilt man als gering.