Gesund schauen die jungen Rosenkohlpflänzchen aus dem Mulch hervor. Mitte April hat sie Reto Minder in den streifenweise gelockerten Ackerboden gesetzt. Bald soll auch der Tabak so gepflanzt werden. Denn auf dem 36 ha grossen Ackerbaubetrieb im Freiburger Murtenbiet ist Pflügen tabu. «Nur wer konsequent pfluglos arbeitet, profitiert wirklich von den grossen Vorteilen dieses Anbausystems», weiss Betriebsleiter Minder.


Auf null reduzierte Erosion


Die bessere Tragfähigkeit, das grössere Wasserspeichervermögen, die auf null reduzierte Erosion – und schliesslich die stabileren und höheren Erträge: All diese Effekte seien erst nach gut fünf Jahren konsequentem Pflugverzicht eingetreten. «Konsequenter Verzicht bedeutete für mich allerdings: Ich musste auch Tabak und Rosenkohl pfluglos hinkriegen», sagt Reto Minder. Mit dem Strip-Till-Verfahren hat er eine Technik gefunden, mit der auch gepflanzte Kulturen ins Direktsaatsystem integriert werden können. Gut zwei Drittel des Ackerbodens bleiben dabei unberührt. Im Vergleich zur Streifenfräse zerstören die Zinken des Strip-Tillers die Bodenstruktur kaum.

Beste Voraussetzungen für die Kultur schaffen


Die Streifen bereitet Reto Minder mehrere Wochen vor der Pflanzung, wenn die Bedingungen optimal sind. «Damit schaffe ich die besten Voraussetzungen für die Kultur – und gleichzeitig kann ich damit die Arbeitsspitzen im späteren Frühling brechen.» Denn schliesslich gilt es im April sechs Hektaren Rosenkohl und im Mai fünf Hektaren Tabak zu pflanzen. Das macht Reto Minder mit einer Speedy-Pflanzmaschine, an die er Sternräumer und Schneidscheiben angebaut und so Minimum-Till kompatibel gemacht hat.

Im Gemüsebau ist der Freiburger mit dieser Anbautechnik ein Pionier. Für Martin Keller vom Beratungsring Gemüse in Ins sind seine Erfahrungen sehr wichtig. «Die AP 2014–17 bringt die Gemüseproduzenten punkto Erosionsschutz zunehmend unter Druck», erklärt er. Mit der Setzmaschine von Reto Minder könnte theoretisch fast jede Kohlart im Strip-Till-Verfahren gepflanzt werden. Noch seien die Gemüseproduzenten der neuen Technologie gegenüber aber skeptisch eingestellt.

Denn der pfluglose Anbau birgt auch Zielkonflikte. Zum Beispiel die Abhängigkeit von Glyphosat. Für Reto Minder ist klar, dass diese gebrochen werden muss – und kann. Dank der ausgeklügelten Fruchtfolge, die eine permanente Bodenbedeckung garantiert, setzt er das Totalherbizid nur noch vor Zuckerrüben, Mais und Rosenkohl ein. Indem er die Wassermenge reduziert, erzielt er mit einer tiefen Wirkstoffmenge von maximal 1,5 g/ha und Jahr immer ein gutes Resultat. «Die beste vorbeugende Massnahme gegen Unkräuter ist aber der Verzicht auf den Pflug», ist der junge Freiburger überzeugt. «Denn wo der Boden nicht bewegt wird, laufen weniger Unkräuter auf.»

Eine ideale Fruchtfolge befolgen


Und die Fusarien? Auch hier sieht Reto Minder den Schlüssel zur Lösung in der Fruchtfolge. Winterweizen, Rosenkohl, Mais, Tabak oder Erbsen, Winterweizen, Zuckerrüben: So sieht seine Fruchtfolge aus. So können sich die Maisstoppeln jeweils während eines Jahres abbauen. Pro­bleme mit zu hohen Mycotoxingehalten habe er noch nie gehabt. Dennoch ist sich auch der Direktsaatprofi bewusst: Der pfluglose Anbau steht erst in den Kinderschuhen. Noch sei viel Pionierarbeit nötig, bis auf jede noch offene Frage eine praxis­taugliche Antwort gefunden ist.


Ursina Galbusera