Die sehr trockenen Sommer von 1976 und 2003 waren nur einen Vorgeschmack darauf, was uns gegen Ende dieses Jahrhunderts erwarten könnte. Damals mussten viele landwirtschaftliche Kulturen in notfallmässigen Aktionen bewässert werden, um ihr Verdorren und damit einen Totalschaden zu verhindern.

Bereits heutzutage werden in einem durchschnittlichen Trockenjahr nach Schätzungen des Bundesamtes für Landwirtschaft regelmässig 55‘000 Hektaren Landwirtschaftsfläche bewässert, namentlich in trockenen Regionen wie im Wallis, der Broye-Ebene oder im Engadin. Dies war für das Agroscope-Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften Grund genug, dem Thema „Wasser in der Landwirtschaft” die erste Agroscope-Nachhaltigkeitstagung zu widmen.

Dabei ging es insbesondere darum, verschiedene Anpassungsmassnahmen der Landwirtschaft an den Klimawandel vorzustellen, die über die naheliegendste, die Bewässerung, hinausgehen. Zudem sind sie nachhaltig.

Vieles noch unbekannt

Am Beispiel der drei grössten Obstanbaugebiete der Schweiz stellte Philippe Monney von Agroscope verschiedene Bewässerungssysteme, insbesondere auch wassersparende, vor. Während im Wallis, wo im Sommer grosser Wassermangel herrscht, vorwiegend das System der festen Überkronenbewässerung in Obstplantagen verwendet wird, das gleichzeitig auch der Frostbekämpfung dient, so sind in Changins (VD) vorwiegend die wassersparenden Tropfbewässerungssysteme fest installiert.

Im thurgauischen Güttingen mit wenig Wassermangel werden während höchstens einer Vegetationsperiode nur Junganlagen mit temporären Systemen bewässert. Eine weitere Kulturpflanze, die nebst Obstplantagen für gutes Gedeihen relativ viel Wasser braucht, ist die Kartoffel. Übersteigt die Temperatur 25 Grad, so sind dies ungünstige Konditionen für den Kartoffelanbau und Kühlung durch Wasser ist angesagt.

Auf Tröpfchenbewässerung reagiert die Kartoffel in Trockenperioden gut: Laut Thomas Hebeisen von Agroscope kann damit der Hektarertrag von 40 Tonnen auf 60 Tonnen gesteigert werden. In einem Strickhof-Versuch in Benken (ZH) sei sogar eine Ertragssteigerung bis zu 50 Prozent möglich gewesen.

Kritisch beleuchtete Manuel Schneider von Agroscope die weit verbreitete Praxis der Wiesenbewässerung, die insbesondere in Trockentälern wie im Wallis oder Engadin die Erträge steigert. So werden im Wallis 20‘000 Hektaren und im Engadin 2‘000 Hektaren Wiesen bewässert. Laut Schneider birgt Bewässerung als Neuinvestition die Gefahr zusätzlicher Investitionen wie etwa Düngung oder Planierung.

In einem waren sich die Wissenschaftler, die zum Thema Bewässerung referierten, einig: In der Schweiz besteht dazu, mit Hinblick auf den Klimawandel und den zunehmenden Bewässerungsbedarf, noch Forschungsbedarf.

Anbaupraxis anpassen

Steigt die Durchschnittstemperatur, so geht dies mit einer höheren Wasserverdunstung einher und mit grösserem, das heisst schnellerem Pflanzenwachstum. Die landwirtschaftlichen Kulturen brauchen also weniger lang, bis sie reif sind und verbrauchen damit insgesamt gar nicht mehr Wasser.

Der Nachteil dabei: Es kommt zu einem vermehrten Humusabbau, so wie dies in den Tropen der Fall ist. Deshalb ist es bei steigenden Temperaturen im Hinblick auf die Erhaltung des Humusgehaltes im Boden künftig von Vorteil, vermehrt landwirtschaftliche Kulturpflanzen im Winter anzubauen und insgesamt die Fläche an Grünland zu erhöhen.

Um den Wasserhaushalt im Boden zu verbessern und im Sommer die Wasserverdunstung aus dem Boden zu reduzieren, ist es zudem im Sinne von Nachhaltigkeit angezeigt, auf minimale Bodenbearbeitung umzustellen. Eine weitere Massnahme stellt die Umstellung auf weniger wasserbedürftige und mehr hitzeresistente Sorten dar.

Nach den Stufenschritten „Anbaupraxis” und „Produktionssysteme” nannte Jürg Fuhrer von Agroscope als dritten und letzten Anpassungsschritt „Raumorganisation”. Konkret heisst dies, dass landwirtschaftliche Kulturpflanzen dort angebaut würden, wo sie vom Klima her auch am besten gedeihen.

Versicherungen und Einkommensstabilisierung

Auf Stufe Einzelbetrieb haben Betriebsleiter noch weitere Möglichkeiten, mit den Trockenheits- und weiteren Wetterrisiken umzugehen, wie Robert Finger von der Universität Wageningen, Niederlande, ausführte. Zum Beispiel indem sie entsprechende Versicherungen abschliessen.

Auch wenn eine Untersuchung des ETH-Institutes für Umweltentscheidungen gezeigt habe, dass mit der Einführung des Direktzahlungssystems in der Schweiz die Nachfrage nach Risikomanagementsystemen, wie etwa der Hagelversicherung, abgenommen hat. Als weiteres Versicherungsmodell nannte Finger die Wetter-Index-Versicherung. Hier bestimmt nicht der Schaden im Feld die Höhe der Auszahlung, sondern ein Wetterindex ausgewählter Wetterstationen.

Als interessantes Instrument der EU-Agrarpolitik stellte der Agrarökonom das EU-Einkommensstabilisierungsinstrument für Landwirte vor: Damit werden Einkommensverluste des durchschnittlichen Einkommens der letzten 3 Jahre, die 30 Prozent übersteigen, teilweise kompensiert.

Brigitte Weidmann, LID