Die Familie Nussbaum führt ihren Bauernhof an einem Ort, an dem nicht unbedingt mit Landwirtschaft zu rechnen ist. Zwischen Einfamilienhäusern, Wohnblocks und Wald steht in Stettbach ZH der Gfellerhof. Sozusagen mitten in der Agglomeration Zürich. 

Logistische Herausforderung

«Anfangs war es ein Umgewöhnen. Wir haben hier keine Aussicht, die Weite hat gefehlt», erzählt Rosmarie Nussbaum. Wenn sie spricht, hört man sofort, dass sie nicht in der Region aufgewachsen ist. Sie komme ursprünglich aus Heimiswil im Emmental, bestätigt sie. Zusammen mit ihrem Mann wohnte sie zuerst in Münsingen BE, wo sie mit Aussicht auf die Stockhornkette verwöhnt wurden. Weshalb es sie denn so weit von dort weggezogen habe? «Wir suchten lange nach einem Pachtbetrieb. Hier wurden wir fündig und sind nun seit 17 Jahren auf dem Gfellerhof». 

Mittlerweile ist Stettbach ihr Zuhause geworden. Die zentrale Lage bringe aber doch die eine oder andere Herausforderung mit sich. «Unser Land ist zerstückelt. Wir haben viel Fläche, aber keine schön grossen Felder.» Nussbaums sind viel mit dem Traktor unterwegs. Bei der Planung achten sie darauf, dass sie nicht zu den Stosszeiten fahren müssen: «Beim Heuen führen wir zuerst die Wiesen nach Hause, die man auf der Strasse erreicht. Sonst stehen wir abends zu lange im Feierabendverkehr», erzählt die Bäuerin von den 
logistischen Herausforderungen. 

«Gib-Häb-Spring»

Rosmarie Nussbaum ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Gelernt hat sie Verkäuferin im Bereich Bäckerei und Konditorei. Seit sie in Zürich wohnt, arbeitet sie jedoch Vollzeit auf dem Hof mit. Familie Nussbaum führt eine Betriebsgemeinschaft mit einer benachbarten Bauern-
familie. Zusammen betreiben sie etwas Ackerbau. Zum grossen Teil produzieren sie jedoch Futter für ihre 60 Milchkühe und die Aufzucht. «Meine Kollegin Pia Huber vom Partnerbetrieb und ich sind die ‹Gib-Häb-Spring-Arbeitskräfte›. Wir helfen, wenn Not an der Frau ist», sagt die Bäuerin schmunzelnd. «Wir rechen das Heu unter den Bäumen weg, mosten die Äpfel oder tränken die Kälber. Ich bin ausserdem für den Haushalt verantwortlich.» Ihr gefallen die Arbeit und das Leben als Bäuerin. Es gebe immer viel zu tun. Das Gefühl, nie fertig zu werden, kenne sie zwar: «Ich kann mir jedoch die Arbeit selber einteilen. Wenn ich draussen viel zu tun habe, dann ist die Wäsche halt noch nicht gebügelt. Das kann ich dann am nächsten Tag immer noch erledigen», sagt sie.

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Deborah Rentsch