Mein Name ist Elena Bär und ich komme aus dem Südschwarzwald. Ich bin Sennerin auf der Alp Garschina im Prättigau. Die Alp liegt unterhalb der Sulzfluh umgeben von Drusenfluh und Schiehfluh bei St. Antönien. Wir arbeiten auf zwei Staffeln. Das Untersäss liegt auf 1600 m ü. M. und das Obersäss auf 2000 m ü. M. Diesen Sommer sömmern wir 90 Milchkühe, 70 Stück Jungvieh, 17 Geis­sen und 18 Alpschweine. Die Alp­milch verarbeiten wir zu Bündner Alpkäse, Alpbutter, Alp­mutschli, Alpcamembert, Alp­raclette und Alpziger.

Bündner Alperlebnisse  

Im Blog des Bündner ÄlplerInnen Vereins berichten Älplerinnen und Älpler in loser Folge von ihren Erlebnissen während des Alpsommers.

AboDie Alp Gafien im Prättigau hat eine Fläche von rund 280 Hektaren. Für die Weideeinteilung sind rund 15 Kilometer Zaun zu erstellen und unterhalten.ÄlplerblogDas Alpleben reduziert sich auf das WesentlicheFreitag, 3. September 2021

Die Milchverarbeitung fasziniert

Dies ist mein achter Alpsommer als Sennerin. Zwei Sommer verbrachte ich in der Lenzerheide auf der Alp Plantahof. Auf der Alp Garschina ist es der sechste Sommer. Im Winter arbeite ich im Verkauf an der Käsetheke und führe einen kleinen Nebenerwerbsbetrieb mit Wald, Wiesen und Bündner Strahlenziegen.

Den Gedanken «z Alp z goh» hatte ich schon seit meiner Lehre zur Landwirtin, aber ich dachte eher ans Hüten. Bis es aber dann so weit war und ich auf die Alp ging, dauerte es noch eine Weile. Als ich im Jahr 2013 auf einem Milchviehbetrieb bei Kloten arbeitete, bekam ich die Möglichkeit, auf der Ruosalp im schwyzerischen Bisistal erstmals Alpluft zu schnuppern. Auf dieser Alp wurde Kuh- und Geissmilch verarbeitet. 

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Die Milchverarbeitung hat mich fasziniert und tut es noch heute. Milch ist so ein genialer Rohstoff, aus dem man so viel machen kann. Dazu das Handwerk des Käsens: von der Kulturenherstellung bis der Käse den Keller verlässt.

Auch heute freue ich mich wie ein kleines Kind, wenn die ersten Käse Schmiere bekommen oder der Weissschimmel wächst. Das macht für mich die Leidenschaft fürs Käsen aus. Mir sind die Sommer am liebsten, in denen wir viel Milch haben, dann können wir Vollgas produzieren. Je strenger desto besser.

Die «Chästeilet» ist etwas Besonders

Diese Woche haben wir die erste «Chästeilet». Das ist immer etwas Besonderes. Bevor es so weit ist, schneiden wir den ersten Käse an. Das ganze Alpteam freut sich auf diesen Moment, nach sechs Wochen endlich Alp­käse geniessen zu können. 

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Für mich ist «Chästeilet» jeweils ein freudiger und trauriger Moment zugleich. Einerseits würde ich lieber den Keller voll machen und andererseits freue ich mich, den Bauern den Alpkäse, den ich viele Wochen gepflegt habe, mit ein bisschen Stolz übergeben zu können. Ich finde, für ein hochwertiges Alpprodukt braucht es nicht nur einen guten Senn, es braucht auch ein gutes Team im Hintergrund. Die Zusammenarbeit ist entscheidend.

Die Kühe haben Charakter

Neben dem Käsen geniesse ich die Zeit draussen in der Natur und bei den Kühen zu sein, wann immer es zeitlich möglich ist. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie jede Kuh ihren eigenen Charakter hat. Und manchmal hat man schon das Gefühl, dass sie ein bisschen ihren Besitzerinnen ähneln.

Diesen Sommer habe ich das Gefühl, der Sommer ist schon fast vorbei, obwohl er erst angefangen hat. Das schlechte Wetter kann schnell auf die Stimmung schlagen, es ist für Mensch und Tier mühsam. Dennoch geniesse ich den Alpsommer und hoffe auf einen schönen Herbst.