Für Davide Cattori, Gemüsegärtner mit Meisterabschluss, stellte sich nie die Frage nach einem anderen Beruf. „Ich hatte schon sehr früh meinen eigenen kleinen Garten, wo ich Gemüse säte, pikierte, pflanzte und erntete“, erinnert er sich. Sein Garten blieb ein wichtiges Hobby auch als Heranwachsender, später kam dann das Velofahren dazu. Davide fuhr Velorennen bei den Junioren.

Später in der Lehre als Gemüsegärtner im aargauischen Villigen fehlte aber ihm die Zeit für die Rennen. „Velofahren ist aber auch heute noch mein Hobby“, betont er. Bewusst wählte er eine Lehrstelle in der Deutschschweiz aus, denn er wollte Deutsch lernen. Logisch, dass er auch die Berufsschule in Deutsch in Wädenswil besuchte und später den Meister als Gemüsegärtner machte.

Nahe am Kunden produzieren

Aktuell ist er in der Familien AG „Agrotomato SA“ verantwortlich für die Freilandproduktion. „Zum Glück wollen Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten Gemüse essen, das hier in der Schweiz wuchs. Ich habe das Vergnügen, dieses Gemüse zu produzieren“, meint er schmunzelnd. Es sei die Stärke der Schweizer Landwirtschaft, nahe am Kunden zu produzieren, spricht er aus eigener Erfahrung. Denn ein kleiner Teil des Gemüses seines Betriebs wird direkt verkauft und die Kundinnen und Kunden fragen oft nach, wie ihr Gemüse produziert wurde.

Auch als Agrotomato SA kürzlich einen Tag der offenen Gewächshaustür für die Bevölkerung machte, erfuhr er, wie gross für viele Leute die Distanz zur Landwirtschaft geworden ist: „Es ist wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit hin stehen und den Leuten die Gemüseproduktion erklärt.“ Die Familie Cattori liefern der Migros für das Label „Aus der Region für die Region“ Tomaten.

Davide ist als Lieferant selber hie und da am Verkaufspunkt in den Läden, erklärt den Kundinnen und Kunden die Hintergründe der Produktion und wirbt für Schweizer Gemüse. Er nutzt generell jede Möglichkeit, um für Gemüse zu werben, sei es im Direktverkauf, im Internet unter www.agrotomato.ch oder auch auf Facebook. Davide ist jedoch auch froh über die Basiswerbung, die der Bauernverband in den elektronischen Medien oder auf Plakatwänden für die Schweizer Landwirtschaft macht.

Weinbau als neues Standbein

Gemüse wird immer gegessen, da ist er sich sicher. Entsprechend sieht auch seine Strategie für die Zukunft aus: Sein Betrieb weiterhin wachsen: „Ich bin offen für Neuheiten und will mit dem Weinbau einen neuen Betriebszweig aufbauen.“ Die Planung dieses neuen Betriebszweiges ist weit fortgeschritten. Im April 2016 will er eine Hektare Merlot-Reben pflanzen. Weil Tessiner Wein und speziell der Merlot auf dem Markt gesucht seien, lohne es sich, hier einzusteigen. Diese Chance wolle er packen.

Enttäuscht ist er hingegen von der Agrarpolitik 2014-17, auch weil er für die Produktion im Gewächshaus nach wie vor keine Direktzahlungen erhält. „Für mich geht die Agrarpolitik viel zu weit in der Ökologie, auch wenn ich grundsätzlich nicht gegen ein gewisses Mass an Ökologie bin“, bringt er es auf den Punkt. Genau in die gleiche Richtung sei auch die Revision des Gewässerschutzgesetzes gegangen, bei der Ackerland entlang von Flüssen verloren gehe. „Man sollte die Schweizer Landwirtschaft nicht ständig einschränken, und ihr immer weniger Raum lassen, um Lebensmittel zu produzieren“, sagt er klipp und klar. Die Schweizer Bevölkerung erwarte von der Landwirtschaft die Produktion von gesunden Nahrungsmitteln in Topqualität.

Für die Gemüseproduzenten werde es in Zukunft nicht einfacher, befürchtet Davide, denn sie stünden im Konkurrenzkampf mit dem Ausland, auch wegen dem zunehmenden Einkaufstourismus. Er bleibt aber positiv gestimmt, denn schliesslich arbeitet er in seinem Traumberuf: „Weil ich mit Freude arbeite, machen mir auch lange Arbeitstage nichts aus.“ Das sei gerade im trockenen Sommer 2015 wichtig gewesen, wo das Bewässern viele zusätzliche Arbeitsstunden verursacht habe.

SBV