Es auf die Betriebsmanagementliste von Braunvieh Schweiz zu schaffen ist schon bemerkenswert genug. Zusätzlich aber noch mit extrem tiefen 23 00 Zellzahlen den besten Einzelwert zu haben ist schon eine sehr beachtliche Leistung. Dafür wurde der Steiner Landwirt am Braunviehevent in Unterägeri ausgezeichnet (siehe «BauernZeitung» vom 3. Oktober Seite 27). Was macht Albert Kälin anders? Kurz zusammengefasst: Kaum Tierverkehr, optimale Melktechnik und das konsequente Ausmerzen von Problemtieren.


Gründliches Anrüsten vor dem  Melken


«Die grössten Probleme mit  Eutergesundheit hatten wir vor ungefähr acht Jahren, wo wir einige Kühe auf Fremdalpen gaben. Diese kamen im Herbst mit hohen Zellzahlen und Erregern im Euter heim», erklärt der Steiner Landwirt. Seit sie auf dem Betrieb kaum mehr Tierverkehr hätten, sei die Eutergesundheit massiv besser.

Ein wichtiger Punkt ist für Landwirt Kälin auch die Melktechnik. «Ich reinige die Zitzen erst mit einem feuchten, desinfizierenden Einwegpapier und trockne mit einem weiteren nach.». Wesentlich sei auch gründliches Anrüsten. Aufs Nachmelken verzichtet er, dafür wird mit handelsüblichem Mittel gedippt.

Immer vom Betriebsleiter gemolken


Obwohl Bäuerin Dafrosa Kälin viel im Stall hilft, werden die 15 Kühe immer vom Betriebsleiter selber gemolken. Ein ruhiger Umgang sei wichtig. Die Melkeinrichtung ist einfach. Gemolken wird am Fressgitter direkt in die Milchkannen. Die Strohliegeboxen werden mit Kalkprodukten behandelt, und auch die Fliegen werden bereits im Frühjahr mit einem Larvizid bekämpft.


Finanzielle Vorteile auch dank Qualitätszuschlag


Auch auf dem Betrieb Nageldach gibt es Euterprobleme. «Ich mache keine antibiotischen Behandlungen, ohne dass die Milch vorher untersucht wurde.» Tiere mit dem Erreger Staph. aureus werden konsequent ausgemerzt.


Weniger Bedeutung gibt Albert Kälin der Zucht auf Eutergesundheit. «Euterprobleme sind mit melktechnischen und hygienischen Verbesserungen einfacher zu lösen.» Allerdings ist ihm ein gut sitzendes Euter wichtig. Die gute Eutergesundheit bringt neben mehr Zufriedenheit im Stall auch finanzielle Vorteile.

Qualitätszuschlag vom Milchkäufer


Neben tieferen Behandlungskosten kann Kälin auch von einem Qualitätszuschlag zum Milchgeld von seinem Milchkäufer Herbert Annen profitieren.  «Dass von meinen 14 Milchlieferanten mit Albert Kälin bereits der zweite Bauer den tiefsten Zellzahlwert erreicht, freut mich riesig», so Käsermeister Annen. Nur dank der super Qualität der silofreien Milch könne er Käse im Premiumbereich herstellen.

Die Zusammenarbeit mit Albert Kälin empfindet er als sehr partnerschaftlich. Beim täglichen Milchabholen durch Annen werde oft über den Geschäftsverlauf in der Käserei diskutiert. «Das Interesse meiner Milchlieferanten motiviert mich.»

Reto Betschart