Die Veränderungen in der Arbeitswelt sind auch an den landwirtschaftlichen Bildungszentren zu spüren. Mitarbeitende sind heute im Schnitt jünger und gefordert ist eine hohe Flexibilität. Auch wegen anhaltendem kantonalen Spardruck. Die BauernZeitung hat sich bei den Direktoren der beiden grössten Bildungszentren in der Region umgehört. "Die Fluktuationsrate ist vergleichbar mit derjenigen privater Arbeitgeber oder anderen kantonalen Verwaltungseinheiten", entgegnet Hansruedi Häfliger vom LZ Liebegg der Frage, ob in letzter Zeit nicht vermehrt Stellen an Schulen ausgeschrieben sind.

Kaum mehr auf Lebzeiten
Im Gegensatz zur Generation der "Babyboomer", sei die junge "Y-Generation" halt viel offener für Stellenwechsel. Dies insbesondere, wenn damit die Work-Life-Balance optimiert werden könne, beobachtet Häfliger. Damit sind etwas kürzere Arbeitswege, flexiblere Arbeitszeiten, Teilzeitpensen, erforderliche Abend- und Wochenendeinsätze usw. gemeint. Häfligers Einschätzung bestätigt Walter Gut vom BBZ Natur und Ernährung Luzern. Der Eindruck, dass es im Lehrer-/Beraterteam zu mehr Wechseln komme, täusche für Luzern nicht. "So viele Wechsel wie in letzter Zeit hatten wir noch nie", sagt Gut. Die Gründe lägen aber in jedem einzelnen Fall anders. Bislang konnten die Stellen gut wiederbesetzt werden, tönt es unisono. Die neuen Lehrer sind meist jung, frisch ab den Hochschulen und stammen aus der Region. "Wechsel aus anderen Kantonen oder der Privatwirtschaft gibt es kaum mehr", ergänzt Gut. Der Stellenmarkt bei den Agronomen ist ausgetrocknet. Hansruedi Häfliger betont die Wichtigkeit, zu potenziellen Kandidaten frühzeitig eine Beziehung aufzubauen. Etwa mittels eines Praktika-Angebots. Die Sicherung des Know-hows im Zentrum werde grundsätzlich aber aufwendiger, gibt Häfliger zu. An der Liebegg sind heute rund 20 Personen in fünf Fachteams als klassische Lehrer/Berater beschäftigt.

Sparen wirkt sich aus
In den Kantonen Luzern und Aargau wird seit Jahren der Rotstift angesetzt. Nicht ohne Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Bildungszentren und das Personal. "Die Identifikation mit dem Kanton als Arbeitgeber und damit auch der Stolz und die Bindung schwinden", beobachtet Gut. Eine verlässlichere Finanzpolitik wäre hier dienlich, findet er. An der Liebegg etwa wurden als Folge Pflichtpensen erhöht und Ressourcen reduziert. "Die Belastung nimmt zu", so Häfliger. Noch stärkere Priorisierung oder eine Verzichtsplanung sind Auswege. Mit Auswirkungen für die Kunden, also die Bäuerinnen und Bauern? "An der Qualität des Unterrichts und den Dienstleistungen ändert sich nichts", stellt Hansruedi Häfliger klar. Allerdings würden die Kosten in der höheren Berufsbildung steigen und einzelne Dienstleistungen nicht mehr angeboten. Konsequenzen auch im Kanton Luzern: Nebst einer Woche Unterrichtsausfall seien die Preise für Bildungsangebote, Beratungen und weitere Dienstleistungen für die Bauernfamilien zum Teil "massiv" gestiegen, sagt Walter Gut. Geblieben sei ein hohes Engagement des Teams und die Dankbarkeit der Bauernfamilien. Allen Herausforderungen zum Trotz, die jeder Beruf halt mit sich bringt, sind die beiden Direktoren – die vor ihrem Chefposten ebenfalls unterrichtet und beraten haben – von der Attraktivität des Stellenprofils überzeugt.

Vielfalt und Praxisnähe
Die Vielfalt der Aufgaben, der Kontakt zur Praxis und der offensichtliche Sinn hinter der Arbeit, nämlich Bauernbetriebe neutral und fachlich kompetent in allen wichtigen Bereichen auszubilden und zu beraten, sei nämlich durchaus attraktiv, sagt Gut. Und Häfliger ergänzt: "Lehrer und Berater können sich auch als Einzelpersonen eine gute Positionierung erarbeiten", was Anerkennung und Befriedigung im Beruf bedeute. Der Mix aus sich laufend verändernden Aufgaben und das abwechslungsreiche Arbeitsumfeld seien aber folglich auch entsprechend anforderungsreich.

Beraten fordert
Ein ehemaliger Lehrer/Berater, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung liest, erzählt ebenfalls von hohen Anforderungen. Insbesondere in der Beratung und speziell dort, wo es für die Betriebsleiterfamilien um wichtige strategische Entscheide und viel Geld gehe. Auch habe der Respekt gegenüber den Landwirtschaftslehrern, so sein Eindruck, tendenziell abgenommen. Gerade junge Landwirte verfügten heute vielfach über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Beratungen haben es also in sich. Früher wurde Bauernfamilien häufig mit «Patentrezepten» geholfen, sagt der Liebegg-Direktor Häfliger. "Heute sind individuelle Hilfestellungen im komplexen Unternehmensführungsprozess gefragt".

aem