Die Sonne scheint mit voller Kraft, am Montag dieser Woche im aargauischen Freiamt, und reift die duftenden Erdbeeren auf den Feldern. Erdbeerpflanzer Willi Staubli ist froh, dass nach den hektischen Frosttagen Ende April endlich die Ernte seiner tiefroten, süssen Erdbeeren losgeht.

Kampf mit den Frösten

Willi Staubli erinnert sich ungern aber lebhaft an die bis Minus sechs Grad Celsius kalten Fröste ab dem 21. April. «Eine Woche lang deckten vier Leute einen Teil der Freiland-Erdbeeren mit bis zu drei Folien ab und beregneten den anderen Teil der frühen Sorten, um sie vor dem Frost zu schützen.»

Dank dieses «Krampfs» gelang es ihm und seinen Leuten, einen Teil der Ernte der Frühsorten zu retten. Schäden gab es auf seinen zweieinhalb Hektaren Freiland-Erdbeeren trotzdem. Viele Blüten wurden wegen  Frost und Schnee nicht oder nicht vollständig befruchtet. Deshalb produzieren die Stauden zum Teil deformierte, nicht marktfähige Beeren. «Krüppelbeeren», kommentiert Staubli und zeigt ein paar einseitig gewachsene, verformte, kleine und noch grüne Erdbeeren. Staublis Saisonarbeiterinnen pflücken diese raus aus zwei Gründen, wie der Erdbeeren-Spezialist erklärt: Erstens würden missgebildete Erdbeeren  auch Nährstoffe von der Staude zehren und zweitens gebe es so in der Ernte weniger Sortierarbeit. Die allerersten Freiland-Erdbeeren sind tot, Staubli zeigt auf die braunen, erfrorenen
Beeren.

Zwölf Sorten Erdbeeren

Die Erdbeeren in den Tunnels überstanden die Fröste dagegen unbeschadet, ausser dass sich die Ernte  um eine Woche verspätete. Seit zwei Wochen wird in den Tunnels geerntet, «aber leider weniger als der Markt verlangt». Willi Staubli könne nicht alle Lieferungen erfüllen, bedauert der Beerenprofi. Aber jetzt überwiegt bei ihm die Freude auf eine reichliche Erdbeeren-Ernte 2017 mit Früchten bester Qualität. Am Montag dieser Woche liess Staubli zum ersten Mal Freiland-Erdbeeren pflücken. Um von Mai bis September liefern zu können, pflanzt Staubli zwölf verschiedene Sorten Erdbeeren, darunter auch Sorten, die bis in den November tragen, sogenannte Durchträger. Staubli sitzt auch im Vorstand des Schweizer Obstverbandes, er kennt den Markt genau. «Jetzt sind Erdbeeren gesucht», spürt er. Die Anbaufläche sei in der Schweiz konstant, jedoch würden die Kulturen stetig ertragreicher. Die Schweizer Handelsmenge ist denn auch von 2002 bis 2016 von 5000 auf 7350 Tonnen Erdbeeren gestiegen.

Ein Tunnel mit Vorteilen

Ein immer steigender Teil der Erdbeeren werde in Tunnels produziert, denn Tunnels würden die zarten Pflanzen vor Kälte, Hagel, Sonnenbrand und Nässe schützen. «Erdbeeren lieben Regen», weiss der Fachmann, «aber nach einem Regenguss müssen Erdbeeren abtrocknen, denn im feuchtwarmen Klima breiten sich Krankheiten aus.» Willi Staubli setzt rund 30 Prozent seiner Erdbeeren-Ernte im lokalen Markt ab, der Rest geht in den Handel. So sehr sich alle auf die frischen, roten Schweizer Erdbeeren freuen, Staubli warnt davor, die Fläche auszudehnen. «Der Markt nimmt in der Hochsaison nicht mehr Erdbeeren auf», weiss er. «Jedoch in der Früh- und Spätsaison nimmt der Markt noch mehr Schweizer Erdbeeren auf. Und Bio-Erdbeeren sind auch sehr gefragt», verkündet Willi Staubli. Aber deren Anbau sei schwierig.